Liebe kommt auf sanften Pfoten
erwähnt hatte. Geplagt von den Kopfschmerzen, die ihr der Stress mit der Bank eingebracht hatte, hatte sie zurückgeschrien, dass es sowieso besser wäre, wenn sie keine Kinder bekämen, wenn er vorhabe, sich bis ans Ende seines Lebens wie eines aufzuführen. Die bissige Bösartigkeit des Streits hatte Juliet erschreckt, denn als sie sich gegenseitig anbrüllten, hatte ihre Wut in diesem Sog alle möglichen unwillkommenen Gedanken an die Oberfläche gewirbelt. Hatte sie sich plötzlich in einen langweiligen Erwachsenen verwandelt, oder hatte Ben tatsächlich niemals irgendwo hinreisen wollen, wo es keinen McDonald’s gab? Wollte er wirklich alle Arbeiten am Haus eigenhändig erledigen, oder würde sie sich um alles kümmern und für alles bezahlen müssen? Und konnte man tatsächlich anfangen, jemanden zu verabscheuen, den man tief im Inneren eigentlich liebte?
Dummerweise hatte sie beschlossen, sich Louise anzuvertrauen. Sie war in der Hoffnung zu ihr gegangen, dass Louise sie beruhigen und ihr erklären würde, dass alle Paare sich stritten, dass sie und Peter monatelang versucht hatten, schwanger zu werden, bevor Toby schließlich gezeugt worden war, und dass sie sich in den Monaten zuvor ordentlich gezankt hatten.
Was Louise aber nicht getan hatte. Louise hatte sie nur schockiert angestarrt, woraufhin Juliet sich noch schlechter gefühlt hatte.
O Gott, dachte Juliet mit einer messerscharfen Klarheit, warum kann ich nicht die Zeit zurückdrehen und einfach eine Kopfschmerztablette einwerfen, bevor Ben an jenem Abend nach Hause kommt? Warum kann ich nicht die Zeiger der Uhr zurückdrehen und einige der Dinge, die ich gesagt habe, hinunterschlucken? Würde es etwas an dem ändern, was danach passiert ist? Ich würde alles dafür tun. Ich würde mein halbes Leben hergeben, damit ich ein weiteres halbes Leben mit ihm verbringen könnte.
Emer lief in der Küche auf und ab, während sie redete, und nahm dabei die wohltuende Heimeligkeit ihrer Küche wahrscheinlich gar nicht wahr.
»Ich behaupte ja nicht, dass ihr nur mit Hilfe des Gemeindepfarrers zusammengeblieben seid«, fuhr sie fort, »aber mach nicht den gleichen Fehler wie Dad. Versuch nicht, alles in deiner Erinnerung als perfekt darzustellen, sodass kein anderer mehr an Ben heranreichen kann. Das hätte er ganz bestimmt nicht gewollt. Ben würde sicherlich wollen, dass du wieder glücklich wirst. Und dieser Mann ist ein Hundebesitzer! Das ist ja fast so, als habe Minton euch zusammengebracht! Und klingt das nicht danach, als hätten höhere Mächte ihre Finger im Spiel gehabt?«
Juliet schwieg, doch ihre Schultern zitterten immer noch vor Anstrengung, gegen das anzukämpfen, was sich in ihrer Brust zu entladen drohte. Es kam ihr fast vor, als besäße jemand eine Fernbedienung, mit der er ungefragt ihre Gefühle aufdrehen konnte.
Bevor sie irgendetwas tun oder sagen konnte, war Emer mit einem Mal an ihrer Seite, legte den Arm um sie und presste ihren üppigen Busen wie ein Kissen an Juliets Gesicht.
»Herrje, es tut mir leid. Ich wollte nicht respektlos gegenüber deiner Ehe erscheinen – ehrlich.«
»Das ist es nicht«, schluchzte Juliet.
»Was denn dann?«
»Ich fühle mich nur so …« Juliet stocherte in ihrem Inneren herum und versuchte, das Gefühl zu benennen. »Schuldig.«
»Warum?«
»Weil immer alle gedacht haben, dass Ben und ich das perfekte Paar wären, und ich habe es zugelassen, weil es unser Ding war. Wir waren die Sandkastenliebe, genau wie meine Mum und mein Dad. Und dann, als ich ein einziges Mal Louise gegenüber erwähne, dass nicht alles so rosig ist, wie es scheint, da …« Sie hatte Mühe, sich zu beherrschen.
»Das ist deine Schwester, die eine erstklassige Staatsanwältin ist, ein perfektes Baby hat sowie einen Ehemann mit einem eigenen Unternehmen?«
Juliet nickte.
»Und? Was ist passiert? Hat sie gestanden, eine Affäre mit Ben zu haben?«
»Nein! Er ist am Tag danach gestorben! Und das Letzte, an das sie sich erinnert, wenn sie an Ben denkt, ist nun, dass ich mich darüber beschwert habe, dass er nicht auf mich hören und eine Familie gründen will. Woraufhin sie mir erklärte, dass ich gar nicht zu schätzen wisse, was ich mit Ben hätte, und eine Paartherapie machen solle, bevor unsere Ehe in die Brüche ginge.«
Emer drückte sie. »Juliet, du weißt, dass es albern ist zu denken, dass Ben gestorben ist, weil du all das gesagt hast, nicht wahr? Das muss ich dir nicht erklären, oder?«
In den finstersten,
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