Liebe und Vergeltung
erobert, nachdem der fauchende Drache in die Flucht geschlagen wurde?“
Hochroten Gesichtes zupfte Eliza sich das Kleidchen zurecht, knickste dann artig und antwortete begeistert: „Herr Ritter, Sie haben mein Herz für immer gewonnen!“ Schmunzelnd nahm Mikahl sie bei der Hand und kehrte mit ihr zu Lady Sara St. James zurück. Es war eine glückliche Fügung des Schicksals, daß Elizabeth ihn so bewunderte. Mit der Bemerkung, er würde über Leichen gehen, wenn er ein Ziel erreichen wollte, hatte Lady Sara wahrlich nicht unrecht. Und wenn es stimmte, was sie über Weldon und seine abgöttische Liebe zu der Tochter geäußert hatte, konnte er Elizabeth vielleicht zum Mittel seiner Zwecke machen. Er sah keinen Grund, ihr gegenüber nachsichtig zu sein. Ihr Vater war es auch nicht gewesen, bei all den unschuldigen Mädchen nicht, die wie Jane Miller unter seiner Herzlosigkeit hatten leiden müssen.
„Ich reite heute aufs Land“, verkündete Sara beiläufig beim Frühstück und schenkte sich Tee nach. „Ich rechne damit, daß
ich am Spätnachmittag zurücksein werde.“
„Du willst ausreiten?“ fragte Miles St. James, Duke of Haddonfield, verblüfft und ließ die Zeitung sinken.
„Ja, Vater“, bestätigte Sara gelassen. „Es ist an der Zeit, daß ich wieder Übung bekomme. Ich bin viel zu lange nicht geritten.“
„Du hast die gleiche Angewohnheit wie deine Mutter“, sagte der Duke und lächelte flüchtig. „Du pflegst wichtige Dinge auch nur am Rande zu erwähnen. Ist deine Absicht nicht etwas unklug?“
„Nein“, widersprach Sara fest. „Und du wirst mich nicht von meinem Vorhaben abbringen. Ich habe mir Pansy herbringen lassen. Sie hat ein ausgeglichenes Temperament, ist gut zu leiten und somit genau richtig für mich.“
„Begleitet dich Sir Charles?“
„Nein, Alastairs Freund, der Prinz von Kafiristan. Er hat mich gebeten, ihn beim Kauf eines Landsitzes zu beraten.“
„Ich finde die Idee, mit diesem Ausländer fortzureiten, nicht besonders gut“, brummte ihr Vater unwirsch.
Sara seufzte. „Prinz Balagrini ist ein durchaus ehrenhafter Mann“, entgegnete sie, obgleich sie sich dessen keineswegs sicher war. „Sogar Charles hat mich ermutigt, die Bekanntschaft mit Seiner Hoheit zu pflegen. Ich bin fürwahr kein Blaustrumpf, aber was nutzt es mir, die Tochter des Duke of Haddonfield zu sein, wenn ich mich nicht hin und wieder über Konventionen hinwegsetzen kann? Ich bin nicht mehr die Jüngste und gehe seit Jahren ohne Anstandsdame aus.“
Der Duke schüttelte den Kopf, schaute die Tochter stirnrunzelnd an und zuckte dann mit den Schultern. „Nun, wenn dein zukünftiger Gatte nichts gegen deinen Umgang mit dem Prinzen hat, steht es mir nicht zu, Einwände zu machen. Genieße den Ritt!“
„Das werde ich hoffentlich“, erwiderte Sara, während ihr Vater sich wieder in die Lektüre der „Times“ vertiefte, stand auf und verließ das Morgenzimmer. Sie suchte ihr Boudoir auf, ließ sich von der Zofe in ein tailliertes hellblaues Reitkostüm mit weißer Weste helfen, das seidene Krawattentuch umbinden und den samtbezogenen Zylinder aufsetzen.
Pünktlich um halb elf meldete ein Lakai ihr das Erscheinen Seiner Hoheit, des Prinzen von Kafiristan.
Rasch warf sie einen Blick in den Pilasterspiegel und hoffte, den Prinzen zu beeindrucken. Im stillen schalt sie sich jedoch gleich der Gefallsucht, denn eigentlich sollte ihr nur daran gelegen sein, sich für ihren Verlobten hübsch zu machen. Dann mußte sie über sich selbst lächeln. Schließlich war sie eine Frau, und es gab wohl keine, die nicht über den bewundernden Blick eines Mannes erfreut gewesen wäre.
Sie zog den Schleier herunter, griff nach den rehledernen Handschuhen und der Reitgerte und begab sich zur Halle. Sie sah Seine Hoheit zu ihr hochschauen und fühlte sich einen Herzschlag lang unsicher. Unwillkürlich schritt sie die Stufen langsamer hinunter, sich allzu sehr bewußt, daß sie auf dem rechten Bein hinkte. Dann sagte sie sich, daß Prinz Balagrini ihr Leiden kannte, und es keinen Sinn hatte, es vertuschen zu wollen. Aber in diesem Moment hätte sie viel darum gegeben, weniger vernünftig und dafür nicht behindert zu sein.
„Guten Morgen, Hoheit“, begrüßte sie ihn und reichte ihm die Hand zum Kuß. „Tragen Sie denn nie einen Hut?“
„So selten wie möglich“, antwortete der Prinz lächelnd. „Hüte sollten die Köpfe hübscher Damen zieren, wie den Ihren. Sie sehen bezaubernd aus, Madam!“
„Sie
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