Maedchenjagd
am Tatort eingetroffen. Er ist in der Gegend des Rincon Beach.«
»Wurde die Leiche schon in die Gerichtsmedizin gebracht?«
»Noch nicht«, erklärte Pittman. »Die Bezirkspolizei hat versucht, es auf die städtische Polizei abzuwälzen. Die Leiche liegt in einem Wald nicht weit vom Strand. Soviel ich weiß, haben sie die letzte Stunde damit zugebracht, darüber zu streiten, wer zuständig ist.«
»Ich kenn den Rincon Beach. Er gehört zum Bezirk. Werden wir uns am Tatort sehen?«
»Mein Partner und ich sind noch mit dem Papierkram zu einem Fall von Menschenhandel beschäftigt.«
Menschenhandel, dachte Mary überrascht. Vielleicht müsste sie doch nicht vor Langeweile die Tapete von den Wänden kratzen. »Danke für die Benachrichtigung«, sagte sie und legte auf.
Als sie sich umdrehte, hatte Brooks sich schon eine Hose angezogen und griff gerade nach dem Hemd, das über der Stuhllehne hing. »Du musst nicht mitkommen, Schatz«, sagte Mary. »Bleib hier und ruhe dich aus. Der einzige Grund für mich, dort hinzugehen, ist, dass es vielleicht mit den merkwürdigen Todesfällen zu tun hat, die ich gerade bearbeite.«
Brooks lächelte. »Ich will hier nicht allein bleiben. Wenn wir hier richtig anfangen, wird es nur uns beide im Büro geben. Womöglich werden wir gar nicht so oft die Gelegenheit haben, zusammenzuarbeiten. Einer von beiden wird im Büro die Stellung halten müssen.« Seine Augen glitten an ihrem nackten Körper entlang. »Eigentlich hatte ich vor, mich noch einmal über dich herzumachen, aber vielleicht solltest du dich besser anziehen. Wir fahren in zehn Minuten.«
»Noch sind wir nicht offiziell hier«, sagte Mary. »Niemand vom FBI weiß, dass wir überhaupt in Ventura sind.«
»Irgendjemand wird es schon wissen, sonst hätte man dich nicht angerufen. Außerdem, was soll’s?« Er warf ihr die Jeans zu. »Immerhin sind wir vom FBI .«
Keine zehn Minuten später rasten sie bereits auf der Schnellstraße 101 Richtung Rincon Beach. Froh, wieder zu Hause zu sein, sah Mary aus dem Beifahrerfenster. »Schau dir die Wellen an, Brooks, sie sind riesig. Vielleicht sollten wir mit dem Surfen anfangen.«
»Du kannst ruhig surfen. Ich habe panische Angst vor dem Meer.«
»Aber du kannst doch schwimmen, oder?«
»Nicht wirklich«, antwortete er. »Ich bin in Detroit aufgewachsen. Bei uns ist man nicht ins Schwimmbad gegangen. Mom hat uns im Sommer mit dem Gartenschlauch abgespritzt. Ich habe mich sogar davor gefürchtet. Wasser jagt mir einfach Angst ein. Wahrscheinlich bin ich in einem früheren Leben ertrunken.«
Sie hielten an, als sie die lange Reihe von Polizei- und Rettungswagen an der Zufahrt zur Schnellstraße sahen. Mary trug ihr rotes Lieblingshemd. Als sie noch in der Mordkommission von Ventura war, hatte sie es ihr »Mordshemd« genannt und es immer dann angezogen, wenn sie zum Schauplatz eines Mordes musste. Die Farbe hatte es erleichtert, sie in der Menge auszumachen.
Brooks und Mary hängten sich ihre FBI -Marken um den Hals und begannen, die Leute nach dem zuständigen Ermittler zu fragen. »Oh, das ist Sheriff Earl Mathis«, sagte ein junger Beamter und deutete zu einem Hang, auf dem sich eine Gruppe von Polizisten versammelt hatte. »Er ist dort oben, wo die Leiche gefunden wurde. Er ist ein sehr großer Mann, sie können ihn nicht verfehlen.«
»Denkst du, was ich denke?«, fragte Mary, als sie und Brooks den Hang hinaufkletterten.
»Wer hat die Leiche gefunden, richtig?«
»Der Strand ist auf der anderen Seite des Highway. Ich kenn mich hier aus, hier gibt es nichts als Bäume und Dickicht. Ich kann mir nicht vorstellen, dass irgendjemand hierherkommt, außer es ist der Mörder selbst. Halt die Augen offen. Womöglich ist er noch da, irgendwo zwischen den Polizisten.«
Mary entdeckte einen großen Mann, der laut Anweisungen erteilte, und mutmaßte, dass es sich um Sheriff Mathis handelte. »Ich bin Special Agent Mary Stevens, und das hier ist Special Agent Brooks East.« Sie streckte die Hand aus, und Mathis schüttelte sie, wobei er ihr mit seinem festen Griff beinahe die Finger brach. »Können Sie uns sagen, was passiert ist?«
Mathis war ein massiger Mann, dessen Bauch über der khakifarbenen Uniformhose zu explodieren schien. Er stank nach Zigarettenrauch, aus seiner Hemdtasche ragte eine Packung Marlboro. Er schob seinen Cowboyhut zurück und sah sie mit finsterem Blick an. »Was tut ihr Feds schon wieder hier?«
Mary wechselte einen Blick mit Brooks. Sie hatte
Weitere Kostenlose Bücher