Lisa Kleypas
dich sehr wohl. Ich möchte, dass du heute
Abend mit zu der Party kommst und meine Familie kennenlernst. Du kannst für
Holly nicht mehr tun, als was Sam schon für sie tut.«
Noch
während sie redete, löste sich Marks Gefühl von Nähe, Wärme und Verbundenheit
in Luft auf. Auch wenn sie es angeblich nicht tun wollte, sie stellte ihn doch
vor die Wahl, sich zwischen ihr und Holly zu entscheiden.
»Ich weiß
das«, sagte er. »Aber trotzdem will ich es für sie tun. Und ich
kann den heutigen Abend einfach nicht genießen, wenn ich weiß, dass mein Kind
krank ist. Ich würde ständig nur in irgendeiner Ecke herumhängen und das Handy
am Ohr haben.«
»Aber Holly
ist nicht dein Kind. Jedenfalls nicht dein eigenes.«
Mark
schaute Shelby an, als hätte er sie noch nie gesehen. Was wollte sie ihm damit
sagen? Dass seine Sorge um Holly nicht zählte, weil sie nicht sein biologisches
Kind war? Dass er nicht das Recht hatte, sich in diesem Ausmaß um sie zu
sorgen?
Häufig
traten in kleinen Momenten wirklich wichtige Dinge zutage. Nur wenige Worte
hatten genügt, um die Beziehung zwischen ihm und Shelby grundlegend zu verändern.
War seine Reaktion vielleicht übertrieben? Es war ihm egal. Er dachte
zuallererst an Holly.
Als Shelby
seinen Gesichtsausdruck sah, verdrehte sie ungeduldig die Augen. »Ich habe es
nicht so gemeint, wie es sich angehört hat.«
Sie hatte
es durchaus so gemeint, es hatte nur nicht so klingen sollen. »Ist schon in
Ordnung.« Mark zögerte. Er spürte, wie mit jedem Wort und jedem Satz die
Bindung zwischen ihnen schwächer wurde. »Holly ist mein Kind, Shelby. Ich trage
die Verantwortung für sie.«
»Sam
auch.«
Er
schüttelte den Kopf. »Sam hilft mir. Aber ich bin von Gesetzes wegen der
alleinige Sorgeberechtigte.«
»Sie muss
also von zwei erwachsenen Männern bemuttert und verhätschelt
werden?«
Mark wählte
seine Worte mit Bedacht. »Ich muss bei ihr sein.«
Shelby
nickte und atmete langsam aus. »Na schön. Offensichtlich hat es keinen Sinn,
jetzt darüber zu diskutieren. Soll ich dich zum Flughafen fahren?«
»Ich habe
mir ein Taxi bestellt.«
»Ich würde
dir anbieten mitzukommen, aber ich möchte heute Abend für meine Cousine da
sein.«
»Das
verstehe ich.« Mark legte ihr besänftigend eine Hand auf den Rücken. Er
spürte, wie steif und angespannt sie war – wie eine Statue. »Ich übernehme die
Rechnung für das Essen«, fuhr Mark fort, »und hinterlasse meine
Kreditkartennummer an der Kasse.«
»Danke.
Bill und Allison werden sich freuen.« Shelby schaute ihn finster an.
»Melde dich nachher und lass mich wissen, wie es Holly geht. Obwohl ich jetzt
schon weiß, dass es ihr gut gehen wird.«
»Mach
ich.« Er beugte sich vor, um sie zu küssen, aber sie wandte das Gesicht
ab, sodass seine Lippen nur ihre Wange trafen.
Kapitel 9
Die Taxifahrt zum Flughafen kam Mark
endlos vor. Der
anschließende Flug nach Friday Harbor zog
sich ebenfalls wie Kaugummi, und Mark hatte das Gefühl, er wäre sogar mit einem
Kajak schneller vorangekommen. Als er endlich auf Rainshadow Vineyard ankam,
war es fast zehn Uhr abends. In der Einfahrt stand ein Auto, das er keinem
Besitzer zuordnen konnte: ein weißer Chrysler Sebring.
Er betrat
das Haus durch die Hintertür und begab sich auf dem schnellsten Weg in die
Küche, wo er Sam antraf, der sich gerade ein Glas Wein einschenkte und ziemlich
mitgenommen aussah. Wasserflecken zierten sein T-Shirt, die Haare standen ihm
zu Berge. Auf der Arbeitsplatte lagen jede Menge Tablettenschachteln herum,
außerdem die leere Flasche eines isotonischen Getränks.
Sam schaute
Mark kopfschüttelnd an. »Ich wusste, dass ich es dir nicht hätte sagen
sollen«, murmelte er resigniert. »Mein Gott, Shelby muss stinksauer auf
dich sein.«
Mark
stellte seine Reistasche ab und zog die Jacke aus. »Das ist mir so was von
egal. Wie geht es Holly? Wem gehört der Wagen in der Einfahrt?«
»Das ist
Maggies Auto. Und Holly geht es besser. Sie hat sich seit anderthalb Stunden
nicht mehr übergeben.«
»Warum hast
du Maggie angerufen?«, fragte Mark verblüfft.
»Weil Holly
sie gernhat. Und als ich sie Halloween kennengelernt habe, meinte sie, ich
solle Bescheid sagen, wenn ich mal Hilfe mit Holly bräuchte. Ich habe zuerst
bei Alex angerufen – da war keiner zu Hause. Also habe ich mich an Maggie
gewandt. Sie ist sofort gekommen. Gott, sie ist einfach großartig. Während ich
einkaufen war, hat sie Holly ein
lauwarmes Bad bereitet, sauber gemacht und dafür
Weitere Kostenlose Bücher