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Männer schweigen: Ein Sylt-Krimi

Männer schweigen: Ein Sylt-Krimi

Titel: Männer schweigen: Ein Sylt-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Ehley
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haben wir noch gar nicht nachgedacht. Aber eigentlich glaube ich das kaum. Die Tote arbeitete als Prostituierte, die Vermisste ist eine biedere Sylterin.«
    »So bieder wird sie nicht sein, wenn sie mir nichts, dir nichts verschwindet. Oder gibt es eine Lösegeldforderung?«
    Bastian schüttelt den Kopf und gießt zwei Kaffeebecher voll. »Wir reden hier von der Ehefrau eines mittelständischen Unternehmers, da ist gar nicht genug Geld da. Außerdem gibt es eine Zeugin, die die Vermisste beim Verlassen ihres Hauses beobachtet hat. Sie ist freiwillig gegangen und hat sogar einen Koffer dabeigehabt.«
    »Wann war das?«
    »Donnerstagabend. Noch vor Mitternacht.«
    Nachdenklich nippt Silja an ihrem Kaffee. »Weißt du, wie der Koffer aussah?«
    »Nein. Warum willst du das wissen?«
    Silja holt tief Luft. Soll sie Bastian von dem merkwürdigen Fund am Bahnhof erzählen? Oder wird er ihr dann gleich wieder unterstellen, sie sähe Gespenster? Nach einem weiteren Schluck Kaffee entscheidet sie sich für die diplomatische Variante.
    »War nur eine Routinefrage. Wer ist denn diese Zeugin?«
    »Die Schwägerin der Verschwundenen. Wohnt im selben Haus wie das Paar. Sie hat auch ausgesagt, dass die Verschwundene allein und freiwillig das Haus verlassen habe, und zwar fast direkt nachdem ihr Göttergatte sich am Abend für eine Nacht nach Flensburg verabschiedet hat.«
    »Um was zu tun?«
    »Nicht, was du denkst. Seine Firma sitzt in Flensburg.«
    »Und die beiden hatten keinen Streit?«
    »Er behauptet nein. Und ich denke, wir sollten es dabei belassen. Zumal wir im Fall der Toten vom Strand einen wichtigen Hinweis bekommen haben. Rate mal, von wem.« Bastian sieht aus, als habe er gerade ein besonders großes Geschenk unter Siljas Weihnachtsbaum gelegt.
    »Nicht Fred Hübner«, stöhnt die Kommissarin.
    »Doch, genau der. Er hat uns den Namen verraten, unter dem die Tote als Callgirl gearbeitet hat. ›Die rote Lola‹ hat sie sich in ihren Annoncen genannt. Wir haben den Handyanschluss überprüft und kennen jetzt ihren bürgerlichen Namen: Sibylla Polenz.«
    »Polenz wie Potenz?« Silja lacht. »Nee, Bastian, darauf falle ich nicht rein, das hast du dir gerade ausgedacht.«
    Der Hauptkommissar hebt in einer pathetischen Geste die Schwurhand. »Heiliges Bullenehrenwort. Sie heißt wirklich so.«
    »Die Arme. Kein Wunder, dass sie sich fürs horizontale Gewerbe entschieden hat. Wahrscheinlich ist sie schon als Kind gehänselt worden.«
    Bastian meint, sich verhört zu haben. Ausgerechnet die politisch korrekte Silja kommt ihm mit einem derart frauenfeindlichen Spruch. Aber er verkneift sich den zynischen Kommentar. Er ist viel zu erleichtert darüber, dass sich zwischen ihm und Silja endlich so etwas wie ein normaler Tonfall eingestellt hat, um die lang ersehnte Entspannung durch eine unbedachte Bemerkung aufs Spiel zu setzen.
    »Noch mal zu der Ähnlichkeit«, sagt Bastian stattdessen. »Das ist doch ein vollkommen irrer Zufall, oder glaubst du, es steckt irgendein System dahinter, das wir nur noch nicht durchschaut haben?«
    »Hast du Fotos?«, fragt Silja sachlich.
    Bastian nickt und legt das Hochzeitsfoto und das Bild der ermordeten Prostituierten nebeneinander auf Siljas Schreibtisch.
    Die Kommissarin studiert die Bilder gründlich.
    »Und die Haarfarbe ist bei beiden Frauen echt?«, will sie dann wissen.
    »Die Haare der Professionellen sind gefärbt. Eigentlich ist sie mittelblond.«
    »Dann lässt sich die Ähnlichkeit ja auf Alter, Körperbau und eben diese auffällige Haarfarbe reduzieren. Und warum eine Prostituierte sich die Haare rot färbt, können wir uns ja denken.«
    »Rothaarige gelten als scharfe Nummer. Meinst du das?«
    »Ich hätte es anders ausgedrückt«, antwortet Silja mit einem winzigen Lächeln. Doch Sekunden später ist sie wieder ernst. »Wart ihr schon in der Wohnung der Toten?«
    »Wir haben noch auf die Spurensicherung vom Festland gewartet. Außerdem wollten wir mit dir zusammen hin. Dachten, dass es ganz gut wäre, wenn sich eine Frau da mal umsieht. Aber da Sven ja irgendwie nicht aufzutauchen scheint, können wir eigentlich auch zu zweit fahren. Was meinst du?«
    Bastian hält den Atem an. Bisher hat sich Silja erfolgreich um alle Zweiereinsätze mit ihm gedrückt, aber jetzt nickt sie nur knapp, als sei nie etwas zwischen ihnen gewesen. Und während sie gemeinsam das Büro verlassen, fragt sich Bastian insgeheim, ob das eigentlich ein gutes oder eher ein ziemlich schlechtes Zeichen

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