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Maedchenjagd

Maedchenjagd

Titel: Maedchenjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Taylor Rosenberg
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Behandlung. Lily müsste jemanden vor Ort auftreiben. Doch es war schon spät, und morgen war Samstag. Die meisten Psychologen hatten am Wochenende ihre Praxen nicht geöffnet. Es war undenkbar, jemanden zu finden, der eine neue Patientin sofort empfangen würde. Ihr fiel nichts anderes ein, als Shana in eine Klinik zu bringen. Eine Notarztpraxis würde kaum die Medikamente ausgeben, die ihre Tochter brauchte. Zwar hatte jede Universität eine Art Klinik für die Studenten, aber sie wollte nicht, dass so etwas in Shanas Akten stand. »Hast du ein Telefonbuch? Ich muss beim Reisebüro anrufen.«
    »Ich komme nicht mit. Es ist reine Geldverschwendung, wenn du mir ein Ticket besorgst.«
    »Du musst nicht mitkommen. Aber ich muss anrufen und meinen Flug für morgen bestätigen. Darf ich dich wenigstens zu einem anständigen Essen einladen?« Sie blickte sich im Zimmer um. »Du wirst noch krank von dem ganzen Junkfood.«
    »Okay«, sagte Shana, nahm den Hammer vom Couchtisch und reichte ihn ihrer Mutter. »Ich geh mit dir zum Essen, wenn du versprichst, mich nicht weiter zu drängen, nach Ventura zu kommen. Das Telefonbuch ist, glaube ich, auf dem Kühlschrank. Wenn du es nicht finden kannst, dann such die Nummer im Internet. Ich dusche mich jetzt. Ich fühl mich schmutzig nach dem Gespräch mit dir.«
    Das Badezimmer war ein paar Zimmer weiter. Sobald Shana die Tür hinter sich geschlossen hatte, stürzte Lily in ihr Schlafzimmer und setzte sich an den Schreibtisch. Bücher und Papierberge stapelten sich am Boden. Sie tippte »Psychiatrische Klinik« in Shanas Computer und fand eine Liste von Privatkliniken im Großraum San Francisco. Die meisten waren auf die Behandlung von Drogen- und Alkoholsucht spezialisiert, doch das war ihr egal. Sie brauchte einfach jemanden, der ihr eine Arznei verschrieb. Wenn Shana nur etwas schlafen würde, hätte sie bis zu Lilys Abreise am Sonntagabend vielleicht das Schlimmste überstanden. Shana war erwachsen, und Lily konnte sie nicht zwingen, mit ihr nach Ventura zurückzukehren.
    Lily fand ein Krankenhaus namens Whitehall am Stadtrand von San Francisco. Den Bildern nach schien es ihr, als sei sie auf dem Weg nach Palo Alto daran vorbeigekommen. Es sah ganz hübsch aus. Schnell speicherte sie die Adresse und Telefonnummer auf ihrem Handy und kehrte ins Wohnzimmer zurück, um auf Shana zu warten.
    »Ich denke, ich habe alle Ratten rausgewaschen.« Shana trug eine blaue Hose, die ein paar Nummern zu groß war, und einen warmen weißen Wollpullover.
    Sie war eine wunderschöne Frau, dachte Lily, weitaus hübscher als sie selbst. Ihre roten Haare schimmerten golden. Sie hatte Lilys Locken geerbt, was beide hassten, weil sie so kraus und schwer zu bändigen waren. Shanas Körper hatte mehr Kurven als der von Lily, und ihre Beine waren lang und wohlgeformt. Lilys Beine waren dagegen käsig weiße Zahnstocher. Normalerweise machte sie jeden Morgen Gymnastik, doch in letzter Zeit hatte ihr der Antrieb gefehlt, und auch ihre Rückenschmerzen waren zu stark gewesen. Im Augenblick allerdings war Shanas Schönheit ohne Bedeutung. Wenn sie sich anderen Menschen gegenüber so verhielt, würden sie sich von ihr abwenden und keinen Blick zurückwerfen.
    Lily stand auf und lächelte. »Bist du so weit?«
    »Ja, ich hol nur noch mein Handy.«
    Shana war nicht bewusst, was sie gesagt hatte. Wenn das Telefon nicht funktionierte, wieso sollte sie es dann mitnehmen? Sie hatte Lilys Anrufe ignoriert, nichts weiter. Warum? Was hatte sie ihr angetan? Sie gab ihr doch alles, worum sie bat. Sie war ganz offensichtlich krank. Alles andere ergab keinen Sinn.
    Zu guter Letzt machten sie sich auf den Weg. Lily war klar, dass Shana sich geweigert hätte, mitzukommen, wenn sie gewusst hätte, was Lily vorhatte. Es war schon spät, nach zehn Uhr abends, und weit wichtiger als eine Mahlzeit, die Shana vermutlich ohnehin nicht essen würde, war, den Rat eines Arztes einzuholen.
    Etwa dreißig Minuten später bog sie in die Einfahrt zum Krankenhaus ein und stellte das Auto ab. Auf dem Gebäude gab es kein Hinweisschild, und auf dem Parkplatz standen nur sechs Autos, die vermutlich den Angestellten gehörten. Äußerlich erinnerte die Klinik an ein altes Herrenhaus in den Südstaaten, was ihr wahrscheinlich den Namen Whitehall verschafft hatte. Es gab Balkone, und an der Fassade links und rechts vom Eingang rankte sich Efeu empor.
    »Ich war noch nie in diesem Restaurant«, sagte Shana und sah an dem Gebäude hinauf. »Was

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