Little Brother
dann war das Spiel aus, sozusagen.
Ich blieb stehen, wo ich war. Ich hatte mich bedeckt gehalten, so gut ich eben konnte. Jetzt wars Zeit, dem Schicksal ins Auge zu blicken. Ich ging in den nächsten Burrito-Laden und bestellte einen mit Carnitas - gehacktem Schweinefleisch - und extra Salsa. Wenn schon untergehen, dann zumindest mit vollem Magen. Außerdem nahm ich einen Kübel Horchata, ein eiskaltes Reisgetränk, so ähnlich wie wässrig-süßlicher Reispudding (besser, als es klingt).
Ich setzte mich hin zum Essen, und ich wurde ganz ruhig. Entweder kam ich nun ins Gefängnis für meine "Verbrechen" oder auch nicht. Meine Freiheit war, seit sie mich festgehalten hatten, ein vorübergehender Urlaub gewesen. Mein Land war nun nicht mehr mein Freund: Wir standen auf verschiedenen Seiten, und ich hatte gewusst, dass ich niemals gewinnen konnte.
Die zwei Typen kamen ins Restaurant, als ich grade mit dem Burrito fertig war und Churros zum Nachtisch bestellen wollte - frittierten Teig mit Zimtzucker. Schätze mal, die hatten draußen gewartet und waren von meiner Bummelei angenervt.
Sie stellten sich hinter mir an den Tresen und nahmen mich in die Zange. Ich bekam meinen Churro von der hübschen Bedienung und bezahlte, dann biss ich erst noch ein paar Mal ab, bevor ich mich umdrehte. Ich wollte zumindest ein bisschen was von meinem Dessert essen, schließlich könnte es das letzte für lange, lange Zeit sein.
Dann drehte ich mich um. Sie waren beide so dicht, dass ich den Pickel auf der Wange des Typen links sehen konnte und den kleinen Popel in der Nase des anderen.
"Schuldigung", sagte ich und versuchte an ihnen vorbeizudrängen. Der mit dem Popel stellte sich mir in den Weg.
"Würden Sie bitte mit uns dorthin kommen?", sagte er und wies in Richtung der Restauranttür.
"Tut mir Leid, ich ess noch", sagte ich und bewegte mich wieder. Diesmal legte er seine Hand auf meine Brust. Er atmete schnell durch seine Nase, was den Popel wackeln ließ. Ich glaube, ich atmete auch schnell, aber das ging unter im Hämmern meines Herzens.
Der andere schlug eine Flappe an seiner Windjacke runter, was ein SFPD-Wappen zum Vorschein brachte. "Polizei", sagte er. "Bitte kommen Sie mit uns."
"Kann ich eben noch meine Sachen holen?", entgegnete ich.
"Darum kümmern wir uns", sagte er. Popel trat noch einen Schritt näher und brachte seinen Fuß an die Innenseite von meinem. In manchen Kampfsportarten macht man das auch so. Dann kann man spüren, ob der andere sein Gewicht verlagert und eine Bewegung vorbereitet.
Doch ich würde nicht weglaufen. Ich wusste, meinem Schicksal konnte ich nicht davonlaufen.
Kapitel 7
Sie brachten mich raus und um die nächste Ecke zu einem ungekennzeichneten Polizeiwagen, der dort wartete.
Nicht dass irgendjemand in dieser Gegend Schwierigkeiten gehabt hätte, den Wagen als Bullenschleuder zu identifizieren. Nur die Polizei fährt heute noch riesige Crown Victorias, seit der Sprit bei sieben Dollar die Gallone liegt. Und außerdem konnten nur Bullen mitten auf Van Ness Street in der zweiten Reihe parken, ohne den Horden lauernder Abschleppunternehmen zum Opfer zu fallen, die hier ununterbrochen rumfuhren, allzeit bereit, San Franciscos unverständliche Parkregelungen umzusetzen und fürs Kidnappen deines Autos Lösegeld zu fordern.
Popel schneuzte. Ich saß auf der Rückbank, er auch. Sein Partner saß vorn und tippte mit einem Finger auf einem antiken, stoßfest ausgestatteten Laptop, der aussah, als ob er mal Fred Feuerstein gehört hatte.
Popel sah sich meinen Ausweis noch mal genau an. "Wir möchten dir lediglich ein paar Routinefragen stellen."
"Kann ich mal Ihre Marken sehen?", fragte ich. Die Typen waren eindeutig Bullen, aber es konnte nichts schaden, ihnen zu zeigen, dass ich meine Rechte kannte.
Popel hielt mir seine Marke so kurz hin, dass ich sie nicht genau sehen konnte, aber Pickel auf dem Fahrersitz ließ mich länger auf seine schauen. Ich las die Nummer ihrer Abteilung und merkte mir seine vierstellige Markennummer. Das war leicht: 1337 ist, wie Hacker "leet", also "Elite", schreiben.
Sie waren beide sehr höflich, und keiner von ihnen versuchte mich so einzuschüchtern, wie das DHS es getan hatte, als ich in deren "Obhut" war.
"Bin ich verhaftet?"
"Du wirst vorübergehend festgehalten, damit wir deine Sicherheit und die allgemeine öffentliche Sicherheit gewährleisten können", sagte Popel.
Er reichte meinen Führerschein an Pickel weiter, der ihn langsam in den
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