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Maedchenjagd

Maedchenjagd

Titel: Maedchenjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Taylor Rosenberg
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viel bessergehen.
    Es war Lily durchaus bekannt, dass immer mehr junge Leute mit anspruchsvollen Berufen Drogen missbrauchten, Leute, denen das niemand zutrauen würde. Der Wettbewerb war heutzutage so hart und die Belastung so hoch, dass sie manchmal Drogen nahmen, nur um wach zu bleiben. Doch Lily hatte nicht damit gerechnet, dass das Jurastudium so schwer werden würde. Womöglich war Shana nicht so intelligent, wie sie gedacht hatte. Auch hierin erinnerte Shana sie plötzlich an Noelle Reynolds. Die hatte sich jahrelang durchgemogelt, bis die Wahrheit herauskam.
    Die meisten Menschen hatten derartige finanzielle Probleme, dass sie ihre Kinder niemals nach Stanford hätten schicken können. Eltern, die jahrelang gespart hatten, um ihren Kindern eine Ausbildung zu bezahlen, waren eines Morgens im letzten Jahr aufgewacht, und alles war weg gewesen.
    Lily hatte Glück, weil sie ein festes Einkommen hatte, doch das Bewusstsein, dass der Gerichtspräsident sie loshaben wollte, hielt sie permanent unter Anspannung. Wenn sie sich nur den kleinsten Fehler erlaubte, würde Hennessey sie feuern. Es gab viel zu viele Juristen in Kalifornien, und es war teuer und aufwendig, eine private Anwaltskanzlei zu eröffnen. Sie hatte sich auf Strafrecht spezialisiert, damit ließ sich nur schwer Geld verdienen. Die Mehrheit der Kriminellen war mittellos.
    Sie ging zu ihrem Mietwagen und setzte sich auf den Fahrersitz. Kurz erwog sie, auf den Rücksitz zu klettern und ein Nickerchen zu machen, aber sie war zu unruhig, um schlafen zu können. Vielleicht war es ein Fehler gewesen, Shana hierherzubringen. Wenn es um ihre Tochter ging, schien sie immer die falschen Entscheidungen zu treffen. Das hatte Shana heute Abend nur zu deutlich gemacht.
    Lily rang mit sich, hineinzugehen und Shana nach Hause zu bringen. Wenn sie nur nicht mitten in einem Prozess stecken würde, dann könnte sie in Palo Alto bleiben und sich um sie kümmern, den Dingen auf den Grund gehen. Immer war der Beruf dazwischengekommen, hatte ihr Leben durchkreuzt, vor allem im Hinblick auf Shana. Doch sie musste Geld verdienen. Sie musste das neue Haus abbezahlen und Shanas Ausbildung finanzieren, die Monat für Monat noch teurer zu werden schien.
    Was tat sie nur mit all dem Geld, grübelte Lily. Shana hatte offensichtlich keine neuen Möbel gekauft, und Lily hatte auch keine Einkaufstüten von Designer-Läden entdecken können. Es musste sich um Drogen handeln. Sie dachte über Spielsucht nach. Glücksspiele waren illegal in Kalifornien, aber im Internet gab es genug Möglichkeiten, und dort konnte man in die gleichen Schwierigkeiten geraten wie in einem echten Kasino.
    Lily kam ein anderer Gedanke. Vielleicht war Shana schwanger gewesen und hatte abgetrieben. Aber selbst das erklärte nicht die Summen, die sie jeden Monat zu benötigen schien. Oder sie war betrunken am Steuer erwischt worden, das konnte teuer werden. Ihr Vater hatte ein Alkoholproblem gehabt, und es hatte ihm eine Menge Ärger eingebrockt.
    Allein die Erinnerung an das, was John getan hatte, brachte Lily in Rage. Eines Nachts war er betrunken Auto gefahren und hatte einen Fußgänger gerammt. Er hatte den armen Kerl sterbend auf der Straße liegen lassen. Nach der Scheidung hatte er seinen Verwaltungsjob aufgegeben und war Immobilienmakler geworden, wofür er sich nicht im Geringsten eignete. Verkäufer zu sein war ein anstrengender Job, und John war schon immer faul gewesen. Er war auch in vielerlei Hinsicht dumm gewesen. Als er sich über den Verletzten gebeugt hatte, war sein Geldbeutel herausgefallen. Am nächsten Tag hatte die Polizei ihn ausfindig gemacht und ihn wegen fahrlässiger Tötung festgenommen. Erschwerend war hinzugekommen, dass es bereits das zweite Mal war, dass er unter Alkoholeinfluss am Steuer erwischt worden war.
    Und wen hatte ihr Ex-Mann angerufen, um die Kaution zu stellen und einen Anwalt zu engagieren? Lily natürlich. Als sie sich weigerte, ihm das Geld zu geben, hatte er einen Deal mit dem Staatsanwalt vereinbart und ihm erzählt, dass Lily Bobby Hernandez getötet hatte. Im Austausch hatte John eine verminderte Strafe für die Fahrerflucht bekommen.
    Als die Polizei vor ihrer Tür stand, war Lily erleichtert gewesen, dass der Alptraum endlich ein Ende hatte. Die wunderbare Shana aber hatte sie gerettet, indem sie ohne Lilys Kenntnis zur Staatsanwaltschaft marschiert war und angegeben hatte, sie habe Hernandez erschossen. Der Staatsanwalt wusste, dass sie ihre Mutter

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