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Leviathan erwacht - Corey, J: Leviathan erwacht - Leviathan Wakes (The Expanse Series Book 1)

Leviathan erwacht - Corey, J: Leviathan erwacht - Leviathan Wakes (The Expanse Series Book 1)

Titel: Leviathan erwacht - Corey, J: Leviathan erwacht - Leviathan Wakes (The Expanse Series Book 1) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James S. A. Corey
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Reaktionszeit und möglicher Gewinn eine große Rolle spielten. Die Mathematik von Piraterie und Krieg. Miller kannte sich aus, ließ sich aber davon nicht beunruhigen. Diese Entscheidungen mussten Fred und dessen Adjutanten treffen. Miller hatte für einen Tag mehr als genug Initiative gezeigt.
    Posthuman.
    Alle fünf oder sechs Jahre wurde das Wort häufig in den Medien erwähnt und hatte jedes Mal eine andere Bedeutung. Ein Hormon, um das Wachstum zerstörter Nerven zu stimulieren? Posthuman. Sexroboter mit eingebauter Pseudointelligenz? Posthuman. Selbstoptimierende Netzwerkströme? Posthuman. Es war ein Wort aus einer Werbeschrift, atemlos und leer, und bisher hatte er immer nur gedacht, die Menschen, die es benutzten, verfügten über eine beschränkte Fantasie, weil die Menschheit zu so viel mehr fähig war.
    Als er nun ein Dutzend Gefangene in Protogen-Uniformen zu einem angedockten Transporter führte, der Gott weiß wohin fliegen sollte, bekam das Wort eine neue Bedeutung.
    Bist du überhaupt noch ein Mensch?
    Posthuman bedeutete wörtlich, dass man kein Mensch im herkömmlichen Sinne mehr war. Wenn er von dem Protomolekül und Protogen absah, von Dresden und dessen selbstgerechten Fantasien, neben denen Mengele und Dschingis Khan lächerlich wirkten, dachte Miller, er sei vielleicht den anderen voraus. Möglicherweise war er schon seit Jahren posthuman.
    Der kritische Zeitpunkt kam vierzig Stunden später. Es wurde Zeit zu gehen. Die AAP hatte die Station ausgeräumt, und sie mussten verschwinden, bevor irgendwelche rachsüchtigen Leute auftauchten. Miller saß auf einer Beschleunigungsliege, in seinem Blut tanzten die Reste verbrauchter Amphetamine, und er näherte sich dem psychotischen Zustand, der sich nach großer Erschöpfung manchmal einstellte. Die Schwerkraft des Schubs legte sich wie ein Kissen auf sein Gesicht. Am Rande bemerkte er noch, dass er weinte. Es hatte nichts zu bedeuten.
    In diesem Dämmerzustand sprach Dresden wieder mit Miller, stieß Versprechungen und Lügen aus, Halbwahrheiten und Visionen. Miller sah die Worte wie einen dunklen Rauch aufsteigen und zu den schwarzen Fäden des Protomoleküls gerinnen. Sein eigener verzweifelter Ruf weckte ihn, dann wurde ihm bewusst, dass er bereits gesiegt hatte.
    Julie saß neben ihm und legte ihm die kühle Hand auf die Stirn. Sie lächelte sanft und verständnisvoll. Sie verzieh ihm.
    Schlaf jetzt, flüsterte sie, und er stürzte in die Schwärze.
    »Oi, Pampaw«, sagte Diogo, »Acima und weg, sabez?«
    Es war Millers zehnter Morgen auf Tycho und der siebte, an dem er in Diogos enger Wohnung hauste. Dem Unterton in Diogos Stimme konnte er entnehmen, dass es einer der letzten sein würde. Fisch und unerwünschte Gesellschaft beginnen nach drei Tagen zu stinken. Er rollte sich von dem schmalen Bett herunter, strich sich mit dem Finger durch die Haare und nickte. Diogo zog sich aus und kroch wortlos ins Bett. Er stank nach Schnaps und billigem Marihuana aus einer Badewannenzucht.
    Millers Terminal verriet ihm, dass die zweite Schicht vor zwei Stunden zu Ende gegangen war, die dritte Schicht war zur Hälfte vorbei. Er packte seine Sachen in den Koffer, schaltete über dem bereits schnarchenden Diogo das Licht aus und schlurfte zu einer öffentlichen Dusche, um ein paar seiner verbliebenen Münzen auszugeben, damit er nicht ganz so verloren aussah.
    Nach der Rückkehr nach Tycho hatte ihm ein Blick auf sein Konto eine angenehme Überraschung bereitet. Die AAP, genauer gesagt, Fred Johnson, hatte ihn für den Einsatz auf Thoth bezahlt. Er hatte nicht darum gebeten, und irgendwie hatte er nicht übel Lust, das Geld abzulehnen. Hätte es eine Alternative gegeben, dann hätte er es wohl auch getan. Da er pleite war, ging er so sparsam wie möglich damit um und amüsierte sich über die Ironie. Nun wurden er und Captain Shaddid doch wieder von denselben Leuten bezahlt.
    In den ersten paar Tagen nach der Rückkehr hatte Miller damit gerechnet, Meldungen über den Angriff auf Thoth in den Nachrichten zu sehen: ERDFIRMA VERLIERT FORSCHUNGSSTATION AN VERRÜCKTE GÜRTLER oder so etwas. Er hätte sich auch eine Schlafgelegenheit suchen sollen, die ihm nicht aus reiner Barmherzigkeit gewährt wurde. Das wollte er wirklich, doch die Stunden schienen nur so zu verfliegen, wenn er in einer Bar oder einem Lokal saß, um einfach nur noch ein paar Minuten länger die großen Bildschirme zu beobachten.
    Die marsianische Marine hatte eine Reihe ausgesprochen

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