Liebe kommt auf sanften Pfoten
Kapiteln. Eine Weile lang ist man traurig; dann blättert man eine Seite weiter und sieht, was passiert.«
Juliet lächelte und nahm sich vor, Louise davon zu erzählen. Sie würde niemals glauben, dass die nette, weißhaarige Mrs Cox insgesamt dreimal verheiratet gewesen war. Wie kam es, dass sie sie nie danach gefragt hatte? Wenn man sich um Haustiere kümmerte, erfuhr man vielleicht doch nicht alles.
Während Juliet mit Minton die Straße hinunterspazierte, fragte sie sich, ob Mrs Cox ihr damit wohl ganz sanft und vorsichtig einen Ratschlag hatte geben wollen. Doch die Vorstellung, dass ihre alte Klavierlehrerin ihr Tipps in Sachen Liebe gab, war noch viel unvorstellbarer als deren Eheringsammlung.
Jede freie Minute, die Juliet nachmittags entbehren konnte, verbrachte sie damit, sich kitschige Weihnachtsmusik anzuhören und riesige Schüsseln voller Schokoladentoffees, Marshmallows und Honigwaffeln herzustellen. Nachdem ihre Backfähigkeiten wie von Zauberhand wieder zurückgekehrt waren, konnte sie damit gar nicht mehr aufhören. Sogar ihr Marmeladenthermometer hatte sie hervorgekramt, um mit ihrer langen Liste der Weihnachtsgeschenke fertig zu werden.
Ihr Dad hatte sich zu Weihnachten immer Schokotoffees gewünscht, und ihre Tanten sowohl mütterlicher- als auch väterlicherseits liebten Juliets Buttergebäck, das sie bereits fertig gebacken und in hübsche Dosen verpackt hatte. Zwar tat Louise so, als äße sie keinen Kristallzucker, doch während Mary Poppins oder zweier Weihnachtsfolgen von Coronation Street konnte sie locker eine ganze Schüssel Marshmallows verdrücken. Juliet hatte nicht viel Geld für Weihnachtsgeschenke übrig, doch sie wollte gern allen als Wiedergutmachung für den Trübsinn und die Schwermut, die sie im letzten Jahr zu diesem Zeitpunkt verbreitet hatte, etwas schenken. Dieses Jahr will ich allen das Fest versüßen, nahm sie sich vor.
Eine Geschenkbox wie aus Willy Wonkas Schokoladenfabrik löste auch das Problem, was sie den Kellys zu Weihnachten schenken sollte. Zwar machte es einem die Familie nicht schwer, passende Geschenke zu finden – Roisin hatte ihren Wunsch nach einem Saxofon eine Weile lang deutlich zum Ausdruck gebracht, und Spike wünschte sich ein schwarz-weiß geflecktes Hausschwein –, doch Juliet war unsicher, wie weit sich ihre Freundschaft in Geschenkefragen entwickelt hatte. Außerdem hatte sie das Gefühl, dass Emers bescheidenes Haus (das, wie sie nun wusste, nur wegen der Nähe zu Alecs Eltern gekauft worden war, die prompt zwei Monate nach dem Einzug der Kellys nach Dundee, Schottland, gezogen waren) über ein ziemlich ordentliches Einkommen hinwegtäuschte, wenn sie den regelmäßigen Lieferungen der Luxusmarke Net-à-Porter Glauben schenken durfte. Bei ihrem eigenen, recht knappen Budget wollte sie sich selbst nicht in Verlegenheit bringen, ein Geschenkeset aus dem Body Shop zu überreichen, um dann kurz darauf eine sündhaft teure Handtasche von Mulberry oder Ähnliches auszupacken.
Als Köchin wusste sie, dass große Gläser mit Süßigkeiten immer gut ankamen, und es löste gleichzeitig auch das zweite Dilemma: die Frage, was sie Lorcan schenken sollte. Juliet nahm sich vor, ihm eine Extradose mit Keksen zu backen mit besonderen Überzügen in den Geschmacksrichtungen, die er in den letzten Wochen am liebsten bei ihr gegessen hatte. Sie zog auch kurzzeitig in Betracht, der Keksdose noch eine kleine Nachricht beizufügen mit dem Inhalt: »Jedes Mmmm, lecker! von dir war ein Schritt auf dem Weg zurück zu meinen Backkünsten.« Doch obwohl das stimmte, fand sie einfach keine Formulierung, die sich nicht furchtbar kitschig anhörte.
Sie träufelte gerade Rosenwasser sowie lilafarbene Lebensmittelfarbe in die dritte Ladung Marshmallows und lauschte dazu den Klängen von Now That’s What I Call Xmas , als es an der Hintertür klopfte. Roisin und Florrie kamen hereingestürmt, dicht gefolgt von Lorcan.
»Kochst du gerade?«, fragte Roisin und starrte mit großen Augen auf Juliets rosafarbene Küchenmaschine.
»Ich rühre gerade einen Teig an. Florrie, könntest du bitte deinen Viehbestand in deinen Taschen lassen?«, befahl Juliet. »Dies ist eine nukleare Zuckerzone.«
»Wir wollen nur kurz etwas abgeben«, erwiderte Lorcan. »Wir bleiben nicht lange.«
Er stupste Roisin an, die einen Umschlag aus ihrer Tasche zog und ihn Juliet mit einer tiefen Verbeugung überreichte.
»Was ist das?« Julie drehte den Umschlag um und las auf der Rückseite,
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