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Little Brother

Little Brother

Titel: Little Brother Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cory Doctorow
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lange wie möglich im Umlauf ist, ohne dass schon jemand einen Weg gefunden hätte, es zu knacken. Ob du ne Bank bist, ein Terrorist, eine Regierung oder ein Teenager, ihr benutzt alle dieselben Chiffren.
    Wenn du also versuchen würdest, deine eigene Chiffre zu verwenden, dann wäre es ziemlich wahrscheinlich, dass irgendwer da draußen schon den Schwachpunkt gefunden hat, den du übersehen hast, und dass er dich drankriegt wie damals Turing; der könnte dann all deine "geheimen" Botschaften lesen und sich über dein dummes Geschwätz, deine Geldgeschäfte und deine militärischen Geheimnisse amüsieren.
    Deshalb wusste ich, dass Krypto mich vor Mithörern schützte; aber auf Histogramme war ich nicht vorbereitet.
    [x]
    Ich stieg aus der BART und schwenkte meine Karte über dem Drehkreuz, rauf zur Station 24. Straße. Wie üblich hingen etliche Bekloppte in der Haltestelle ab, Betrunkene, Jesus-Freaks, finstere Mexikaner, die auf den Boden starrten, und ein paar Gang-Kids. Ich guckte stur an ihnen vorbei, als ich zur Treppe ging und dann nach oben joggte. Meine Tasche war jetzt leer, nicht mehr übervoll mit den ParanoidXbox-Scheiben, die ich verteilt hatte, und das nahm den Druck von den Schultern und beflügelte meinen Gang, als ich raus auf die Straße kam. Die Prediger waren immer noch bei ihrer Arbeit, uns auf Spanisch und Englisch über Jesus etcetera zu belehren.
    Die Verkäufer mit ihren gefälschten Sonnenbrillen waren weg, aber ihren Platz hatten Typen mit Roboterhunden im Angebot eingenommen, die die Nationalhymne bellten und ihr Beinchen hoben, wenn man ihnen ein Foto von Osama bin Laden zeigte. Wahrscheinlich ging in deren kleinen Gehirnen ein bisschen was Interessantes vor, und ich nahm mir vor, später ein paar davon zu kaufen und sie zu zerlegen. Gesichtserkennung war in Spielzeugen noch ziemlich neu; sie war erst kürzlich vom Militärsektor zuerst zu Casinos auf der Suche nach Betrügern und zur Strafverfolgung gelangt.
    Ich machte mich auf den Weg die 24. Straße runter Richtung Potrero Hill und heim, rollte meine Schultern, sog die Burrito-Gerüche ein, die aus den Restaurants drangen, und dachte ans Abendessen.
    Keine Ahnung, warum ich zufällig mal über die Schulter schaute, jedenfalls tat ichs. Vielleicht wars ein bisschen unterbewusstes Sechster-Sinn-Zeug. Ich wusste einfach, dass mir jemand folgte.
    Es waren zwei stämmige weiße Typen mit kleinen Schnurrbärten, die mich an Bullen und an die schwulen Biker erinnerten, die durch Castro rauf- und runterrollten, aber Schwule hatten normalerweise stylischere Frisuren. Sie trugen Blousons in der Farbe von kaltem Zement und Jeans, und man konnte ihre Hüften nicht sehen. Ich dachte an all die Dinge, die ein Bulle an seiner Hüfte tragen könnte, an den Werkzeuggürtel, den der DHS-Typ im Truck umhatte. Beide Kerle trugen Bluetooth-Sprechgarnituren.
    Ich ging weiter, aber mein Herz klopfte wie wild. Ich hatte damit gerechnet, seit ich angefangen hatte. Ich hatte damit gerechnet, dass das DHS rauskriegen würde, was ich tat. Ich war so vorsichtig wie nur möglich, aber hatte Frau Strenger Haarschnitt nicht gesagt, sie würde mich unter Beobachtung halten? Sie hatte mir gesagt, ich sei nun ein gezeichneter Mann. Mir wurde klar, dass ich tatsächlich drauf gewartet hatte, hopsgenommen und ins Gefängnis gesteckt zu werden. Warum auch nicht? Warum sollte Darryl im Knast sein und ich nicht? Was sprach schon für mich? Ich hatte noch nicht mal den Mumm gehabt, meinen Eltern - oder seinen - zu erzählen, was mit uns tatsächlich passiert war.
    Ich legte einen Zahn zu und machte in Gedanken Inventur. Nein, ich hatte nichts Verdächtiges in meiner Tasche. Na ja, nichts allzu Verdächtiges. Auf meinem SchulBook lief der Crack, der mir Messaging und das Zeug ermöglichte, aber die Hälfte der Leute in der Schule hatte das. Und ich hatte die Verschlüsselung auf meinem Telefon geändert - jetzt hatte ich wirklich eine Pseudo-Partition, die ich mit einem einzelnen Passwort in Klartext umwandeln konnte, aber das gute Zeug war nicht da drauf, sondern erforderte ein weiteres Passwort, um es zugänglich zu machen. Dieser versteckte Teil sah wie Datenmüll aus - wenn du Daten verschlüsselst, kann man sie nicht mehr von zufälligem Rauschen unterscheiden -, und sie wüssten noch nicht mal, dass es ihn gab.
    Es waren keine Scheiben mehr in meiner Tasche. Mein Laptop war frei von jeglichem belastenden Material. Wenn sie sich natürlich meine Xbox genauer ansahen,

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