Lewyn - Die Halbelbin: Reise durch Garnadkan (German Edition)
Leichtes sein. Let’wedens Thronfolgerin hatte die riesigen Ausmaße des hinterlassenen aufgerissenen Platzes gesehen. Dennoch wusste sie auch jetzt nicht, womit sie es letztlich zu tun haben würde, was es zu vernichten galt.
Asnarin kam hocherfreut auf ihre Enkelin zu. Diese war um einiges schneller als gedacht, vor allem aber unverletzt zurückgekehrt. Der erste Blick in deren Gesicht allerdings zeigte der Königin, dass ein Grund zur Freude wohl nicht bestand.
„Was ist geschehen?“, fragte sie nichts Gutes ahnend.
„Die Bestie wurde bereits geweckt. Ich kam zu spät.“
„Du fürchtest, Leranoth soll fallen?“
„Ja. Nun fehlen Regos und Cadar. Ich werde ihrer Stärke bedürfen, die Stadt zu schützen.“ Die junge Frau blickte sich um und sah auf einem kleinen Tisch eine Schale mit Früchten stehen. Sie ging dorthin, ließ sich in einem Sessel nieder und griff zu. Der Hunger war nach dem Überstandenem gewaltig.
„Du hast trotzdem kämpfen müssen. Nicht nur dein Appetit zeugt davon. Gegen wen musstest du schlagen?“ Während die Großmutter auf die Speisende schaute, betraten Feregor und die restlichen Weisen den Raum. Sie hatten die Rückkehr der Erbin der Macht spüren können.
Lewyn wartete mit ihrem Bericht, bis die Männer gänzlich eingetreten waren. So musste sie sich nicht wiederholen.
„Wir sollten Hergew bitten, vermehrt Ausschau zu halten.“
„Und wonach, Feregor? Lewyn konnte nicht erkennen, um was für eine Schöpfung es sich handelt.“ Khelaros wusste über den schlafenden Berg ebenso wenig wie alle anderen. Woran sollten sie also die aufziehende Gefahr ausmachen?
„Du vergisst die Größe. Was immer es ist, es wird nicht zu übersehen sein.“
Der väterliche Freund drehte sich dem einstigen Schützling wieder zu. „Wäre es möglich, dass die Größe der Wunde in der Erde eine Täuschung, die Bestie also nicht so gewaltig ist?“
„Gib dich nicht dieser falschen Hoffnung hin. Ihr solltet euch alle stärken. Ich fürchte, ich werde eure Unterstützung benötigen.“ Weiter verschlang sie Frucht für Frucht.
„Welche Hilfe könnten wir dir schon geben? Du wirst unser nicht bedürfen. Du trägst eine nie gekannte Kraft in dir.“
„Nur wenn ich diese nicht schon gebraucht habe, Wengor. Um mich von diesem finsteren Ort zu befreien, haben meine Fähigkeiten gerade ausgereicht, trotz der mir eigen gemachten Hilfen. Im Augenblick bin ich also recht schwach.“ Sie hatte ihre Hand über das Amulett gelegt. Die Ältesten konnten noch immer sein rötliches Glimmen erkennen.
„Bitte du den Fürsten der Drachen um die Gunst seiner Hilfe. Ich werde Regos und deinen Vater nach Leranoth holen, wenn es die Situation erlaubt. Ich fürchte, wir werden ohne ihre Stärke nicht auskommen.“ Feregor hatte den Ernst der Lage erkannt und wartete eine Antwort erst gar nicht ab. Seine letzten Worte verhallten im hellen Dunst seines Verschwindens. Die junge Magierin griff sich noch eine der fleischigen Früchte und rannte eilends durch die Stadt der Könige. Vor dem Wall angekommen hielt sie inne. Sie hatte sofort bemerkt, dass Hergew im Moment nicht in der Nähe war. Im Stillen rief sie nach dem Drachen. Es dauerte nicht allzu lange, bis sie seinen Flügelschlag vernahm. Das silbern erscheinende Tier kam knapp vor ihren Füßen auf dem Boden auf. Beinah berührten die Krallen seines Flügels die Halbelbin bei seiner Landung. Höflich und respektvoll war auch jetzt die gegenseitige Begrüßung.
„Wie kann ich dir helfen?“ Aufmerksam lauschte er ihren Worten. Dabei lief ein Zittern durch den gewaltigen Körper des Drachen. „Du bedarfst meiner Aufmerksamkeit nicht. Das Unheil nähert sich bereits. Ich kann es ebenso wie du spüren, wie ich sehe. Doch wirst du in deinem jetzigen Zustand nicht siegreich sein können, nicht einmal mit Hilfe deines jungen Freundes und Cadars. Der Kampf gegen die sechs finsteren Hexenmeister am Daras’enwa hat dich viel Kraft gekostet. Ich hoffe, dir einen Teil davon zurückgeben zu können.“ Er öffnete seine Flügel, bat die Kriegerin näher zu sich und hüllte sie anschließend in seine Magie. Rasch kam ihre Stärke zurück. Als Hergew die Erbin der Macht wieder freigab, trat sie etwas zurück und blickte ihm in seine bernsteinfarbenen Augen.
„Du solltest dich zurückziehen. Ich möchte nicht riskieren, dass der schlafende Berg dir Schaden zufügt.“
„Du verkennst die Stärke der Drachen. Ich werde dir in deinem Kampf beistehen können. Und
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