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Leviathan erwacht - Corey, J: Leviathan erwacht - Leviathan Wakes (The Expanse Series Book 1)

Leviathan erwacht - Corey, J: Leviathan erwacht - Leviathan Wakes (The Expanse Series Book 1)

Titel: Leviathan erwacht - Corey, J: Leviathan erwacht - Leviathan Wakes (The Expanse Series Book 1) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James S. A. Corey
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rief Holden wie aus großer Entfernung. »Nicht!«
    Es war einfach, den Abzug durchzuziehen. Ein leises Klicken, der Rückschlag des Metalls im gepolsterten Handschuh, dann noch zweimal. Dresdens Kopf flog zurück, das Blut schoss heraus. Miller trat näher an ihn heran, jagte Dresden noch zwei weitere Kugeln in die Brust, dachte kurz nach und steckte die Pistole ins Halfter.
    Abermals herrschte Schweigen im Raum. Die AAP-Soldaten wechselten überraschte Blicke und starrten Miller entsetzt an, obwohl sie gerade in einem gewalttätigen, heftigen Kampf gesiegt hatten. Naomi und Amos blickten zu Holden, der Kapitän betrachtete den Toten. Holdens verletztes Gesicht war eine starre Maske, dahinter tobten Wut, Empörung, vielleicht Verzweiflung. Miller verstand das. Es fiel Holden immer noch schwer, das Naheliegende zu tun. Es hatte mal eine Zeit gegeben, in der es auch Miller nicht so leichtgefallen war.
    Nur Fred zuckte nicht zusammen und schien nicht nervös. Der Colonel lächelte nicht, sondern schnitt nur eine finstere Miene und wandte den Blick nicht ab.
    »Was sollte das denn?«, schnaufte Holden durch die mit Blut verklebte Nase. »Sie haben ihn kaltblütig erschossen!«
    »Richtig«, bestätigte Miller.
    Holden schüttelte den Kopf. »Was ist mit einer Verhandlung? Mit der Gerechtigkeit? Sie können doch nicht einfach Ihr persönliches Urteil vollstrecken.«
    »Ich bin Cop«, entgegnete Miller und war selbst überrascht, wie betreten es klang.
    »Sind Sie denn kein Mensch mehr?«
    »Also gut, meine Herren!«, dröhnte Freds Stimme in der Stille. »Die Show ist vorbei. Lasst uns an die Arbeit gehen. Ich brauche das Entschlüsselungsteam hier. Wir müssen Gefangene evakuieren und die Station ausräumen.«
    Holden blickte zwischen Fred und Miller und dem wohl doch noch nicht ganz toten Dresden hin und her und reckte wütend das Kinn.
    »He, Miller«, sagte Holden.
    »Ja?«, antwortete Miller leise. Er wusste, was ihm blühte.
    »Sehen Sie zu, wie Sie nach Hause kommen«, sagte der Kapitän der Rosinante , drehte sich auf dem Absatz um und marschierte aus dem Raum hinaus. Seine Crew folgte ihm. Miller sah ihnen mit leisem Bedauern nach, doch es war nicht mehr zu ändern. Das zerstörte Schott schien sie zu verschlucken. Miller wandte sich an Fred.
    »Nehmen Sie mich mit?«
    »Nur in unserer Uniform und nur bis Tycho«, antwortete Fred.
    »Danke«, sagte Miller. Nach einem Moment fuhr er fort: »Sie wussten, dass jemand es tun musste.«
    Fred antwortete nicht. Es gab nichts mehr zu sagen.
    Die Thoth-Station war beschädigt, aber nicht tot. Noch nicht. Rasch hatte die Neuigkeit, dass man es mit Soziopathen zu tun hatte, die Runde gemacht, und die AAP-Kräfte nahmen sich die Warnung zu Herzen. Die Phase der endgültigen Besetzung und Inbesitznahme dauerte nicht zwanzig Stunden, wie vorgesehen, sondern vierzig. Es waren keine normalen Gefangenen, beinahe keine Menschen mehr. Miller steuerte bei, was er über den Umgang mit Gefangenen wusste.
    Die jungen AAP-Kämpfer hatten die besten Absichten, doch bisher hatte es noch keiner von ihnen mit Gefangenen zu tun gehabt. Sie wussten nicht, wie man jemanden an Handgelenken und Ellbogen fesselte, damit der Kerl nicht die Hände ausstrecken und einen erwürgen konnte. Sie wussten nicht, wie man jemanden mit einem Stück Schnur um den Hals so fixierte, dass der Gefangene weder absichtlich noch versehentlich ersticken konnte. Die Hälfte wusste nicht einmal, wie man jemanden ordentlich durchsuchte. Miller kannte sich aus, als hätte er dieses Spiel seit der Kindheit gespielt. Binnen fünf Stunden hatte er allein zwanzig versteckte Messer bei den Wissenschaftlern gefunden. Er dachte kaum weiter darüber nach.
    Dann traf eine zweite Welle von Schiffen ein: Personaltransporter, die so kaputt schienen, dass sie anscheinend die Luft ins Vakuum entlassen würden, wenn man sie nur anspuckte. Bergungsschlepper, die sofort begannen, die Abschirmung und die Aufbauten der Station zu zerlegen. Versorgungsschiffe, die die wertvolle Ausrüstung sortierten und einpackten und die Vorräte an Medikamenten und Lebensmitteln plünderten. Wenn die Nachricht vom Angriff die Erde erreichte, wäre die Station nur noch ein Skelett, und die Besatzung würde in nicht lizenzierten Gefängniszellen irgendwo im Gürtel hocken.
    Natürlich würde Protogen schon eher davon erfahren. Sie hatten Vorposten eingerichtet, die viel näher waren als die inneren Planeten. Es gab jedoch eine Gleichung, in der

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