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Lords und Ladies

Lords und Ladies

Titel: Lords und Ladies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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unternehmen?«
    »Nun, kannst du das Mädchen heilen?«
    »Ich? Nein.«
    »Und ich auch nicht«, meinte Oma Wetterwachs. »Aber ich kenne je-
    manden, der das viel eicht hinbekommt. Den da bringen wir zunächst mal im Kerker unter. Da unten gibt’s viel Eisen: Gitter und so. Dürfte
    dafür sorgen, daß er ruhig bleibt.«
    »Wie hat er es geschafft, in unsere Welt zu gelangen?« fragte Nanny.
    »Er hielt sich an mir fest. Vielleicht öffnet sich eine Lücke in der von…
    Steinkraft geformten Barriere, um Menschen durchzulassen. Ich weiß

    nicht genau, wie’s funktioniert. Mir genügt’s, wenn seine Freunde da drin bleiben.«
    Nanny hob sich den bewußtlosen Elfen mühelos auf die Schulter.*
    »Riecht unangenehmer als die schmutzigste Ecke eines Ziegenstal s«,
    klagte sie. »Ich schätze, zu Hause muß ich ein Bad nehmen.«
    »Meine Güte«, erwiderte Oma. »Es wird immer schlimmer, nicht
    wahr?«

    Was ist Magie?
    Hexen erklären dieses Phänomen auf zweierlei Art und Weise, abhän-
    gig davon, wie alt sie sind. Ältere Hexen vermeiden es, darüber zu reden,
    doch tief in ihrem Herzen vermuten sie folgendes: Das Universum weiß
    eigentlich gar nicht, was vor sich geht, und es besteht aus Billionen von
    Milliarden von Millionen Möglichkeiten. Zu jeder einzelnen davon könn-
    te es werden, wenn man ein trainiertes Bewußtsein mit Quantengewiß-
    heit in den Spalt schiebt und hebelt. Anders ausgedrückt: Wenn man den Hut einer bestimmten Person explodieren lassen wol te, so brauchte man
    sich nur in ein Universum zu hebeln, in dem eine genügend große Anzahl von Hutmolekülen beschloß, zur gleichen Zeit in unterschiedliche Richtungen davonzufliegen.
    Jüngere Hexen hingegen reden ständig über Magie und glauben, daß es
    dabei um Kristalle, mystische Kräfte und Tänze ohne Schlüpfer geht.
    Vielleicht haben alle Recht, und zwar gleichzeitig. So ist das eben mit
    den Quanten.

    Früher Morgen. Shawn patrouillierte auf den Wehrgängen – im Moment
    war es seine Pflicht, die Bewohner des Schlosses vor al en eventuel an-
    greifenden Barbarenhorden zu schützen.
    Ihm gefiel das militärische Leben. Manchmal wünschte er sich, daß
    wenigstens eine kleine Horde angreifen und ihm dadurch Gelegenheit

    * In den Chroniken der Scheibenwelt wurde bereits darauf hingewiesen, daß
    ganze landwirtschaftliche Ökonomien auf der Hebekraft alter, in Schwarz ge-
    kleideter Frauen basieren.

    geben würde, in die Rol e des strahlenden Helden zu schlüpfen. Oft
    träumte er davon, ein Heer in die Schlacht zu führen. Allerdings mußte
    sich der König zunächst einmal ein Heer zulegen…
    Ein kurzer Schrei deutete darauf hin, daß sich die erste Falkenkralle
    dieses Tages in Festgreifaahs Haut bohrte.
    Shawn achtete nicht darauf – solche Schreie gehörten zu den al gemei-
    nen Hintergrundgeräuschen des Schlosses. Er vertrieb sich gerade die
    Zeit damit, festzustellen, wie lange er die Luft anhalten konnte.
    Er kannte verschiedene Methoden, sich die Zeit zu vertreiben, denn
    der Wachdienst gab ihm mehr als genug Gelegenheit dazu. Zum Beispiel
    hingebungsvoll in der Nase bohren – dabei verging die Zeit wie im Flug. Oder Melodien furzen. Oder auf einem Bein stehen. Wenn al es andere versagte und die Mahlzeiten nicht zu reich an Kohlehydraten gewesen waren, kam wie
    lange kann ich die Luft anhalten an die Reihe.
    Tief unten knarrte es zweimal. Der Türklopfer war so sehr verrostet,
    daß er nur dann Geräusche verursachte, wenn man ihn nach oben zog –
    dann quietschte es – und anschließend mit ganzer Kraft nach unten
    drückte. Dann quietschte es erneut, und manchmal pochte es sogar
    dumpf.
    Shawn holte tief Luft und beugte sich über die Zinnen.
    »Halt!« rief er. »Wer da?«
    »Ich bin’s«, ertönte es unten. »Deine Mutter.«
    »Oh, hallo, Mama. Hallo, Frau Wetterwachs.«
    »Sei ein guter Junge und laß uns herein.«
    »Freund oder Feind?«
    »Was?«
    »Das muß ich fragen, Mama. So verlangt’s die Dienstvorschrift. Und du antwortest: Freund.«
    »Ich bin deine Mutter.«
    »Es muß alles seine Ordnung haben, Mama«, erwiderte Shawn im be-
    drückten Tonfal eines Mannes, der weiß, daß er bereits verloren hat.
    »Das ist sehr wichtig, weißt du.«
    »Du riskierst, daß es gleich ›Feind‹ heißt, mein Junge.«

    »Ich bitte dich, Mama!«
    »Na schön. Die Antwort lautet: Freund.«
    »Ja, und wenn du jetzt auch noch darauf hinweisen könntest, daß
    du…«
    »Laß uns herein, Shawn Ogg.«
    Shawn salutierte und

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