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Maedchenjagd

Maedchenjagd

Titel: Maedchenjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Taylor Rosenberg
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Telefon dazu brachte, eine Nachricht zu löschen, bevor der Anrufer ausgeredet hatte. Klar, es gab eine Möglichkeit, und die war schmerzhaft, zumal Lily nichts getan hatte, um die Wut ihrer Tochter auf sich zu ziehen. Shana schien ihre Anrufe auszusortieren und per Hand die Nachrichten zu löschen, sobald sie die Nummer ihrer Mutter erkannte.
    Lily vermutete, dass ihre Tochter tatsächlich von der Vergangenheit eingeholt wurde, aber es hatte nichts mit der Vergewaltigung zu tun. Sie fiel in ihre alten Gewohnheiten als verwöhntes Gör zurück, so wie es zu Lebzeiten ihres Vaters gewesen war, als sie dachte, die ganze Welt drehe sich nur um sie, und jeden ignorierte, der nicht tat, was sie verlangte.
    War das alles nur eine Masche, um Lily dazu zu bringen, mehr Geld rüberzuschieben? Shana hatte ihre Ausgaben nun schon fast ein Jahr lang überstrapaziert, und es ging dabei nicht um kleine Summen. Allein im letzten Monat hatte Lily ihr zusätzlich eintausend Dollar überwiesen. Erst als ihre Steuerberaterin die Steuer gemacht hatte, war ihr bewusst gewesen, wie viel sie Shana gegeben hatte. Lily hatte sich wie John angewöhnt, ihrer Tochter niemals etwas abzuschlagen. Sie ertrug es nicht, wenn Shana wütend oder traurig war.
    Doch dann musste Lily daran denken, dass Shana von einer Vergewaltigung in ihrem Wohnhaus erzählt hatte und dass der Täter noch nicht gefasst war. Für jemanden mit Shanas Hintergrund mochte das durchaus ein Auslöser sein, dass alte Ängste wieder hochkamen. Sie ging zum Schalter der Autovermietung Dollar Rent A Car und verließ ihn wieder mit dem Schlüssel zu einem Dodge Caliber. Sie hatte noch nie von einem solchen Auto gehört, aber er fuhr ganz ordentlich. Shana hatte ein Mustang Cabriolet, aber sie hatte nicht angeboten, Lily abzuholen.
    Es machte Lily nichts aus, denn sie genoss die Landschaft. Besonders gerne fuhr sie die Strecke bei Dunkelheit, wenn das Licht durch die hohen Bäume fiel. Palo Alto wirkte wie ein Stadtwald und war von majestätischen, uralten Mammutbäumen umgeben. Sie war ein ganzes Jahr lang nicht hier gewesen. Sie machte sich Vorwürfe, dass sie nicht öfter hergekommen war, aber ihre neue Stelle hatte sie völlig vereinnahmt.
    Shanas Wohnung befand sich in einem dreistöckigen Gebäude aus Holz und Stein. Lily stieg die Treppe hinauf in den dritten Stock. Sie wusste, dass es keine Klingel gab, und klopfte an die Tür. Als niemand antwortete, schlug sie mit den Fäusten dagegen. »Shana, bist du da? Ich bin’s, deine Mutter.«
    Sie lehnte sich an die Tür, lauschte und nahm schwache Geräusche aus der Wohnung wahr. Es kümmerte sie nicht, was die Nachbarn dachten. Sie musste wissen, ob es ihrer Tochter gutging. Während sie mit aller Kraft gegen die Tür trat, lief ein junges Mädchen vorbei und sah sie argwöhnisch an. Endlich hörte sie Shanas Stimme.
    »Halt die Luft an. Himmel noch mal, ich komm schon.« Sie machte die Tür einen Spalt auf und spähte hinaus, dann schloss sie die Tür wieder, um die Sicherheitskette zu lösen. Shana trug ein übergroßes Stanford-Sweatshirt und eine ausgeleierte schwarze Jogginghose. Sie tat überrascht. »Mom. Ich dachte, du wolltest am Freitag kommen.«
    »Heute ist Freitag.« Sie reichte Shana die Reisetasche. Die Fahrt nach L.A. hatte fast zwei Stunden gedauert, und das Flugzeug war so eng gewesen, dass ihr die Beine an der Brust geklebt hatten. All das war eine Katastrophe für ihren Rücken gewesen. Sie hatte mehrere Bandscheibenvorfälle gehabt und müsste sich eigentlich operieren lassen, konnte sich jedoch nicht von der Arbeit freinehmen. »Warum nimmst du das Telefon nicht ab? Ich war verrückt vor Sorge.«
    »Gestern wurde mein Handy abgeschaltet. Ich habe heute Morgen bei dir im Büro angerufen und auf Band gesprochen, aber wahrscheinlich warst du schon weg.«
    »Dein Telefon hat aber geklingelt.« Lily wusste, dass Shana log, denn Jeannie nahm alle ihre Anrufe entgegen, und auch die Nachrichten landeten auf ihrem Anrufbeantworter. Jeannie würde niemals versäumen, ihr von einem Anruf ihrer Tochter zu erzählen.
    »Die Telefongesellschaft gibt dir ein paar Tage Zeit, bevor sie deinen Anschluss sperren. Vermutlich soll einem das die Peinlichkeit ersparen. Ich habe dich vom Café aus angerufen.«
    »Tatsächlich?« Noch eine Lüge, sagte sich Lily. Sie war sich sicher, dass Mobilfunknetzbetreiber den Anschluss ohne Ankündigung sperrten. Gewöhnliche Telefongesellschaften mochten ausgehende Telefonate erlauben, wenn

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