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Little Brother

Little Brother

Titel: Little Brother Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cory Doctorow
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außerdem willst du die ganze Stadt in Terrorverdächtige verwandeln. Kannst du nicht aufhören, bevor du den Leuten wehtust?"
    Ich machte den Mund ein paarmal auf und zu. "Van, ich bin nicht das Problem, die sind es. Ich verhafte schließlich keine Leute, steck sie in den Knast und lass sie verschwinden. Die Heimatschutzbehörde, die tut das. Und ich kämpfe dagegen, um sie aufzuhalten."
    "Aber wie, wenn dus doch nur schlimmer machst?"
    "Vielleicht muss es ja erst schlimmer werden, bevor es besser wird, Van. Wars nicht das, was du meintest? Wenn jetzt jeder rausgewunken würde ..."
    "Das hab ich aber nicht gemeint. Ich hab nicht gemeint, dass du dafür sorgen sollst, dass sie jeden verhaften. Wenn du protestieren willst, dann geh doch zur Protestbewegung. Mach irgendwas Positives. Hast du denn überhaupt nichts von Darryl gelernt? Gar nichts?"
    "Du hast verdammt Recht", sagte ich, schon halb aus der Fassung. "Ich hab gelernt, dass man denen nicht trauen kann. Dass jeder ihnen hilft, der sie nicht bekämft. Und dass sie das Land in einen Knast verwandeln, wenn wir sie nur lassen. Und was hast du gelernt, Van? Immer nur ängstlich zu sein, stillzusitzen und den Mund zu halten und zu hoffen, dass dich keiner bemerkt? Glaubst du, das wird noch mal besser? Wenn wir nichts unternehmen, dann ist das das Beste, was wir noch zu erwarten haben. Dann wirds in Zukunft immer nur noch schlimmer werden. Willst du Darryl helfen? Dann hilf mir, die zu stoppen!"
    Da war er wieder, mein Schwur. Nicht Darryl zu befreien, sondern das gesamte DHS in die Knie zu zwingen. Dass das Wahnsinn war, wusste ich selbst nur zu gut. Aber es war genau das, was ich zu tun gedachte, da gabs gar kein Vertun.
    Van schubste mich mit beiden Händen grob von sich. Sie hatte mächtig Kraft vom Schulsport - Fechten, Lacrosse, Hockey, all diese Mädchenschul-Sportarten -, und ich landete mit dem Hintern auf dem grässlichen San Franciscoer Bürgersteig. Sie verschwand, und ich folgte ihr nicht.
    [x]
    > Der entscheidende Aspekt bei Sicherheitssystemen ist nicht, wie sie arbeiten, sondern wie sie versagen.
    Das war die erste Zeile meines ersten Blog-Eintrags auf Open Revolt, meiner Xnet-Site. Ich schrieb als M1k3y, und ich war bereit, in den Krieg zu ziehen.
    > Mag ja sein, all diese automatische Durchleuchtung ist wirklich dafür gedacht, Terroristen zu fangen. Und es mag sogar sein, sie fangen damit früher oder später tatsächlich einen Terroristen. Das Problem ist bloß, es fängt uns alle auch, obwohl wir überhaupt nichts Falsches tun.
    > Je mehr Leute sie damit fangen, desto fragwürdiger wird das System. Wenn es zu viele Leute fängt, dann ist das sein Tod.
    > Ist die Sache klar?
    Dann kopierte ich meine Anleitung zum Bau eines RFID-Kloners rein, dazu ein paar Tips, wie man nah genug an Leute rankommt, um ihre Marker zu lesen und überschreiben zu können. Meinen eigenen Kloner steckte ich in die Tasche meiner Original-Motocross-Jacke aus schwarzem Leder mit den verstärkten Taschen und ging dann zur Schule. Zwischen daheim und Chavez High schaffte ich es, sechs Marker zu klonen.
    Sie wollten Krieg. Sie würden Krieg bekommen.
    [x]
    Wenn du jemals auf die Schnapsidee kommen solltest, einen automatischen Terrordetektor zu bauen, dann solltest du erst mal eine bestimmte Mathematik-Lektion lernen. Sie heißt "Paradoxon vom Falsch-Positiven", und sie ist ein Prachtstück.
    Nimm an, es gibt diese neue Krankheit, sagen wir, Super-AIDS. Nur einer von einer Million Menschen bekommt Super-AIDS. Du entwickelst einen Test, der eine Genauigkeit von 99 Prozent hat. Damit meine ich, er liefert in 99 Prozent der Fälle das korrekte Ergebnis: "ja", wenn der Proband infiziert ist, und "nein", wenn er gesund ist. Dann testest du damit eine Million Leute.
    Einer von einer Million Leuten hat Super-AIDS. Und einer von hundert Leuten, die du testest, wird ein "falsch-positives" Ergebnis generieren - der Test wird ergeben, dass der Proband Super-AIDS hat, obwohl er es in Wahrheit nicht hat. Das nämlich bedeutet "99 Prozent genau": ein Prozent falsch.
    Was ist ein Prozent von einer Million?
    1.000.000/100 = 10.000
    Einer von einer Million Menschen hat Super-AIDS. Wenn du wahllos eine Million Leute testest, wirst du wahrscheinlich einen echten Fall von Super-AIDS ausfindig machen. Aber dein Test wird nicht genau eine Person als Träger von Super-AIDS identifizieren. Sondern zehntausend Leute.
    Dein zu 99 Prozent genauer Test arbeitet also mit einer Ungenauigkeit von 99,99

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