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Maedchenjagd

Maedchenjagd

Titel: Maedchenjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Taylor Rosenberg
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schützen wollte. Die Tat war viel zu komplex gewesen, als dass ein junges Mädchen sie hätte verüben können. Shana hatte noch nicht einmal einen Führerschein. Lily wäre wahrscheinlich heute noch im Gefängnis, wenn nicht kurz darauf Marco Curazon, ihr eigentlicher Vergewaltiger, gefasst worden wäre.
    Shana hatte unglaublichen Mut und Aufopferungsbereitschaft bewiesen. Nach Curazons Verhaftung hatte Lily mit einer Erklärung für Shanas merkwürdiges Verhalten aufwarten müssen. Die einzige sinnvolle Begründung war gewesen, dass Shana einen Nervenzusammenbruch erlitten hatte. Um sicherzugehen, dass ihre Geschichte auch glaubwürdig klang, hatte Shana sich bereit erklärt, eine Woche in einer psychiatrischen Klinik in Ventura zu verbringen.
    Bei dem Gedanken daran wurde Lily bewusst, dass Shana nicht lange nach dem Klinikaufenthalt wieder begonnen hatte, ihre Mutter abzulehnen. Lily musste dringend mit jemandem reden. Sie rief Chris an und erzählte ihm, was geschehen war.
    »Warum, in Gottes Namen, hast du sie in eine psychiatrische Klinik geschafft? Ist sie wirklich so schlecht beieinander?«
    »Sie ist nicht bei Sinnen, und sie hat seit Tagen nicht geschlafen oder ordentlich gegessen. Ich kann es nicht erklären, Chris, aber sie muss dringend behandelt werden. Ihre Wohnung ist in einem fürchterlichen Zustand, und ich habe Marihuana gefunden. Nicht viel zwar, aber Shana hat noch nie Drogen genommen.« Sie machte eine kurze Pause, um Luft zu holen. »Sie werden sie nicht hierbehalten, Chris. Alles, was ich von denen will, ist, dass sie Shana eine Arznei geben, damit sie schlafen kann. Sie untersuchen sie gerade.«
    »Ich weiß nicht, was ich sagen soll, Schatz. Ich habe das Mädchen noch nie gesehen. Du musst machen, was du für richtig hältst.«
    »Chris, es gibt da etwas, worüber wir sprechen müssen, wenn ich nach Hause komme.«
    »Worum geht es?«
    »Ich habe etwas Furchtbares getan. Deshalb habe ich auch versucht, dir auszureden, mich zu heiraten.«
    »Hör zu, wir alle haben im Leben Dinge getan, die wir bereuen. Ich will, dass wir zwei einen Neuanfang machen, uns eine zweite Chance geben. Was war, ist unerheblich. Alles, was zählt, ist unsere Zukunft, und ich weiß, sie wird wunderbar sein.«
    »Du verstehst mich nicht. Ich habe ein Verbrechen begangen, Chris.«
    »Wann war das?«
    »Vor sechzehn Jahren.«
    »Vergiss es, Lily. Ich will’s gar nicht wissen. Was du auch getan hast, es ist vorbei. Ich kenne dich gut genug, um zu wissen, dass du einen guten Grund dafür gehabt haben musst. Nichts wird mich davon abbringen, dich zu lieben. Das habe ich dir von Anfang an gesagt.«
    Lily sorgte sich zu sehr um Shana, um die Unterhaltung fortzusetzen. Zu Hause würde sie ihm einen Brief schreiben. Doch ein Brief konnte in die falschen Hände geraten, und sie wollte nicht ins Gefängnis. Sie hatte von Anfang an ein Geständnis ablegen wollen, doch paradoxerweise hatte ihr niemand zugehört. Diese schreckliche Geschichte saß in ihrem Inneren fest, und sie würde sie niemals loswerden. Wenn die Wahrheit ans Licht käme, könnte sie sie vielleicht endlich hinter sich lassen.
    Aber nicht jetzt, wo Shana sie brauchte. Um ihrer Tochter willen hatte Detective Cunningham sich damals geweigert, sie festzunehmen, aber er hatte kurz darauf den Polizeidienst in Ventura quittiert und war zurück in seine Heimat Omaha gezogen. Lily war nicht die Einzige, die mit diesem Geheimnis leben musste. Auch Shana hatte darunter gelitten, und womöglich hatte die Notwendigkeit, diese Geschichte all die Jahre geheim zu halten, sie jetzt aus der Bahn geworfen.
    »Versuch zu schlafen heute Nacht«, sagte Chris. »Und ruf mich gleich in der Früh an. Ich vermisse dich jetzt schon, dabei bist du gerade erst weg.«
    »Ich vermisse dich auch.«
    Lily wusste, was mit Shana los war, weil sie selbst das Gleiche durchgemacht hatte. Sie konnte sich nicht erinnern, wie alles angefangen hatte, aber sie wusste, wie es geendet hatte, und sie wusste, welchem bemerkenswerten Mann sie es zu verdanken hatte. Was sie nie verstanden hatte, war, warum er es getan hatte.
    1993
Ventura, Kalifornien
    »Kanal eins, Two-Boy«, kam die Stimme von der Einsatzzentrale über den Funk. »Raubüberfall am White’s Market Ecke Alameda und Vierte. Zwei Verdächtige, weiß, bewaffnet mit einer Neunmillimeter, zuletzt gesichtet auf der Dritten in einem braunen Nova mit unbekanntem Kennzeichen. Der Verkäufer wurde angeschossen. Rettung ist unterwegs. Code

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