Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Liebesleben/Mann und Frau/Späte Familie

Liebesleben/Mann und Frau/Späte Familie

Titel: Liebesleben/Mann und Frau/Späte Familie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Zeruya Shalev
Vom Netzwerk:
ausstrecke, schleicht sich dieses bekannte Weinen in meine Ohren, und schon fällt es mir schwer, mich zu konzentrieren, seine Lippen machen mich nervös, wie schaffen sie es, meinen ganzen Körper in einem Augenblick zu berühren, ich stoße ihn von mir, dieses Weinen macht mich ganz verrückt, warum muß immer, wenn es mir gutgeht, ein anderer leiden?
    Mit gekränktem Gesicht und vorgeschobenem Kinn steht er vom Bett auf, vielleicht willst du einen Schluck trinken, das wird dir helfen, lockerer zu werden, er macht die Weinflasche auf, die uns im Zimmer erwartet hat, schnell, als handelte es sich um eine wichtige Medizin, vielleicht brauchst du einen neuen Mann, fügte er säuerlich hinzu, mit mir kannst du dir selbst nicht entkommen, ich erinnere dich an jede Minute deines Lebens. Ich beeile mich zu widersprechen, wieso denn, obwohl ich das gerade gedacht habe, eine neue Liebe besitzt die Kraft, alles andere zu verscheuchen, wenigstens am Anfang, dort in der Dachwohnung, zwischen den Pinseln, hat mich nichts gestört, aber ich trinke den Wein und versuche, Mut zu schöpfen, gib dir selbst dieses Geschenk, schenke es dir, es wird allen guttun. Ich fülle die Badewanne, ein starker Wasserstrahl bedeckt meine Lügen, und Udi steigt hinter mir hinein, zufrieden, mir eine neue Chance geben zu können, und schon bedeckt uns der Schaum, rein wie frisch gefallener Schnee, er betrachtet mich prüfend, mit einem niedergeschlagenen, fast hilflosen Blick, in seinen braunen Augen blitzt ein grüner Fleck, eine kleine Oase in jedem Auge. Wenn ich ein neuer Mann wäre, würdest du dich mehr anstrengen, beklagt er sich leise, es geht mir auf die Nerven, für dich immer so selbstverständlich zu sein, ich möchte, daß du dir auch Mühe gibst, und ich murmele, ich gebe mir genug Mühe, warum muß man sich bei allem anstrengen, und er sagt, es verletzt mich, daß du mich nicht wirklich willst, sondern mir nur einen Gefallen tust, damit sich meine Laune bessert oder aus irgendeinem anderen Grund, der dir einfällt. Aber natürlich will ich dich wirklich, sage ich, ich will keinen anderen, reicht dir das nicht? Und er macht die Augen zu, dir würde das an meiner Stelle auch nicht reichen, und ich habe schon Lust, den Stöpsel aus der Wanne zu ziehen, soll er doch allein bleiben mit dem Rest Schaum, mit der ewigen, quälenden Last der Benachteiligung, aber die heutige Fahrt bedrückt mich, schließlich sind wir nicht hergekommen, um uns zu streiten, sondern um uns zu lieben und um das geschwächte Tier unserer Liebe zu füttern, dessen Magen vor lauter Fasten schon geschrumpft ist.
    Es wird dir noch leid tun, daß du mich provoziert hast, sage ich mit kindlicher Stimme, er lächelt, nun, laß sehen, er öffnet neugierig die Augen, und ich lausche der Regensalve, wieder ist eine Wolke über unserem Kopf zerplatzt, wie an jenem Morgen in der Dachwohnung, warum stand ich mit ihm am Fenster, statt ihn ins Bett zu ziehen, das aus dem hinteren Teil der Wohnung lockte, oder statt ihm den Pullover auszuziehen und mit den Fäusten gegen seine breite Brust in dem schwarzen Unterhemd zu schlagen, und dann alles zu hören, was er sonst nicht auszusprechen wagte, und dann zu sagen, ich auch, ich auch, wie lächerlich war das, solch einen Preis für die Selbstbeherrschung zu bezahlen, und in plötzlicher Wut nehme ich Udis glattes Glied zwischen meine Fußsohlen, als wäre es ein Fisch, das Maul voller Schaum, den ich mit meinem Netz einfangen müßte, und ich tauche zu ihm, überraschte Hände drücken meinen Kopf unter Wasser, bis ich fast ersticke, ich schaffe es kaum, sie wegzuschieben und Luft zu schnappen. Nimm noch ein bißchen Wein, sagt er und kippt mir, direkt aus der Flasche, den süßlichen Wasserfall in die Kehle, ich reiße den Mund auf, so haben wir immer versucht, die ersten Regentropfen aufzufangen, meine Zunge dürstet nach Wein, sie sucht seine Spuren auf dem harten Glied, das wie ein Betrunkener hin und her schwankt, zwischen den Hoden, und er drückt mich an sich, die leere Flasche drückt in meinen Nacken, die Oasen in seinen Augen werden größer, er stößt einen Seufzer aus, und seine Spannung löst sich mit einem Mal.
    Komm ins Bett, flüstert er mit weicher Stimme, er hüllt mich in ein Handtuch und zieht mich hinter sich her, wie ein kleines Kind, das man nach dem Baden ins Bett bringt, und schon fallen mir die Augen zu, aber er lacht, das war erst der Anfang, du hast mir noch viele Überraschungen zu bieten, und ich

Weitere Kostenlose Bücher