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Maedchengrab

Maedchengrab

Titel: Maedchengrab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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Anscheinend hatte er Chili aus der Dose gegessen, dazu eine Packung Nachos. Einen Fernseher gab es nicht, nur einen Computer auf einem Schreibtisch, neben dem die Schüssel mit den Essensresten stand. Ein Film war auf Pause gestellt. Rebus erkannte den Schauspieler, aber der Name fiel ihm nicht ein. Er stibitzte ein Nacho aus der Tüte und schob ihn sich in den Mund. Den Briefumschlägen auf dem Sims hinter der Tür nach zu schließen hieß der junge Mann G Fortune.
    Neben dem schmalen Einzelbett stand eine Leselampe, und einige Taschenbücher mit starken Gebrauchsspuren lagen herum. Krimis, gekauft für zehn bis fünfzig Pence, möglicherweise aus dem Secondhandladen unten. Keine Musikanlage, abgesehen von einem MP 3-Player, der an einen großen Kopfhörer angeschlossen war. Auch kein Kleiderschrank, nur eine Stange für Jacken, Hemden und Hosen, dazu eine verschrammte Kommode für alles andere. Rebus hörte, wie die Tür unten aufging und wieder zufiel und zwei Paar Füße die Treppe heraufkamen.
    Der Vermieter nahm Rebus’ Hand, als er sie ihm entgegenstreckte, stellte aber sofort eine Frage.
    »Sind Sie vom Hotel?«
    »Das hab ich nicht gesagt«, erklärte Rebus.
    »Geoff sagt, das haben Sie.«
    Rebus schüttelte den Kopf. »Vielleicht ist der Eindruck entstanden …« Er zog seinen Ausweis aus der Tasche. »Ich arbeite für die Polizei, Mr …?«
    »Ralph Ellis. Also, was geht hier vor?«
    »Ich habe ein paar Fragen an Ms Mercer. Sie ist seit einigen Tagen nicht mehr an ihrem Arbeitsplatz erschienen. Hat sich krankgemeldet, aber kein Attest eingereicht.«
    »Glauben Sie, sie ist vielleicht …?« Ellis nickte in Richtung der verschlossenen Tür.
    »Es gibt nur eine Möglichkeit, das herauszufinden, Sir.«
    Ellis haderte ein paar Sekunden lang mit sich, dann zog er einen Schlüsselbund aus der Tasche, fand den richtigen Schlüssel, öffnete die Tür und rief dabei Susie Mercers Namen.
    Das Zimmer war dunkel. Rebus machte Licht. Die Vorhänge waren zugezogen, das Bett nicht gemacht. Der Raum ähnelte dem von Fortune bis hin zur Kleiderstange und Kommode. Die Kleiderbügel aber waren leer und die Schubladen ausgeräumt.
    »Sieht aus, als hätte sie das Weite gesucht«, sagte Fortune.
    Rebus machte einen Rundgang durchs Zimmer und den Duschraum. Alle Toilettenartikel waren verschwunden. Auf dem Boden neben dem Bett lagen noch ein paar Frauenzeitschriften. An der Wand über dem Bett waren Löcher. Rebus zeigte darauf.
    »Haben Sie eine Ahnung, was für Bilder da hingen?«
    »Ein paar Postkarten«, sagte Fortune. »Ein oder zwei Fotos von ihr und ihren Freundinnen.«
    » Was für Freundinnen?«
    Fortune zuckte mit den Schultern. »Hab sie nie persönlich gesehen.«
    » Was ist mit einem Freund?«
    »Hab hin und wieder Männerstimmen gehört …«
    »Also«, unterbrach ihn der Vermieter, »sie ist nicht hier, und tot ist sie auch nicht, ich denke, wir können wieder abschließen.« Er sah Rebus an. »Es sei denn, Sie haben einen Durchsuchungsbeschluss …«
    Rebus wollte noch nicht gehen. Andererseits sah er aber auch nichts, für das es sich zu bleiben lohnte. »Gehört der Fernseher ihr?«, fragte er.
    »Ich denke schon«, sagte Fortune.
    »Meiner ist es nicht«, setzte Ellis hinzu.
    »Jetzt vielleicht schon«, sagte Rebus leise. Susie Mercer war überstürzt verschwunden, hatte nur mitgenommen, was sie tragen konnte. Er gab beiden Männern seine Visitenkarte.
    »Für den Fall, dass sie sich meldet«, erklärte er.
    »Das heißt, Sie glauben nicht, dass sie wiederkommt?«, fragte der Vermieter.
    Statt einer Antwort schüttelte Rebus langsam den Kopf. Jetzt wo ihr Foto in Umlauf war …

36
    Er saß im Wagen und überdachte die Lage. Dann fiel ihm der Polizist von der Northern Constabulary wieder ein, mit dem er gesprochen hatte, als er die Fallakten zu Sally Hazlitt und Brigid Young gesucht hatte. Er hatte sich Namen und Telefonnummer notiert, also rief er an. Die Zentrale meldete sich, und er stellte sich vor und sagte, dass er mit Sergeant Gavin Arnold sprechen wolle.
    »Der ist nicht im Dienst«, teilte man ihm mit.
    »Es eilt. Würde es Ihnen was ausmachen, mir seine private Telefonnummer oder seine Handynummer zu geben?«
    »Das darf ich nicht.«
    »Vielleicht kann ich Ihnen meine Nummer geben, und Sie können ihn benachrichtigen?«
    »Ich will sehen, was ich tun kann.«
    Nachdem er das Gespräch beendet hatte, wusste Rebus, er würde nichts anderes machen können als warten. In Inverness. Genannt Dolphinsludge

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