Maedchenjagd
für Essen gibt es hier?«
Lilys Nerven waren zum Zerreißen gespannt. Sie wünschte, sie hätte vorher die Gelegenheit gehabt, in der Klinik anzurufen und zu erklären, worum es ging, aber wenn Shana etwas davon mitbekommen hätte, wäre sie nie und nimmer mitgekommen. »Lass uns mal reingehen, okay?«
Die Lobby erinnerte an ein Hotel, was Lilys Lüge, dass es sich um ein Restaurant handelte, glaubwürdiger machte. »Setz dich doch hin, und ich schau, ob sie uns auch ohne Reservierung reinlassen.«
»Hier ist niemand, Mom. Vielleicht haben sie geschlossen.«
Lily ignorierte den Einwand und trat an den Schalter. Sie sah ein Telefon auf der Theke und hob den Hörer ab. Als eine weibliche Stimme antwortete, legte sie die Hand über Mund und Sprechmuschel und sprach flüsternd hinein. »Meine Tochter braucht Hilfe, und ich weiß nicht, wohin ich mit ihr soll. Ich habe sie mit einem Trick hergelockt. Sie glaubt, das hier sei ein Restaurant.«
»Machen Sie sich keine Sorgen«, sagte die Frau, »wir kümmern uns um sie. Bleiben Sie, wo Sie sind, ich komme sofort.«
Eine Frau mittleren Alters im Businesskostüm erschien in der Lobby. Sie blickte zu Lily und dann zu Shana, als sei sie sich nicht sicher, wer von beiden die Patientin war. Lily eilte auf die Frau zu und ließ Shana auf dem Sofa zurück.
»Michele Newman«, stellte sich die Frau vor. »Ich bin eine der Verwalterinnen des Krankenhauses. Vielleicht wäre es besser, wenn Sie kurz hinausgehen. Wir bringen sie nach hinten, danach können Sie hier in der Lobby warten. Normalerweise dauert das Gespräch etwa eine Stunde.«
»Aber Sie wissen doch noch gar nicht, was los ist.«
»Wir sind Profis, Ms. …«
»Forrester … Lily Forrester. Ich will sie nicht einweisen. Sie braucht nur ein Beruhigungsmittel. Sie ist deprimiert, und sie hat ewig nicht geschlafen.« Shana starrte zornig herüber. Lily wusste, dass sie sich beeilen musste.
»Wir rufen Sie herein, um Ihnen unsere Einschätzung mitzuteilen, sobald wir mit dem Gespräch fertig sind. Ich benötige nur den Namen, das Geburtsdatum und die Krankenversicherung.«
Lily gab ihr die Informationen. »In Ordnung, ich gehe hinaus. Sie wird sich nicht gerade freuen. Sie war vor ein paar Jahren für eine Weile in einer psychiatrischen Klinik, und sie hat es gehasst.« Die Frau sah sie interessiert an. »Eigentlich war sie gesund. Ich will sagen, sie hat keine psychischen Krankheiten oder so. Sie war einfach furchtbar gestresst, vielleicht ist es jetzt auch nichts anderes. Sie studiert Jura drüben an der Universität.«
Shana winkte Lily zu sich. Lily hob die Hand, um ihr zu zeigen, dass sie noch warten solle. »Auf Ihrer Homepage heißt es, dass Sie vor allem mit Drogen- und Alkoholproblemen zu tun haben. Stimmt das?«
»Wir behandeln alle möglichen Probleme und Suchterkrankungen. Shana ist in guten Händen, Ms. Forrester. Whitehall ist eine der besten Kliniken ihrer Art in Kalifornien.«
Ein großer, muskelbepackter Mann trat in die Lobby. Er trug ein gestreiftes Polohemd und hellbraune Hosen und hatte einen gelangweilten Gesichtsausdruck.
Lily bewegte sich langsam auf den Ausgang zu, und Shana stand auf, um ihr zu folgen. Der Mann kam von hinten und packte Shana am Arm.
»Hände weg«, schrie Shana und versuchte, sich loszumachen. »Mom, wo sind wir hier? Warum gehst du? Was ist hier los?«
»Es ist alles in Ordnung, Liebes. Das ist ein Krankenhaus, und sie werden dir helfen.«
Shana begann, um sich zu treten und zu schreien. »Wie kannst du mir das antun? Willst du mich dafür bestrafen, dass ich nicht auf deine blöden Anrufe reagiert habe? Ich war einfach nicht in Stimmung, mit jemandem zu reden.« Sie machte eine Pause und holte Luft. Ihr Gesicht war gerötet und wutverzerrt. »Das ist eine verdammte Klapsmühle, nicht wahr? Du bist verrückt, nicht ich. Ich hasse dich.«
Lily blieb überraschend ruhig. Sie verließ das Krankenhaus und blickte sich nicht um. Bevor sie in die kalte Nacht hinaustrat, hörte sie einen weiteren Schwall obszöner Beschimpfungen.
Sie setzte sich auf die Stufen vor dem Eingang und wünschte, sie würde noch rauchen. Hier saß sie nun, inmitten der Schönheit der Natur, und fühlte nichts als unendliches Versagen. In der Luft lag der Geruch nach verbranntem Holz. Der Nachthimmel war klar, es war Vollmond. Lily sagte sich, dass Shana diese scheußlichen Dinge, die sie geäußert hatte, nicht so gemeint hatte. Wenn sie sich ein bisschen ausgeruht hatte, würde es ihr
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