Linda Lael Miller
auch.«
Melissande
wußte nicht, was sie darauf erwidern sollte.
Christian
legte seinen linken Arm, der nicht mehr geschient war, aber noch immer in einer
Schlinge ruhte, auf ihre Taille. Seine Stirn berührte ihre, und sie spürte seinen
Atem auf ihrem Gesicht. Flüchtig berührte er ihre Lippen mit seinen.
»Ich habe
oft davon geträumt, so neben dir zu liegen, als ich auf der Galeere war«, sagte
er nach einer Weile mit leiser, rauher Stimme.
Melissande
wußte, daß es besser gewesen wäre, sich seiner Umarmung zu entziehen, aber sie
konnte sich nicht dazu überwinden. »Ich dachte, du hättest mich gehaßt.«
»Oh, das
tat ich auch – wenn ich wach war.«
Melissande
hätte am liebsten geweint wegen allem, was Christian erlitten hatte, aber das
nützte ihm jetzt natürlich nichts mehr. Aber wenn sie die anderen Galeerensklaven
befreite, würde sie in geringem Maße vielleicht auch etwas von ihrer Schuld bei
Christian abtragen. »Aber jetzt haßt du mich?« fragte sie leise.
»Ich bin
nicht sicher«, antwortete er.
Melissande
war froh, daß er ihr Gesicht nicht sehen konnte, denn dann hätte er bestimmt
erraten, wie tief seine Worte sie verletzt hatten. Sie wußte, daß er sie nicht
lieben konnte, aber sie hatte gehofft, daß er sie in all den Wochen, die sie
zusammen verbracht hatten, als den Menschen erkennen würde, der sie war, und
ihr ein bißchen mehr vertraute.
Als sie
nichts mehr sagte, legte er sanft eine Hand unter ihr Kinn, drehte mit einem
leisen Seufzer ihr Gesicht zu sich herum und küßte sie.
Ein fast
schmerzhaftes Glücksgefühl erfaßte Melissande, und sie erwiderte den Kuß mit
dem ganzen Eifer ihres Herzens.
In diesen
Momenten vergaß sie die Verbitterung, die zwischen ihr und Christian herrschte,
das Mißtrauen, den Kummer und
den Zorn. Das einzige, was jetzt noch wichtig war, das einzige, was noch
existierte, war ihre Liebe zu ihm, die nie gestorben war.
Christian
war atemlos, als er sich endlich von ihr löste. »Gott verzeihe mir«, murmelte
er, und dann küßte er Melissande von neuem, diesmal noch leidenschaftlicher.
Wenn sie nicht vorher schon verloren gewesen war, war sie es ganz sicher jetzt;
ihr junger Körper drängte sich an seinen, und ihre Seele erbebte unter der
Macht ihres Verlangens wie ein Baum unter dem Einschlag eines Blitzes.
Kurz darauf
begann Christian ihren schlanken Hals zu küssen, seine Lippen glitten zu ihren
festen kleinen Brüsten hinab. Mit den Zähnen löste er die Bänder ihres Hemds,
und als sie entblößt und zitternd vor ihm lag, nahm er eine der zarten Knospen
in den Mund.
Melissande
schrie leise auf, verblüfft über die Intensität der Gefühle, die diese
Berührung in ihr auslöste. Zärtlich schob sie ihre Hände unter Christians
weiches, langes Haar, um sie dort zu verschränken und ihn noch fester an sich
zu ziehen.
Er küßte
und liebkoste sie mit seinen Lippen, mit seiner Zunge und mit seinen Zähnen,
und seine Zärtlichkeiten versetzten Melissande in einen solchen Zustand der
Erregung, daß sie nichts anderes mehr wollte, als mit ihm vereint zu sein. Er
schob ihre Röcke bis zur Taille hoch – sie trug nichts als ein Hemd darunter –
und zog Melissande dann rittlings auf seine harten Schenkel. Ihre Brüste quollen
aus dem offenen Mieder ihres Gewands, ihr dunkles Haar fiel offen auf ihren
Rücken, ihre Schultern und ihre Arme.
»Falls du
dich mir verweigern willst, Mylady«, warnte Christian heiser, »dann tu es
jetzt.«
Melissande
bewegte sich auf ihm, in einer stummen Einladung, ihn in sich aufzunehmen.
Er drang
mit einer ungestümen Bewegung, die ihr einen Schrei entlockte, in sie ein.
»Habe ich
dir weh getan?« fragte er, und es klang bestürzt.
Sie hatte
vergessen, wie groß er war, wie vollkommen er sie ausfüllte, und es schmerzte
ein wenig, aber es gab kein Zurück für Melissande. Instinktiv begann sie sich
zu bewegen, um Christian noch tiefer in sich aufzunehmen, und in dem Sturm der
Leidenschaft, der sie überwältigte, vergaß sie ihren Schmerz.
10. Kapitel
Lange nachdem Melissande in seinen Armen
eingeschlafen war, lag Christian noch wach und dachte über das nach, was heute
nacht zwischen ihnen vorgefallen war, auf einer Hängematte in einem primitiven
kleinen Landgasthof. Sie hätten Adam und Eva sein können, im Garten Eden vor
dem Sündenfall, so rein und schön war ihre körperliche Liebe gewesen.
Zärtlich
wickelte er eine ihrer seidenen Haarsträhnen um den Finger, während er
nachdachte; Melissande
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