Liebe meines Lebens
“Warum lässt Gregoris es zu, dass unsere Eltern dich in aller Öffentlichkeit schneiden?”
“Vielleicht weil ich unehelich geboren bin.”
Von diesem Argument ließ sich Perikles jedoch nicht überzeugen. “Nein, Olympia. Meine Eltern mögen zwar konservativ sein, aber selbst für meine Mutter wäre das kein Grund, während der Trauung ihres ältesten Sohnes verzweifelt zu schluchzen.”
Olympia schluckte. Auf diese Information hätte sie gern verzichten können.
“Und weil meine Eltern nie einen Hehl daraus gemacht haben, was sie von Gregoris’ Verbindung mit Gisele Bonner halten, erstaunt mich ihr Benehmen noch mehr”, meinte er naiv.
Gisele Bonner. Der Name sagte ihr nichts, doch sie würde ihn sich merken. “Lieber Perikles, dass Mütter mit der Wahl ihres Sohnes nicht einverstanden sind, ist eine recht häufige Erscheinung.”
“Olympia, du versuchst mich abzuspeisen wie ein lästiges Kind! Aber das bin ich schon lange nicht mehr. Ich werde aber dahinter kommen, worauf du dich verlassen kannst!”
“Und ich hole mir jetzt meine Braut zurück, worauf
du
dich verlassen kannst.” Gregoris stand plötzlich vor ihnen, löste seinen Bruder ab und tanzte mit ihr weiter.
“Perikles redet zu viel, und Diskretion ist auch nicht gerade seine Stärke.”
“Er war nicht indiskret”, widersprach Olympia. Perikles wusste schließlich nicht, dass diese Ehe eine rein geschäftliche Angelegenheit war. Wäre sie eine normale Braut gewesen, hätte sie natürlich auch von einer Frau wie Gisele Bonner gewusst.
Gisele Bonner. Sie biss sich auf die Lippe und verspannte sich. Wahrscheinlich war sie blond. Gregoris mochte schlanke, langbeinige – und spärlich bekleidete – Blondinen. Deutlich sah Olympia das italienische Model damals im Nachtclub vor sich.
“Entschuldige mich bitte”, sagte sie und entwand sich seinen Armen. Sie brauchte unbedingt einige Minuten für sich allein.
Aber noch ehe sie die Garderobe erreicht hatte, wurde sie angesprochen. “Olympia?” Katerina Pallas, klein, zierlich und geschmackvoll gekleidet, stand vor ihr.
“Was willst du?” Olympia gab sich keine Mühe, ihren Ärger über diese Aufdringlichkeit zu verbergen.
“Olympia, wir waren doch die besten Freundinnen!” Katerina sah sie beleidigt an.
“Spar dir deine Nummer für Menschen auf, die dich noch nicht kennen.”
Katerina versicherte sich noch einmal, dass sie auch wirklich allein waren. Erst dann ließ sie die Maske fallen. “Ich hatte solche Angst, als ich die Einladung zu eurer Hochzeit erhielt. Ich dachte, es wäre eine Falle. Aber Gregoris verhält sich mir gegenüber wie immer – also weiß er immer noch nicht, was vor zehn Jahren wirklich passiert ist. Das bedeutet, dass er dich nur aus einem einzigen Grund geheiratet hat: um an das Manoulis-Erbe zu kommen. Du hast dir mit deinem Vermögen einen Ehemann gekauft. Bist du dir denn für nichts zu schade?”
“Doch! Ich bin mir zu schade dafür, hier zu stehen und mit dir zu zanken.” Olympia drehte sich einfach um.
Katerina lachte hämisch. “Armer Gregoris, was für ein Abstieg! Er wird heute Nacht bestimmt die Augen schließen und sich einbilden müssen, du wärst Gisele Bonner.”
Als Olympia wieder in den Saal kam, sah sie Gregoris an der Tanzfläche stehen. Wahrscheinlich suchte er jemanden. Plötzlich blickte er auf und sah zu ihr herüber. Ihre Blicke trafen sich, und Olympias Herz setzte einen Schlag aus. Warum übte dieser Mann nur eine solche Macht über sie aus?
Wenn Gregoris sie berührte, setzte ihr Verstand aus. Diese Erkenntnis verunsicherte und beschämte sie. Mit siebzehn hatte sie diese Probleme nicht gehabt, denn Gregoris war nie zudringlich geworden. Heute jedoch war das anders. Eiskalte Zurückweisung wäre das einzige Mittel gewesen, sich seiner zu erwehren – und gerade in diesem Punkt hatte sie bisher kläglich versagt.
Gregoris kam zu ihr, sein Gesicht wirkte verschlossen, und seine Augen blickten hart. “Wir gehen jetzt”, sagte er nur.
“Jetzt schon?” Olympias Mut sank. “Wir sind doch noch gar nicht lange hier …”
“Lange genug. Du hast deine Rolle als Braut wirklich nicht sehr überzeugend gespielt.”
Olympia schluckte und dachte daran, dass sie während des Essens nur geschwiegen und während des Brauttanzes mit ihm gestritten hatte. Viel schlimmer noch, sie hatte ihn zweimal auf der Tanzfläche stehen lassen. “Es tut mir leid. Ich werde mir jetzt mehr Mühe geben.”
“Du brauchst dich nicht zu
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