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Lichtschwester

Lichtschwester

Titel: Lichtschwester Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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Dolchgriff war trotz der Kälte schweißnaß. Wenn ich nur mein Schwert hätte mitnehmen können! dachte Sharik. Aber ihre Verkleidung war schon fragwürdig genug und würde keinen täuschen, der sie länger in Augenschein nahm. Das Schneetreiben und auch der ihrem Gewände anhaftende Geruch Ressas müßten ihr erlauben, auf Dolchweite an Haldan heranzukommen, ehe er sie erkannte und sich der Gefahr bewußt würde. Aber das hieß, daß sie verdammt nah an ihn herankommen mußte! Sie hatte diese ganze letzte Stunde damit verbracht, Ressa über ihren Mann auszufragen, um einen Hinweis auf etwas zu bekommen, das sie gegen ihn nutzen könnte. Zum Glück hatte er seiner Frau nicht nur seine Macht und Stärke, sondern auch auch einige seiner Schwächen geschildert. Er war also verwundbar. Durch Silber natürlich. Aber das half ihr nun nicht weiter. Da müßte sie dem Bastard schon ein paar Silbermünzen in den Schlund stopfen können.
      Feuer ging auch nicht. Mit Stahl wäre es möglich, aber nicht ohne weiteres. Denn bei den Tierleuten heilten Hieb- und Stichwunden anscheinend sehr schnell. Haldan hatte gegenüber Ressa geprahlt, er könne jede ihm mit Stahl beigebrachte Wunde, die ihn nicht auf der Stelle töte, ignorieren. Einen Gegner wie ihn konnte man mit einem Dolch nur an wenigen Stellen tödlich verwunden, und um die nun zu treffen, müßte sie hautnah an ihn herankommen.
      Schade, daß Ressa nicht mehr Mut gehabt hatte! Sie hatte doch oft genug Gelegenheit gehabt ... hätte ihren Mann jederzeit im Schlaf töten können und damit allen viel Leid ... Ein Lichtschein unweit voraus ließ Sharik aufschrecken. Sie faßte den Dolch fester und beobachtete gespannt die zwei Gestalten, die aus dem Dunkel traten und sich ihr bis auf zehn Schritt näherten. Haldan hatte Trin die Hände auf den Rücken gefesselt. Sie schien durchgefroren und rasend vor Wut, aber unverletzt. Er lächelte noch immer und war noch immer so nackt wie ein Neugeborenes. Aber das berührte Sharik nicht mehr. Er war für sie nur noch ein Gegner - ein Ziel für ihren Dolch. »Bring ihn her, Ressa!« rief er ihr zu.
      Sharik schüttelte nur den Kopf, um sich nicht durch ihre Stimme zu verraten, und zeigte auf Trin. Achselzuckend und lächelnd tat Haldan ihr den Gefallen. Er gab Trin einen Schubs. Sie stolperte und wäre fast in den Schnee gestürzt, fing sich dann aber wieder und taumelte, steif vor Kälte, voran. Da ging Sharik langsam auf ihn zu.
      Durch ein Auge, dachte sie dabei. Oder ein Ohr. Ins Herz ist zu schwierig ... zu viele Rippen. Ich muß nahe ran, ganz nah. Wenn wir doch Pfeil und Bogen hätten. Hilf mir, Herrin, so habe ich mir meinen ersten Kampf nicht vorgestellt!
      Nun war Sharik auf gleicher Höhe mit Trin. Sie sah ihre Augen in jähem Erkennen aufleuchten. Mit einem leichten Kopfnicken schritt sie weiter und hoffte, daß Trin das einzig Vernünftige tun würde: weiterzugehen. Trin konnte ihr so, mit gefesselten Händen, nicht helfen - und sie ihr durchzuschneiden, hatte sie keine Zeit. Die Wirtin fluchte halblaut; aber schon hörte Sharik sie hinter sich durch den Schnee fortstapfen.
      Als Sharik noch gut drei Schritt von Haldan entfernt war, schwand sein Lächeln. Er starrte sie durchdringend an, ließ seine Laterne fallen, sank dann auf alle viere und begann, sich blitzschnell zu verwandeln.
      Damit hatte Sharik nicht gerechnet, denn über die Verwandlungen ihres Mannes hatte Ressa nichts aus eigener Anschauung erzählen können. Sie hatte gehofft, dies sei ein langwieriger Prozeß, der ihr Zeit gäbe, den Dolch zu gebrauchen. Aber nun sah sie im Licht der umgefallenen Laterne, daß Haldan binnen eines Herzschlags wie Quecksilber zu neuer Gestalt wogte. Das ging so schnell, daß sie vor Schreck erstarrte. Schon blickte er als Tier zu ihr auf - die Augen rotglühend und das strohfarbene Fell wütend gesträubt ... Er riß sein dampfendes Wolfsmaul auf, heulte drohend und sprang mit einem gewaltigen Satz auf sie los. Jenes Heulen riß Sharik aus ihrer Starre. 
      Sie schleuderte ihm das Holzscheit mit aller Kraft entgegen. Aber er duckte sich darunter weg und rammte sie mit solcher Wucht, daß sie der Länge lang auf den Rücken fiel. Sie fühlte die Todeskälte des Schnees durch ihr dünnes Gewand, und ihre linke Seite war ein einziger Schmerz. Er war in Sekundenschnelle auf ihr, umklammerte ihr mit harter Pfote die Kehle, schlitzte ihr mit scharfer Klaue die Haut der Kinnlade auf und schnappte mit weit

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