Liebe ist jenseits von Gut und Böse (Die Ostküsten-Reihe) (German Edition)
eigentlich für dich? Eine Studie am lebenden Objekt? Ein Spinner, an dem du deine Samariterader ausleben kann? Was?“ Connor schwieg weiter, sah ihn nur an und tat damit genau das Richtige, denn Daniels Wut verrauchte so schnell wie sie gekommen war, was ihn resigniert seufzen ließ. „Was hat das alles denn für einen Sinn?“
„Du bist der Sinn, Dan, aber solange du das nicht erkennst, kann dir auch niemand helfen.“
Daniel wandte getroffen den Blick ab. Das war deutlich und es tat weh. Connor hatte wirklich die unnachahmliche Gabe, eine Sache mit wenigen Worten auf den Punkt zu bringen. Er wusste nicht, ob er ihn darum beneiden oder dafür hassen sollte. Was hatte Will zu ihm gesagt? 'Versuch es, Daniel.' Das war leichter gesagt als getan. Aber welche Wahl hatte er sonst? Es war ja nicht so, dass sich mögliche Lösungen für sein großes Dilemma, das sich Leben nannte, die Klinke in die Hand gaben. Wie er es auch drehte und wendete, am Ende blieben ihm nur zwei Möglichkeiten. Entweder er nahm seine Sachen und floh ein weiteres Mal oder er riskierte es und blieb. Und auch wenn er Angst hatte, Daniel wollte nicht mehr weglaufen. Er hatte genug davon.
„Michael Kramer“, murmelte er und sah Connor wieder an. „Mein Name war Michael Kramer.“
„Und der da drüben“, Connor deutete auf einen großen schlanken Mann, der gerade versuchte eine Reisetasche aus dem Kofferraum zu ziehen, ohne den restlichen Inhalt mitzureißen, „ist Nick Kendall. Tristans bester Freund. Ein passionierter Anzugträger, nerviger Rechtsverdreher und manchmal auch Krawattenschwinger oder einfach gesagt, er ist der Anwalt.“
„Tristan, dein Auto ist eine Müllhalde“, murrte besagter Anwalt und stöhnte laut auf, als neben seiner Reisetasche ein Rucksack, zwei Paar Schuhe und ein Beutel, dessen Inhalt nicht erkennbar war, aus dem Auto fielen.
„Er nörgelt ständig an irgendwas oder irgendwem herum“, grinste Tristan und stellte sich neben Connor. „Typisch Anwalt.“
„Das habe ich gehört“, kam von Nick, der gerade die Schuhe wieder ins Auto warf.
Connor lachte leise. „Ist er mit dem falschen Fuß aus dem Bett geklettert oder warum sitzen seine Haare so schief?“
„Ach was.“ Tristan winkte gelassen ab und grinste dabei breit. „Er hat heute Morgen nur den Kamm vergessen.“
„Dabei ist er so eitel“, stichelte Connor weiter und legte einen Arm um die Schultern seines Bruders. „Genau wie du.“
„Schamlose Unterstellung“, schmunzelte Tristan und stieß Connor spielerisch den Ellbogen in die Seite.
Daniel betrachtete die Geschwister amüsiert. Kaum zu glauben, dass sie wirklich Brüder waren. Beide hatten hellblaue Augen, aber sonst bemerkte er auf den ersten Blick keinerlei Ähnlichkeiten. Von der Statur her waren sie verschieden wie Tag und Nacht, denn Tristan wog scheinbar kaum mehr als er selbst und auch in Größe und Haarfarbe variierten die Beiden. Trotzdem, allein an der Art und Weise wie sie mit einander umgingen, wurde ihre Verwandtschaft deutlich. Er war froh hier zu sein, obwohl Connors Mum eine Weile gebraucht hatte, ihn zum Bleiben zu bewegen, um Tristan und Nick vor der morgigen Geburtstagsfeier kennen zu lernen.
Seit dem halben Desaster am Montag war er jeden Morgen mit der Angst im Nacken aufgewacht, doch noch von MacKade eingesperrt zu werden und als Zeke begann auf seine Dauernervosität mit ständigem Bellen und störrischem Verhalten zu reagieren, war es ganz schlimm geworden. Gegipfelt hatte das Ganze in einem lautstarken Streit, in dessen Verlauf Daniel gegen Zeke beinahe die Hand ausgerutscht war. Danach war er völlig am Ende mit seinen Nerven und entsetzt über sich selbst weinend zusammengebrochen und so von Connors Dad gefunden worden, der ihn daraufhin im Gästezimmer der Bennetts einquartiert hatte. Dort schlief er jetzt seit zwei Nächten und würde, aufgrund eines liebevoll-strengen-mütterlichen Blick vonseiten Rachels, auch erst nach diesem Wochenende wieder in sein eigenes Haus zurückkehren.
„Euch ist klar, dass ich gute Ohren habe?“
Der Anwalt schlug die Klappe vom Kofferraum zu und drehte sich um. Wow. Daniel bemühte sich, den Mann der jetzt auf sie zukam, nicht allzu offensichtlich anzustarren. Nick Kendall sah umwerfend aus, hatte ein perfektes Lächeln und war definitiv sein Typ. Wenn er sich denn für einen Mann interessiert hätte, was in nächster Zeit garantiert nicht passieren würde.
„Hi, du musst Daniel sein. Nenn mich Nick. Freut
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