Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Maedchengrab

Maedchengrab

Titel: Maedchengrab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
Vom Netzwerk:
zurückpfeifen.«
    »Morgen«, sagte Christie. Er trug immer noch denselben dunklen Anzug, aber mit einem frischen weißen Hemd und keine Krawatte. Er schob die Hände in die Hosentaschen und musterte Rebus. »Frank meint, vielleicht sind Sie okay.«
    »Ich fühle mich geschmeichelt.«
    »Obwohl Sie zu Cafferty gehören.«
    »Tu ich nicht.«
    »Egal. Frank fragt sich, ob Sie der Familie zuliebe die Ohren offen halten könnten. Falls irgendwelche Namen ins Spiel kommen – wir brauchen nur ein bisschen Vorsprung.«
    »Dann will sich Frank also selbst drum kümmern, bevor jemand festgenommen wird?«
    Christie nickte langsam. »Aber ich will das nicht.«
    »Nein?«
    »So was kann sehr unschön enden, und ich will nicht, dass meine Mutter noch mehr durchmachen muss.«
    »Frank Hammell hat keine schlechte Erfolgsbilanz, Darryl. Wenn er jemanden in die Finger bekommt, wird es hinterher keine Spuren geben – zumindest sehr lange nicht.«
    »Diesmal ist es anders. Ich hab noch nie erlebt, dass er so austickt.«
    Jetzt war es an Rebus, den jungen Mann genau zu betrachten. »Sie sind wirklich schlauer als er, hab ich recht?«
    »Ich bin im Moment einfach nur ein bisschen rationaler. Außerdem steht mein Job auf dem Spiel, wenn er Dummheiten macht.«
    »Aber es geht um mehr als das. Ich würde sagen, Sie haben von Natur aus einfach mehr auf dem Kasten. Ich wette, Sie haben in der Schule immer aufgepasst und gute Noten bekommen. Sind immer schön vorsichtig geblieben und haben gelernt, wie’s läuft und wie die Menschen so drauf sind.«
    Darryl Christie zuckte mit den Schultern. Dann nahm er die Hände aus den Taschen, in der einen hielt er eine Visitenkarte. »Ich hab mehrere Handys«, sagte er. » Wenn Sie die Nummer hier anrufen, weiß ich, dass Sie’s sind.«
    »Glaubt ihr wirklich, dass ich euch den Täter liefere?«
    »Name und Adresse; mehr brauchen wir nicht.« Er guckte durch das Fenster des Saab auf die Plastiktüten auf dem Rücksitz. »Man weiß ja nie – vielleicht ist dann auch eine neue Waschmaschine für Sie drin …«
    Rebus sah, wie er sich umdrehte und wieder zum Mercedes ging. Sein Gang hatte nichts Angeberisches, wirkte gelassen und selbstbewusst. Der Fahrer behielt Rebus im Blick, als wollte er ihn warnen, Christies Wünschen bloß niemals zuwiderzuhandeln. Rebus bekam ein Zwinkern hin, während die Scheibe hochglitt, dann stieg er in den Saab und ließ den Motor an. Bis er rückwärts ausgeparkt und die Kreuzung an der Mündung der Arden Street erreicht hatte, war der Mercedes aus dem Blickfeld verschwunden.
    Der Mann in der Reinigung meinte, es könne zwei Tage dauern. Rebus entgegnete, er habe aber keine zwei Tage Zeit, woraufhin der Reinigungsbetreiber mit den Armen in Richtung der Maschinen fuchtelte.
    »So wie’s im Moment aussieht«, sagte er, »bin ich kurz davor, Sie dafür zu bezahlen, wenn Sie die Maschine selbst vollmachen …«
    Auf der Fahrt nach Hause konkurrierten Fish and Chips und Indisch miteinander. Der Inder gewann, Rebus hielt vor Pataka’s und bestellte einmal Lamm zum Mitnehmen. Man bot ihm ein Bier an, doch er lehnte ab. Das Restaurant war gut besucht, überall an den Tischen saßen Pärchen, vor sich Essen und gekühlte Weinflaschen. Zwei Gehminuten entfernt befanden sich drei oder vier Pubs, aber Rebus blätterte stattdessen die Evening News durch. Als er damit fertig war, war auch sein Essen fertig. Unterwegs in die Arden Street lief Maggie Bell im Radio. Er fragte sich, ob sie wohl noch erfolgreich war …
    Als er die Essensbehälter öffnete, erfüllten die verschiedensten Düfte seine Küche, er löffelte Fleisch, Soße und Reis auf einen Teller. Im Kühlschrank war noch Bier, also machte er sich eins auf und stellte es auf das Tablett, das er mit zum Esstisch nahm. Im Wohnzimmer war’s jetzt kühler, so dass er das Fenster wieder schloss und erneut das Album von Bert Jansch auflegte. Ein Handyton ließ ihn wissen, dass eine SMS eingegangen war. Er fand, sie könne warten. Zwei Minuten später aber erinnerte ihn ein weiteres Signal noch einmal daran, und dieses Mal stand er auf und sah aufs Display. Ein Anruf in Abwesenheit; eine Nachricht auf der Mailbox.
    Nina Hazlitt.
    »Raten Sie mal, wo ich bin«, sagte sie …

55
    Sie trafen sich in einer altmodischen Bar hinter dem Bahnhof. Hazlitt hatte den Schlafwagen nach London gebucht und vor der Abfahrt noch zwei Stunden totzuschlagen. Als er eintraf, saß sie schon am Tresen. Das Bier, das sie für ihn bestellt hatte,

Weitere Kostenlose Bücher