Mach mich Glücklich!
nachzusehen, was er zu bieten hatte. »Lassen Sie mich mal raten, ich nehme an, dass Sie aufs Kochen nicht so versessen sind wie ich.«
»Ehrlich gesagt glaube ich, dass es mir Spaß machen könnte, aber ich hatte bislang nicht viel Gelegenheit, das herauszufinden.«
»Warten Sie, sagen Sie es nicht. Liegt das vielleicht daran, dass Sie immer eine Köchin hatten?«
»Das trifft es so ungefähr.«
»Ach, Sie armes reiches Mädchen. Sie erwarten hoffentlich nicht allzu viel Mitgefühl von mir.« Erst als die Worte schon heraus waren, wurde Lily klar, was sie da eben gesagt hatte. Sie merkte plötzlich, dass sie sich mit dieser Frau fast genauso wohl fühlte wie mit ihrer Freundin Mimi in Laguna. Das erklärte auch, warum sie keine Hemmungen hatte, sie aufzuziehen.
Zu ihrer Erleichterung schien es Jessica ähnlich zu gehen. »Im Gegenteil«, sagte sie, »ich finde, dass Sie sehr viel Mitgefühl für mich haben sollten. Sie haben ja keine Ahnung, was für eine traurige Geschichte ich Ihnen erzählen könnte.«
»Ach ja?« Lily begann, verschiedene Lebensmittel aus dem Kühlschrank zu nehmen, und warf Jessica einen Blick von der Seite zu, während sie die Sachen an sie weiterreichte, damit sie sie auf die Arbeitsfläche legte. Sie machte eine hoheitsvolle Geste, als würde sie eine Audienz gewähren. »Schießen Sie los.«
»Richard, Cassidy und ich sind - können Sie das auch verkraften? - die ›armen‹ Verwandten im Clan der Beaumonts.«
Lily stöhnte übertrieben auf.
Jessicas Lächeln ließ ihr unscheinbares Gesicht fast schön erscheinen. »Ich weiß. Das ist ein echter Schock. Mama gehörte zu den Frauen, für die nur der äußere Schein zählt, deshalb hatten wir natürlich eine Köchin, wie alle in unserer Familie. Der Unterschied bestand darin, dass wir bloß reich zu sein schienen, während es alle anderen tatsächlich waren. Wenn in unserem Zweig der Familie wirklich Geld da gewesen wäre, hätte ich vielleicht in die Küche gedurft. Aber nur wirklich reiche Mädchen können es sich leisten, sich so zu benehmen, als hätten sie nichts außer einem guten Namen. Was wir hatten«, sagte sie mit einem Schulterzucken, »waren Verbindungen.« Dann fügte sie leicht bitter hinzu: »Ja, wirklich. Wir haben tatsächlich diese ach so wichtigen Verbindungen.«
Lily kannte sie nicht gut genug, um zu fragen, was das alles zu bedeuten hatte, deshalb erwiderte sie leichthin: »Na ja, außerhalb der Gastroszene verbindet keiner etwas mit meinem Namen. Aber halten Sie sich an mich, meine Liebe, ich kann Ihnen zumindest Kochen beibringen.«
»Wirklich?«
»Aber ja. Ganz sicher.«
Jessica stellte sich neben sie. »Was wollen Sie machen?«
»Heute Morgen nur etwas Einfaches, da wir nicht viel Zeit haben. Wir werden mit Rührei gefüllte Pitabrote und einen Melonen-Heidelbeer-Salat machen. Frühstücken Ihr Mann und Ihre Schwester mit uns?«
»Ich ... nehme es an.«
»Ich war mir nicht sicher, ob sie nicht schon zur Arbeit gegangen sind.«
»O nein, das Büro von B Networks ist im oberen Stockwerk des Westflügels.«
»Okay, dann gehen wir von sieben Personen aus.« Sie deutete auf die Eier, die Pilze, die roten Paprikaschoten, die Zwiebeln und den Käse, die vor ihnen auf dem Tisch lagen. »Ist da irgendetwas dabei, das einer nicht essen kann?«
»Nein.«
»Ausgezeichnet. Ich werde zuerst ein Mohndressing für den Salat machen, damit es durchziehen kann, während ich alles andere zubereite.«
»Und was kann ich tun?«
»Kümmern Sie sich um den Salat, und schneiden Sie die Melone«, sagte Lily und griff nach einer Schüssel. »Schneiden Sie sie in schmale Streifen.«
Jessica zog fragend die Augenbrauen hoch, und Lily zeigte ihr, was sie meinte, sie schnitt die Melone längs auf und reichte das Messer dann an Jessica weiter. Dann wandte sie sich wieder ihrer Arbeit zu, leerte einen Becher Vanillejoghurt in eine Schüssel und gab etwas Zitronensaft und Mohn dazu. Ein paar Minuten später sah sie von der Orange, deren Schale sie gerade über der Schüssel abrieb, auf. »Ich glaube, ich habe im Kühlschrank einen Kopfsalat liegen sehen. Wenn Sie fertig sind, dann können Sie auf jeden Teller ein paar Blätter davon legen. Dann legen Sie vier oder fünf Streifen von der Melone dazu, und streuen eine Hand voll Heidelbeeren darüber.« Sie verrührte das Dressing, deckte die Schüssel mit Frischhaltefolie ab und stellte sie ins Gefrierfach, damit es kurz kühlen konnte. Anschließend begann sie, das Gemüse zu
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