Little Brother
Computer tippte. Ich sah ihn einen Tippfehler machen und hätte ihn fast korrigiert, aber ich dachte mir, es sei vielleicht klüger, einfach den Mund zu halten.
"Gibt es irgendwas, das du mir erzählen möchtest, Marcus? Nennen sie dich Marc?"
"Marcus ist schon recht", sagte ich. Popel sah aus, als könne er ein netter Kerl sein. Mal abgesehen davon, dass er mich in seinen Wagen verschleppt hatte, natürlich.
"Marcus. Irgendwas, das du mir erzählen möchtest?"
"Was denn? Bin ich verhaftet?"
"Im Moment bist du nicht verhaftet", sagte Popel. "Wärst du gern?"
"Nö", sagte ich.
"Gut. Wir haben dich beobachtet, seit du aus der BART kommst. Dein Fast Pass sagt, dass zu zu den merkwürdigsten Zeiten zu den merkwürdigsten Orten gefahren bist."
Mir fiel ein Stein vom Herzen. Es ging also gar nicht ums Xnet, nicht wirklich. Die hatten bloß meine U-Bahn-Nutzung überprüft und wollten nun wissen, warum sie in letzter Zeit so merkwürdig war. Völlig bescheuert.
"Also folgen Sie jedem, der mit einem merkwürdigen Nutzungsprofil aus der BART kommt? Na, da haben Sie gut zutun."
"Nicht jedem, Marcus. Wir erhalten eine Warnung, wenn jemand mit einem ungewöhnlichen Fahrprofil rauskommt, und das hilft uns einzuschätzen, ob wir eine Ermittlung starten sollten. In deinem Fall kamen wir, weil wir wissen wollten, wie jemand wie du, der einen so vernünftigen Eindruck macht, zu so einem merkwürdigen Fahrprofil kommt."
Da ich jetzt wusste, dass ich nicht in den Knast kam, wurde ich langsam sauer. Was hatten diese Typen hinter mir herzuschnüffeln? Und was hatte die BART ihnen dabei zu helfen? Warum zum Teufel musste meine U-Bahn-Fahrkarte mich wegen eines "ungewöhnlichen Fahrmusters" anpissen?
"Ich glaube, ich möchte jetzt verhaftet werden", sagte ich.
Popel lehnte sich zurück und hob eine Augenbraue.
"Soso? Unter welchem Verdacht?"
"Ach, ungewöhnliches U-Bahn-Fahren ist gar kein Verbrechen?"
Pickel schloss die Augen und rieb sie mit seinen Daumen.
Popel seufzte einen aufgesetzten Seufzer. "Hör mal, Marcus, wir sind auf deiner Seite. Wir verwenden dieses System, um die Bösen zu fangen. Terroristen und Drogenhändler. Vielleicht bist du ja ein Drogenhändler. Ziemlich gute Art und Weise, sich durch die Stadt zu bewegen, so ein Fast Pass. Anonym."
"Was ist denn so falsch an anonym? Für Thomas Jefferson wars gut genug. Bin ich jetzt übrigens verhaftet?"
"Bringen wir ihn heim", sagte Pickel. "Wir können mit seinen Eltern sprechen."
"Na, das ist doch mal ne dufte Idee", sagte ich. "Ich bin sicher, meine Eltern findens interessant zu erfahren, wo ihre Steuerdollars bleiben ..."
Ich hatte mein Blatt überreizt. Popel hatte schon die Hand am Türgriff gehabt, aber jetzt stürzte er sich auf mich wie ein Berserker. "Warum hältst du nicht einfach die Schnauze, solange du noch darfst? Nach allem, was in den letzten zwei Wochen passiert ist, würde es dir nicht schaden, mit uns zu kooperieren. Weißt du was, vielleicht sollten wir dich wirklich verhaften. Dann kannst du einen Tag oder zwei im Knast sitzen, während dein Anwalt nach dir sucht. Und in der Zeit kann eine Menge passieren. Eine Menge. Wie wäre das?"
Ich sagte gar nichts. Ich war albern und wütend gewesen. Jetzt hatte ich nur noch Schiss.
"Tut mir Leid", sagte ich dann und hasste mich gleich wieder dafür.
Popel setzte sich nach vorn und Pickel setzte den Wagen in Gang. Wir fuhren die 24. Straße rauf und über Potrero Hill. Sie kannten meine Adresse von meinem Ausweis.
Mom kam an die Tür, als sie klingelten, und ließ die Kette noch eingehängt. Sie schaute durch den Spalt, sah mich und fragte: "Marcus? Wer sind diese Leute?"
"Polizei", sagte Popel. Er zeigte ihr seine Marke und gewährte ihr einen ausgiebigen Blick - nicht bloß so husch-husch, wie ers mit mir gemacht hatte. "Können wir reinkommen?"
Mom schloss die Tür, um die Kette zu entriegeln, und ließ sie dann rein. Sie brachten mich in die Wohnung, und Mom betrachtete uns alle mit einem ihrer typischen Blicke.
"Was hat das zu bedeuten?"
Popel zeigte auf mich. "Wir wollten ihrem Sohn ein paar Routinefragen über sein Bewegungsverhalten stellen, aber er hat sich geweigert, sie zu beantworten. Deshalb dachten wir, es sei am besten, ihn hierher zu bringen."
"Ist er verhaftet?" Moms Akzent schlug heftig durch. Gute alte Mom.
"Sind Sie eine Bürgerin der Vereinigten Staaten?", fragte Pickel.
Sie würdigte ihn eines Blicks, der Lack zum Abplatzen gebracht hätte. "Na klar, und wie",
Weitere Kostenlose Bücher