Leviathan erwacht - Corey, J: Leviathan erwacht - Leviathan Wakes (The Expanse Series Book 1)
legen.«
»Noch einmal vielen Dank.« Holden gab ihr die Hand, als sie sich umdrehte. Sie schlug ein. Die Hand war voller Schwielen, und der Händedruck war fest. »Ich hoffe, Sie wischen mit den Kerlen von C7 den Boden auf.«
Sie grinste wie ein Raubtier.
»Daran besteht nicht der geringste Zweifel.«
Auf Fred Johnsons Anweisung hatte die AAP der Crew Wohnquartiere auf der Station zugewiesen, solange die Rosinante repariert wurde. Inzwischen, nach einigen Wochen, fühlte Holden sich in seiner Kabine fast wie zu Hause. Tycho hatte Geld und gab anscheinend eine Menge davon für die Mitarbeiter aus. Holden bewohnte drei Räume, darunter ein Bad und eine Kochnische. Auf den meisten Stationen konnte nur der Gouverneur einen solchen Luxus genießen. Holden hatte den Eindruck, dass dies für Manager auf Tycho eher normal war.
Er warf den schmutzigen Overall in den Wäschesack und setzte Kaffee auf, ehe er unter die private Dusche stieg. Jeden Abend nach der Arbeit duschen, auch das war ein unvorstellbarer Luxus. Es war leicht, sich verführen zu lassen und sich vorzustellen, diese Phase der Schiffsreparatur und des stillen häuslichen Lebens sei der Normalzustand und kein Zwischenspiel. Dazu durfte es nicht kommen.
Der Angriff der Erde auf den Mars dominierte die Nachrichtenfeeds. Noch standen die Kuppeln auf dem Mars, doch zwei Meteorschauer hatten die weitläufigen Hänge des Mount Olymp zernarbt. Die Erde behauptete, es seien Trümmer von Deimos, Mars bezeichnete es als bewusste Drohung und Provokation. Marsianische Schiffe waren mit höchster Beschleunigung von den Gasriesen unterwegs zu den inneren Planeten. Mit jedem Tag und jeder Stunde rückte der Moment näher, in dem die Erde sich entschließen musste, den Mars zu zerstören oder zurückzuweichen. Die Rhetorik der AAP drehte sich vor allem darum, dass der Sieger, wer es auch war, als Nächstes den Gürtel vernichten werde. Holden hatte gerade Fred bei etwas geholfen, das die Erde bald als den größten Akt von Piraterie in der ganzen Geschichte des Gürtels bezeichnen dürfte.
Anderthalb Millionen Tote auf Eros. Holden dachte an das Video, auf dem er das Schicksal der Menschen auf der Station hatte beobachten können. Selbst unter der heißen Dusche schauderte er noch.
Oh, und die Aliens. Außerirdische hatten vor zwei Milliarden Jahren versucht, die Erde zu übernehmen, und waren nur gescheitert, weil Saturn im Weg gewesen war. Ich darf die Außerirdischen nicht vergessen. Sein Gehirn hatte noch keinen Weg gefunden, die Erlebnisse zu verarbeiten, und neigte manchmal dazu, sie einfach zu verdrängen.
Holden schnappte sich ein Handtuch und schaltete die Wandbildschirme ein, während er sich abtrocknete. Der Kaffeeduft, die feuchte Luft aus der Dusche und der leichte Duft nach Gras und Blumen, den Tycho in alle Wohnquartiere pumpte, wetteiferten miteinander. Holden schaltete die Nachrichten ein, doch dort liefen nur Spekulationen über den Krieg ohne neue Informationen. Er wechselte zu einer Quizsendung mit unverständlichen Regeln und völlig überdrehten Teilnehmern. Dann probierte er ein paar Feeds, auf denen offenbar Comedy lief, weil die Schauspieler innehielten und nickten, wenn sie dem Publikum Zeit zum Lachen lassen wollten.
Erst als ihm der Unterkiefer wehtat, fiel ihm auf, dass er mit den Zähnen geknirscht hatte. Er schaltete den Bildschirm ab und warf die Fernbedienung auf das Bett im anderen Zimmer. Dann wickelte er sich das Handtuch um die Hüften, schenkte sich einen Becher Kaffee ein und ließ sich auf das Sofa fallen. In diesem Moment zirpte der Türmelder.
»Was ist?«, rief er. Keine Antwort. Die Räume auf Tycho waren gut isoliert. Er ging zur Tür und rückte das Handtuch etwas zurecht, dann riss er sie auf.
Es war Miller. Er trug den zerknitterten grauen Anzug, den er vermutlich schon auf Ceres gekauft hatte, und fummelte an seinem dummen Hut herum.
»Hallo, Holden …«, begann er, doch der Kapitän unterbrach ihn sofort.
»Was, zum Teufel, wollen Sie von mir? Stehen Sie da wirklich mit dem Hut in der Hand vor meiner Tür?«
Miller lächelte und setzte sich den Hut wieder auf. »Ich habe mich schon immer gefragt, was diese Redewendung zu bedeuten hatte.«
»Jetzt wissen Sie es«, erwiderte Holden.
»Haben Sie eine Minute Zeit?«
Holden starrte den schlaksigen Detective schweigend an, dann gab er es auf. Wahrscheinlich war er zwanzig Kilo schwerer als Miller, doch es war nicht leicht, jemanden einzuschüchtern, der zwei
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