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Lockwood & Co. - Die Seufzende Wendeltreppe: Band 1 (German Edition)

Lockwood & Co. - Die Seufzende Wendeltreppe: Band 1 (German Edition)

Titel: Lockwood & Co. - Die Seufzende Wendeltreppe: Band 1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Stroud
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zu sehen? Hugo Blake. Wie hat sie reagiert? Sie ist ausgerastet. Ich habe noch nie einen Geist so heulen gehört.«
    »Du hast sie absichtlich freigesetzt?«, fragte Lockwood. »Das war dumm von dir.«
    Als ich ihn anschaute, fiel mir das Herz in die Hose. »Ich habe sie nicht freigesetzt!«, verteidigte ich mich. »Höchstens ein bisschen. Und ich habe damit Erfolg gehabt, im Gegensatz zu unseren anderen Versuchen.«
    George schnaubte. »Erfolg? Hat sie mit dir gesprochen? Nein. Hat sie ein Dokument unterschrieben, das vor Gericht Bestand hätte? Noch mal nein.«
    »Ihre Reaktion war unmissverständlich, George. Ursache und Wirkung. Das kannst du nicht einfach leugnen.«
    Lockwood nickte, aber er sagte: »Trotzdem war es dumm von dir. Gib mir das Blatt.«
    Ich reichte ihm mit brennenden Augen wortlos die Kopie. Jetzt war alles aus. Ich hatte ein zweites Mal gegen die Vorschriften verstoßen. Diesmal würde Lockwood mir nicht verzeihen, das sah ich ihm an. Meine Zeit bei Lockwood & Co. war um. Erst jetzt begriff ich, was ich da leichtfertig weggeworfen hatte.
    Lockwood machte ein paar knirschende Schritte über den salzbedeckten Boden und hielt die Kopie unter die Deckenlampe. George ging leider nicht zu ihm, sondern baute sich vor mir auf. Seine Augen traten so weit hervor, dass sie sich beinahe von innen gegen die Brillengläser drückten.
    »Ich fass es nicht, Lucy! Bist du verrückt geworden? Einen Geist absichtlich freizusetzen!«
    »Es war ein Experiment. Außerdem hast du’s grade nötig, du mit deinem blöden Geisterglas.«
    »Das ist etwas ganz anderes. Ich sorge dafür, dass der Geist eingesperrt bleibt. Außerdem handelt es sich um eine wissenschaftliche Forschungsreihe, die unter streng kontrollierten Bedingungen stattfindet.«
    »Unter streng kontrollierten Bedingungen? Neulich habe ich das Glas in der Badewanne gefunden!«
    »Da habe ich getestet, wie der Geist auf Wärme reagiert.«
    »Auf Wärme und auf Badezusatz oder was? Alles war voller Schaum … sag mal, nimmst du das Ding etwa auch mit rein , wenn du ein Bad nimmst?«
    George wurde rot. »Nein. Jedenfalls nicht immer. Ich … ich wollte bloß Zeit sparen. Ich wollte grade in die Wanne steigen, als mir einfiel, dass ich das Wasser für ein Experiment über das Verhalten von Ektoplasma unter Wärmeeinwirkung nutzen könnte. Ich wollte feststellen, ob sich das Ektoplasma zusammenzieht und …« Er unterbrach sich und wedelte abwehrend mit den Händen. »Halt mal! Es geht hier nicht um mich ! Du bist diejenige, die in unserem Haus einen Geist entfesselt hat.«
    »Lucy …«, setzte Lockwood an.
    »Ich habe den Geist nicht entfesselt!«, schrie ich wütend. »Siehst du das Salz nicht? Ich hatte alles im Griff!«
    »Na klar doch«, sagte George abfällig. »Deswegen hast du flach wie eine Flunder am Boden gelegen, als wir reingekommen sind. Du hattest mehr Glück als Verstand, dass du den Geist in letzter Sekunde wieder gebannt hast. Das Biest hat uns schon letztens beinahe umgebracht und jetzt …«
    »Ach, halt die Klappe! Du hast dich vor einem Geist nackt ausgezogen!«
    »Lucy!« Wir verstummten. Lockwood stand noch in der gleichen Haltung da und hielt die Kopie unters Licht. Er war sehr blass und seine Stimme klang völlig verändert. »Du hast dem Geist diese Kopie gezeigt?«
    »Äh … ja. Ich …«
    »Wie herum hast du sie gehalten? So rum? Oder so rum?«
    »So rum, wie du sie zuletzt gedreht hast.«
    »Das heißt, der Geist konnte alles gut sehen?«
    »Ja, aber er hat nur kurz draufgeschaut, dann ist er ausgerastet. Ihr habt es ja miterlebt.«
    »Allerdings«, erwiderte George grimmig. »Sag doch auch mal was dazu, Lockwood! Es ist jetzt schon das zweite Mal, dass Lucy uns alle in Gefahr bringt. Sag ihr, dass …«
    »… dass sie ihre Sache gut gemacht hat«, schnitt ihm Lockwood das Wort ab. »Du bist ein Genie, Lucy! Du hast die entscheidende Verbindung hergestellt. Das ist der Schlüssel zu allem.«
    Ich war fast genauso überrascht wie George, dem die Kinnlade runterfiel. »Äh … danke«, stotterte ich. »Glaubst du … glaubst du, das wird zur Aufklärung des Falles beitragen?«
    »Allerdings.«
    »Dann sollten wir das Medaillon jetzt zur Polizei bringen, oder etwa nicht? Wollen wir Barnes das Medaillon zeigen?«
    »Noch nicht. George hat recht: Die Reaktion des Geistes zählt streng genommen nicht als Beweis. Aber keine Sorge, ich bin zuversichtlich, dass wir den Fall Annie Ward dank deines Einsatzes sehr bald zu einem

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