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Lockwood & Co. - Die Seufzende Wendeltreppe: Band 1 (German Edition)

Lockwood & Co. - Die Seufzende Wendeltreppe: Band 1 (German Edition)

Titel: Lockwood & Co. - Die Seufzende Wendeltreppe: Band 1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Stroud
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setzen.« Er lächelte. »Aber das tun wir doch tagtäglich, oder?«
    »Aber nur, wenn wir vernünftig ausgerüstet sind«, sagte George trotzig. »Und noch was: Was Fairfax da gefaselt hat, weshalb er sich ausgerechnet für uns entschieden hat, ist totaler Schwachsinn. In London gibt es mindestens fünfzehn Agenturen, die größer und erfolgreicher sind als Lockwood & Co. Kommt es dir gar nicht komisch vor, dass er ausgerechnet uns haben will? «
    Lockwood schüttelte den Kopf. »Das ist für mich beinahe das Spannendste an diesem Fall. Deshalb sollten wir die Gelegenheit beim Schopf packen und einfach mal sehen, was passiert. Wenn das jetzt alles war, was ihr …«
    »Das war noch nicht alles!«, sagte ich. »Nicht mal annähernd. Was ist mit Hugo Blake und dem Medaillon? Ich darf dich dran erinnern, dass vor nicht mal zwölf Stunden bei uns eingebrochen wurde. Was gedenkst du zu unternehmen?«
    »Ich habe Blake keineswegs vergessen, aber Fairfax und sein Auftrag haben jetzt Vorrang. Er gewährt uns achtundvierzig Stunden für unsere Vorbereitungen, die sollten wir so gut wie möglich nutzen. Blake sitzt sowieso erst mal im Gefängnis. Inspektor Barnes das Medaillon auszuhändigen, hat keine Eile. Außerdem würde ich vorher gern selbst versuchen, den Code zu entschlüsseln. Das wäre neuer Stoff für die Presse … so wie die Geschichte von unserem hoffentlich durchschlagenden Erfolg in Combe Carey Hall.« Ich wollte ihn unterbrechen, aber er hob die Hand. »Keine Sorge, Lucy. Es wird nicht noch mal jemand bei uns einbrechen. Wer immer dahintersteckt, er weiß jetzt, dass wir vorgewarnt sind. Und deine Freundin Annie Ward hat fünfzig Jahre darauf gewartet, dass ihr Gerechtigkeit widerfährt, da kann sie sich auch noch ein paar Tage länger gedulden. Also an die Arbeit! George, ich hätte da ein paar Punkte für dich, die du recherchieren könntest.«
    »Logisch«, grummelte George. »Die Geschichte von Mr Fairfax’ Anwesen.«
    »Unter anderem. Mach nicht so ein Gesicht. Du recherchierst doch für dein Leben gern! Du müsstest eigentlich einen Freudentanz aufführen. Lucy – du hilfst mir, das Haus aufzuräumen und die Ausrüstung zu überprüfen. Sind alle so weit zufrieden? Auf geht’s!«
    Zufrieden oder nicht, wenn Lockwood in dieser Stimmung war, hatte es erfahrungsgemäß keinen Zweck, ihm zu widersprechen. George fuhr ins Archiv und ich half Lockwood im Untergeschoss. Uns standen arbeitsreiche achtundvierzig Stunden bevor.
    An diesem ersten Nachmittag kümmerte sich Lockwood darum, dass die Sicherheitsvorkehrungen am Haus repariert und nachgerüstet wurden. Die Eingangstür bekam neue Schlösser und das Fenster zum Untergeschoss ein stabiles Eisengitter, das sowohl Lebende als auch Tote fernhalten würde. Während die Arbeiter bohrten und schraubten, hängte Lockwood sich ans Telefon. Er rief den Degenfachhändler Mullet & Söhne an und bestellte nagelneue Waffen. Danach telefonierte er mit Satchell in der Jermyn Street und vereinbarte eine große Lieferung von Eisenspänen und Salz zum Ausgleich dafür, dass wir unsere Leuchtbomben nicht einsetzen durften.
    Ich breitete währenddessen alle unsere Waffen und Ausrüstungsgegenstände auf dem Fußboden aus. Ich putzte die Degen und Ketten und füllte die Tüten mit den Eisenspänen auf. Dann ging ich unseren Vorrat an Silberplomben durch und suchte die stärksten Behälter, Bänder und Netze heraus. Zum Schluss nahm ich mit Bedauern die Leuchtbomben von unseren Gürteln und brachte sie ins Lager. Das körperlose Gesicht in Georges Geisterglas schaute mir aufmerksam dabei zu und gab stumme Kommentare ab, bis es mir reichte und ich das Glas zudeckte.
    Während der Vorbereitungen ließ Lockwood sich immer wieder ablenken, offensichtlich ob der Größenordnung unseres nächsten Abenteuers. Er platzte vor Tatendrang – ich hatte ihn nie beschwingter gesehen, er stürmte durchs Haus, immer drei Stufen auf einmal nehmend – und war trotzdem seltsam geistesabwesend. Er sprach kaum und unterbrach seine Tätigkeiten immer wieder, um mit abwesendem Blick vor sich hin zu starren, als ersinne er einen hoch komplizierten Plan, dessen Ende noch nicht abzusehen war.
    George blieb den ganzen Tag im Archiv. Als ich ins Bett ging, war er noch nicht zurückgekommen, und als ich am nächsten Morgen aufstand, hatte er das Haus bereits wieder verlassen. Zu meiner Überraschung machte Lockwood sich ebenfalls ausgehfertig. Er stand vor dem Spiegel in der Diele und rückte eine

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