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Liebe auf den zweiten Kuss

Liebe auf den zweiten Kuss

Titel: Liebe auf den zweiten Kuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Crusie
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hatte, blickte Suze vollkommen verblüfft auf die Teekanne in ihren Händen. Sie war an beiden Seiten flach mit abgerundeten Ecken und bemalt mit einer Landschaftsszene. Es war eine unheimliche, kleine Szene mit einem merkwürdigen Baum wie eine Seifenblase und zwei traurigen kleinen Häuschen, aus deren spitzen Schornsteinen zögerlich Rauch aufstieg. Der untere Rand der Teekanne war blau, ein kleiner Fluss zwischen zwei hohen Hügeln, der den Baum auf alle Ewigkeit von den Häusern trennte.
    »Ich dachte, dein Porzellan hätte ein Blümchenmuster«, bemerkte Suze. »Diese Muster habe ich noch nie gesehen.«
    »Die Kanne stand auf dem obersten Regal«, erläuterte Nell. »Ich habe sie nie benutzt.«
    »Krokusse«, sagte Margie und runzelte die Stirn. »Das waren ihre Blumen.« Sie musterte die drei Kartons mit der Aufschrift »Porzellan«. »Das kann unmöglich alles sein.«
    »Das ist mein Anteil«, erwiderte Nell. »Den Rest hat nach der Scheidung Tim bekommen.«
    »Wie bitte?« Margie riss die Augen auf. »Er hat dir dein Porzellan weggenommen?«
    »Nur die Teller«, erwiderte Suze.
    »Es ist ihr Porzellan!«, rief Margie, und Suze erinnerte sich an Margies unzählige Teile der ›Desert Rose‹. »Richtig. Ihr Porzellan.«
    »Und er hat mehr als die Hälfte bekommen«, sagte Margie.
    »Du hattest Regale über Regale davon.«
    Suze blickte auf die Teekanne in ihren Händen. »Und was ist dieses Zeug? Ich kann mich nur an das mit den Blumen erinnern.«
    »Es ist englisches Art-déco-Porzellan«, sagte Nell.
    »Art déco?«, fragte Margie.
    »Aus den Zwanziger- und Dreißigerjahren«, erläuterte Suze, die von der Teekanne immer noch fasziniert war. »Streng geometrische, farbige, stilisierte Designs.« Die beiden blickten sie an, als hätte sie etwas sehr Merkwürdiges gesagt, also erklärte sie. »Einführungskursus Kunstgeschichte. In Einführungskursen bin ich ziemlich bewandert.«
    Nell nickte. »Es stammt aus England, von der Familie meiner Mutter. Die Teekanne ist von Clarice Cliff, mein zweitliebstes Muster von ihr. Es heißt ›Secrets‹.«
    »Ich verstehe einfach nicht, weswegen Tim so viel mehr bekommen hat«, beharrte Margie.
    »Was ich am liebsten hatte, war sehr teuer«, sagte Nell.
    »Wie zum Beispiel das Teeservice ›Secrets‹. Es besteht aus vierunddreißig Teilen und wird auf siebentausend Dollar geschätzt.«
    »O mein Gott.« Margie musterte die Teekanne in Suzes Hand nun genauer.
    Suze reichte sie Nell. »Nimm sie, bitte.«
    Nell nahm sie ihr ab und stellte sie in die Vitrine für das Porzellan. »Hast du damals das Porzellan deiner Mutter bekommen, Margie?«, fragte sie. Suze warf ihr einen mahnenden Blick zu. Nell war diejenige gewesen, die ihr vor vierzehn Jahren zu verstehen gegeben hatte, dass jegliche Fragen über Margies Mutter streng tabu waren.
    »Nein«, erwiderte Margie. »Was ist das denn?« Sie hielt eine weitere Teekanne in die Höhe, die sie eben ausgepackt hatte. Es war eine bauchige, pfirsichfarbene Kanne mit einem Muster aus weißen Halbmonden.
    »Susie Cooper«, Nell wirkte erleichtert. »Längst nicht so teuer. Diese hier gehört zu ihrer Turmfalkenserie. Sie besaß seit den späten Zwanzigerjahren ihre eigene Töpferei und hat bis Ende der Achtzigerjahre eigene Sachen entworfen.«
    »Sie hat überdauert.« Margie nickte und betrachtete die Schüssel in ihren Händen.
    »Ihre Stücke waren bekannt für ihr ausgezeichnetes Design«, fuhr Nell fort. »Ihre Töpferwerkstatt gehörte ihr sogar selbst. Aber Clarice hat auch sehr schöne Dinge gemacht.« Nell wickelte eine weitere Schüssel aus. »Das hier ist ›Stroud‹, mein Lieblingsmuster. Nur ein grünes Band außen herum und eine Szenerie im Zierrahmen.«
    Die Schüssel war cremefarben und hatte einen breiten grünen Streifen, der unten links von einem kleinen Quadrat unterbrochen wurde, das eine winzige Landschaft zeigte. Eine watteweiche Wolke, ein Haus mit orangefarbenen Ziegeln, ein aufgeplusterter grüner Baum und zwei Hügel: eine perfekte kleine Welt.
    Eine perfekte kleine Welt. Das sah Nell ähnlich, allem in ihrem Leben eine Ordnung zu geben und diese zu bewahren. Wenn es in Nells Macht läge, würde sie sicherstellen, dass die Wolken am Himmel genauso aussähen. Ordentlich und harmlos. Suze blickte auf das Sahnekännchen. »Und das gehört zu den ›Secrets‹.«
    Nell lehnte sich zurück und nickte. »Das war das Lieblingsmuster meiner Mutter.« Sie warf einen kurzen Blick auf Margie, ehe sie fortfuhr: »Ich

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