LIGEIA - Ein erotischer Horrorthriller (German Edition)
beharrte sie. »Und das weißt du auch. Das mit ihr ist vorbei. Sie hatte dich für eine gewisse Zeit, aber die ist nun abgelaufen. Dein Kind wächst in meinem Bauch heran. Willst du davor etwa weglaufen?«
Er lehnte sich in den kalten Sand zurück und fixierte die Finsternis zwischen den Sternen, die nur als winzige Lichtpunkte erkennbar waren.
»Ich muss«, flüsterte er. »Ich will nicht … aber ich muss.«
Evan wälzte sich auf die Seite und betrachtete die neben ihm am Strand liegende Frau, die sich ihm anbot, und zwar für immer. Die ihm alles bieten konnte.
»Ligeia … ich kenne dich doch kaum«, setzte er an und bereute es prompt.
»Du kennst mich besser als jeder andere Mann in den letzten 100 Jahren«, fauchte sie.
»In den letzten 100 …?« Er lachte. »So wie du aussiehst, bist du noch nicht mal …«
Sie unterbrach ihn, indem sie ihm grob die Lippen auf den Mund presste. Als sie sich wieder von ihm löste, klang sie wütend.
»Begleite mich«, forderte sie. »Begleite mich, damit wir zusammen unser Kind aufziehen können. Zwinge mich nicht dazu, es alleine zu tun.«
»Ich werde dich unterstützen, so gut ich kann«, begann Evan. »Aber zuerst musst du mir deine Adresse geben. Verdammt, ich weiß noch nicht mal, wo du wohnst. Und dann fängst du plötzlich von einem gemeinsamen Kind an …«
»Ich wohne in deinem Herzen«, antwortete Ligeia und versuchte, ihn wieder in den Sand zu drücken. »Und das wird immer so bleiben.«
»Ich muss gehen«, blieb Evan entschlossen. Er schob sie weg, um nach seinem Hemd zu greifen, schüttelte den Sand aus und stand auf. »Ich kann nicht mit dir zusammen sein, selbst aus einem so triftigen Grund nicht. Ich muss mich um meine Frau kümmern.«
Unbeholfen schlüpfte er in seine Hose und spürte, wie die Feuchtigkeit des Geschlechtsverkehrs seine Unterwäsche durchdrang und anklagend an seiner Haut haften blieb, als er seine Jeans zuknöpfte.
Ligeia rührte sich nicht vom Fleck, blieb im Sand liegen. Ihre Augen funkelten zornig.
»Du gehörst mir«, beharrte sie.
Evan schüttelte den Kopf. »Nein! Nein, tue ich nicht. Tut mir leid. Ich kann das nicht länger ertragen. Deshalb bin ich heute Abend hergekommen. Um dir genau das mitzuteilen. Wir müssen einen Schlussstrich ziehen. Gute Nacht, Ligeia. Leb wohl!«
Er schloss die Augen und konnte seine eigene Gefühlskälte kaum fassen. Aber gab es eine weniger brutale Art, mit einem anderen Menschen Schluss zu machen? Wenn es aus war, war es aus, und damit basta! Im Grunde gab es gar keine Möglichkeit, dem Gegenüber so etwas schonend beizubringen.
Evan ging am Strand entlang nach Hause. In seinem Magen wuchs ein entsetzlicher, eiskalter Klumpen heran. Er zwang sich dazu, nicht zurückzuschauen, denn wenn er das tat, befürchtete er … würde er ins Grübeln geraten und umkehren. Ob es stimmte? Ob sie wirklich schwanger von ihm war? Konnte man das denn schon so früh wissen? Eher unwahrscheinlich. Vielleicht wünschte sie es sich bloß?
Wie blöd konnte man eigentlich sein? Wieder und wieder hatte er Sex mit ihr gehabt und war stillschweigend davon ausgegangen, dass sie verhütete. »Verflucht«, murmelte er leise vor sich hin. Wäre eine Wand in der Nähe gewesen, hätte er mit der Faust dagegengeschlagen. Er wurde immer zorniger – auf sich selbst ebenso sehr wie auf sie – dafür, dass sie ihn so hereingelegt hatte. Schließlich verflog seine Übelkeit und wich einer unbändigen Wut. Sollte Ligeia schwanger sein und auf die Idee kommen, es an die große Glocke zu hängen …
Er wandte sich um und blickte zurück an die Stelle, an der er sie verlassen hatte.
So weit das Auge reichte, lag der Strand verlassen da. In einem schmutzig weißen, schaumigen Tosen brandeten die Wellen ans Ufer und rollten zurück. Hinauf in den Sand, der sich bis zum Schatten der Landzunge erstreckte, und wieder ins Meer.
Evan wischte sich einen Tropfen Wasser aus dem Auge und schüttelte entschlossen den Kopf. Wenn es aus war, war es aus. Er betete darum, dass er nicht erneut schwach wurde und damit alles ruinierte, was er mühsam wieder hinzubiegen versuchte. Mit dem Hinbiegen musste er sofort anfangen.
Er wandte sich in Richtung Delilah und verfiel in Schritttempo. Innerhalb einer Minute wurde aus dem raschen Gehen erst ein langsamer, dann ein etwas schnellerer Dauerlauf. Er musste zurück zu Sarah. Eine bunte Mischung widerstreitender Emotionen versuchte in seinem Inneren, sich Gehör zu verschaffen: Schuldgefühle,
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