Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Lyonesse 1 - Herrscher von Lyonesse

Titel: Lyonesse 1 - Herrscher von Lyonesse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Vance
Vom Netzwerk:
nun von großer Furcht ergriffen, Rat, und wieder beschlossen sie weiterzuziehen, wenigstens bis Tintzin Fyral. »Doch keinen Schritt weiter, solange die Sicherheit der Wege nicht gewährleistet ist!« erklärte der Scharfsinnigste der Gruppe. »Bedenkt: nur einen Schritt ins Tal, und wir müssen dem Herzog Wegzoll entrichten!«
    »Wohlan denn!« sprach ein anderer. »Nach Tintzin Fyral, und dort werden wir sehen, wie die Dinge stehen.«
    Die Gruppe zog weiter. Schon kurze Zeit später begegnete ihr eine weitere Flüchtlingsschar, welche höchst beunruhigende Kunde mitbrachte. Die Ska-Armee hatte Tintzin Fyral erreicht und unter Attacke genommen.
    An Weiterziehen war jetzt nicht mehr zu denken. Die Hausierer machten kehrt und eilten – weit rascher, als sie gekommen waren – nach Süden zurück.
    Aillas blieb allein auf dem Weg zurück. Tintzin Fyral lag noch fünf Meilen voraus. Ihm blieb keine andere Wahl, als zu versuchen, einen Pfad zu finden, auf dem er Tintzin Fyral umgehen konnte. Einen Pfad, der in die Berge führte, über sie hinweg und unten wieder auf den Trompada mündete.
    An einer engen, steilen Schlucht, die mit Gestrüpp und verkrüppelten Zedern zugewachsen war, saß Aillas ab und führte sein Pferd am Zügel einen kaum sichtbaren, fast zugewucherten Pfad zum Berggipfel hinan. Rauhe Vegetation hemmte sein Vorankommen. Ständig lösten sich Felsbrocken unter seinen Füßen und den Hufen des Pferdes, das ohnehin keinen Geschmack am Klettern fand. In der ersten Stunde legte Aillas nur eine Meile zurück. Nach einer weiteren Stunde erreichte er den Kamm eines Ausläufers, der sich schräg von der Hauptspitze abspreizte. Der Pfad war jetzt leichter zu begehen und führte in eine Richtung parallel zum Weg unten, jedoch immer noch bergan, hinauf zum flachen Gipfel jenes Berges, der als Tac Tor bekannt war: die höchste Erhebung, so weit das Auge blicken konnte.
    Tintzin Fyral konnte nicht mehr weit sein. Als Aillas stehenblieb, um zu verschnaufen, glaubte er Schreie in der Ferne zu hören. Vorsichtig ging er weiter, unter Ausnutzung jeder sich bietenden Dekkung. Tintzin Fyral mußte sich, wenn seine Berechnungen stimmten, jenseits des Evandertals erheben, unmittelbar hinter dem Tac Tor. Er war dabei, dem Schauplatz der Belagerung weit näher zu kommen, als er beabsichtigt hatte.
    Bei Sonnenuntergang befand er sich wohl hundert Schritt unterhalb des Gipfels, in einer kleinen Mulde gleich neben einem Lärchendickicht. Er richtete sich ein Bett aus Zweigen und band sein Pferd an langer Leine neben einem Bächlein fest. Er verzichtete auf die Bequemlichkeiten eines Feuers und aß Brot und Käse aus seiner Satteltasche. Dann zog er das Nimmerfehl aus der Tasche. Der Zahn deutete nach Nordost, vielleicht mit einem geringfügig stärkeren Drall nach Osten als vorher.
    Er steckte das Nimmerfehl zurück in den Beutel, schob Beutel und Satteltaschen tief unter einen Lorbeerstrauch und stieg hinauf auf den Grat, um einen Blick über das Land zu werfen. Das Abendrot war noch nicht vom Himmel verschwunden, und aus der dunklen Masse des Waldes von Tantrevalles stieg ein Vollmond von gewaltigen Ausmaßen empor. Nirgends war das Licht einer Kerze oder Lampe zu sehen noch das Flackern von Feuer.
    Aillas schaute zu dem flachen Gipfel, nur hundert Schritt oberhalb von ihm. Im Halblicht konnte er einen Pfad ausmachen. Schon andere waren vor ihm hier entlanggereist, wenn auch nicht auf derselben Route, die er gekommen war.
    Aillas folgte dem Pfad zum Gipfel. Vor ihm breitete sich eine Ebene von drei oder vier Morgen aus, mit einem steinernen Altar und fünf Dolmen in der Mitte, die sich scharf und klar gegen das Mondlicht abhoben.
    Einen weiten Bogen um den Altar schlagend, überquerte Aillas den flachen Gipfel bis zum gegenüberliegenden Rand, der in einer schroffen Klippe abfiel.
    Tintzin Fyral schien jetzt so nah, daß er einen Stein hinüber auf das Dach des höchsten Turmes hätte werfen können. Die Burg war beleuchtet wie für ein Fest, die Fenster von goldenem Lichtschein ausgefüllt. Entlang dem Kamm hinter der Burg flackerten Hunderte kleiner Feuer in Rot und Orange, dazwischen wimmelte es von großgewachsenen, dunklen Kriegern, deren Zahl Aillas nicht zu schätzen vermochte. Hinter ihnen, kaum zu erkennen im flackernden Abglanz des Feuerscheins, ragten die schlanken Umrisse von vier großen Belagerungsmaschinen auf.
    Der Abgrund zu Aillas' Füßen fiel schroff bis zum Grund des Evandertals hin ab. Unterhalb der

Weitere Kostenlose Bücher