Lustbekenntnisse: Männer sprechen über Sex (German Edition)

diskret damit umzugehen. Wenn man untreu war und nicht möchte, dass es herauskommt, ist die erste Regel: Nicht mal dem besten Freund erzählen!
    Richard zum Felde
    Wenn ein Freund zu mir kommt und sagt ›Ich habe meine Frau betrogen und muss es ihr beichten‹, sage ich: ›Nein, musst du nicht. Du wirst es nicht mal unter Folter gestehen!‹ Denn das würde bedeuten, dass du dein Gewissen erleichterst und sie sich mit deinem persönlichen Mist auseinandersetzen muss. Wenn meiner Frau in dieser Hinsicht etwas passieren sollte, erwarte ich, dass sie bitte danach den Mund hält und nicht den Schutt bei mir ablädt. Damit muss sie klarkommen. Umgekehrt genauso. Richtig spannend wird es allerdings erst, wenn man es offiziell macht: Jeder kann sich andere Sexpartner suchen – mit dem Wissen des anderen. Allerdings könnte ich mir nicht vorstellen, dass meine Frau zu mir sagt: ›Du, ich fahre jetzt zu Pierre Lavendel und lasse mich von ihm ordentlich durchbumsen.‹ Dann müsste ich leider hinterherfahren und Pierre Lavendel mit einer Schrotflinte erschießen.
    Tillmann Remberger
    Die sexuelle Versuchung besteht immer, es kann jederzeit passieren. Warum sollte ich es wissen wollen, wenn es für meine Beziehung keine Bedeutung hat?
    Bernd Pöschel
    Ehrlich währt am längsten, heißt es immer, aber manchmal ist es ganz gut, bestimmte Sachen für sich zu behalten. Es ist natürlich blöd, wenn es irgendwann rauskommt. Dann sollte man schon im Vorfeld dafür sorgen, dass es keiner erfährt.
    Ulrich Clement
    Das ist eine unglaublich gute und auch eine wichtige Frage: Wann kommt der Punkt, wo es nicht mehr zu organisieren und zu managen ist? Ist Ehrlichkeit oder die Schonung des Partners das höhere Gut? Das muss jeder für sich abwägen. Seinen Partner kann man das schlecht fragen, denn in dem Moment wäre es ja schon aufgeflogen.
    Malte Welding
    Sagen wir mal, es war das berühmte ›Es bedeutet mir nichts‹, wo ja die Frage aufkommt: Wenn es mir nichts bedeutet, warum konnte ich es mir nicht verkneifen? Vielleicht gerade weil es mir nichts bedeutet hat, manchmal kann man sich gerade die niedrigschwelligen Sachen schlecht verkneifen. Ich war betrunken, es war schlimm und es hat sich nicht mal gelohnt. Vielleicht sollte man dann besser lügen. Möglicherweise bereut man ein Leben lang, dass man es gesagt hat. Dafür gibt es kein Patentrezept.
    Thilo Mischke
    Die meisten Menschen erzählen es ihrem Partner, um ihr Gewissen zu erleichtern. Sie denken sich, dass es sie von der Schuld befreit, die sie tragen, aber das ist doch Quatsch. Wenn man untreu war, muss man den Preis des schlechten Gewissens zahlen.
    Ulrich Clement
    Es gibt einen Punkt, an dem man mit der Sprache herausrücken muss. Der ist dann gekommen, wenn man den nachfragenden Partner zu sehr für dumm verkauft. Es ist sowieso schon kränkend, aber in der Nachbetrachtung erleben Partner, die das Gefühl haben, sie sind nicht nur betrogen, sondern noch dazu für dumm verkauft worden, dies als schlimmer und nachhaltig verletzender. Wenn ich mich ernsthaft verliebt habe, bin ich in einem anderen emotionalen Zustand. Dann bin ich ein anderer Mensch. Und ein Partner, der nicht völlig eingeschlafen ist, kriegt das natürlich mit. Der sagt: ›Was ist mit dir los, du strahlst so?‹ Dann ist der Punkt gekommen, wo man die Wahrheit sagen muss. Aber dann noch zu behaupten ›da ist nichts‹, wäre albern.
    Kann man Untreue verzeihen?
    Ulrich Clement
    Am Anfang schlägt das alles Wellen und reißt einem den Boden unter den Füßen weg. Es ist nicht selten, dass den Betrogenen Mord- und Selbstmordfantasien plagen. Die Gefühle sind ambivalent, schwanken zwischen ›Geh zum Teufel‹ und ›Komm wieder her‹. Die Amerikaner nennen dieses Aufgewühltsein ›fuck me, fuck you‹. Man kann nicht schlafen, will den anderen da haben und kurz danach zum Teufel jagen. Mit der Zeit lassen die Amplituden nach, und man kann auch wieder schlafen. Aus der blutenden Wunde wird eine Narbe, es sei denn, man kratzt die Wunde immer wieder auf. Es gibt fast einen natürlichen Verlauf von solchen Kränkungen, über die man im Laufe der Zeit langsam hinwegkommt. Aber die Verläufe sind verschieden. Es gibt Paare, die so weitermachen wollen wie vorher, und es gibt solche, die den Betrug als Aufwecksituation betrachten. Sie wollen nicht mehr in die alte Situation zurück, weil sie erkennen, dass sie etwas falsch gemacht und zu wenig aufeinander geachtet haben. Das sind diejenigen, die gut