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Männer schweigen: Ein Sylt-Krimi

Männer schweigen: Ein Sylt-Krimi

Titel: Männer schweigen: Ein Sylt-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Ehley
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Analytiker ganz gegen jede Regel. Er ist vollkommen konsterniert. »Ich wusste gar nicht, dass Sie eine Schwester haben.«
    »Das ist doch auch nicht wichtig. Sie wohnt bei mir im Haus und am Donnerstagabend hat sie gesehen, wie …«
    »Ihre Schwester wohnt bei Ihnen im Haus?« Manfred Pabst denkt an die fusselhaarige graue Maus, die ihm in dieser verdammten Donnerstagnacht die Tür geöffnet hat. Klar, das muss die Schwester gewesen sein. Und wenn dieser Depp Mönchinger ihre Existenz auch nur einmal erwähnt hätte, dann wäre die ganze Donnerstagsaktion gar nicht passiert.
    »Ja sie wohnt bei mir, das sage ich doch gerade, aber es geht jetzt um Marga, nicht um Christa.«
    Manfred Pabst atmet einige Male tief durch. Trotzdem hat er allergrößte Mühe, ruhig und besonnen zu wirken. »Sie wollten erzählen, was Ihre Schwester am Donnerstag beobachtet hat.« Der Analytiker fühlt sich, als stünde er mit verbundenen Augen und gefesselten Füßen direkt am Abgrund und ein Wahnsinniger strecke hinter ihm die Hand zum finalen Stoß aus.
    Hubert Mönchinger schluckt deutlich hörbar. »Christa sagt, Marga sei gegangen. Freiwillig. Sie hat einen Koffer gepackt und ist einfach gegangen!« Mönchingers Stimme hat sich zum Crescendo gesteigert.
    »War sie allein?«, will Pabst wissen.
    »Angeblich ja. Fast wäre mir eine Entführung lieber gewesen, es ist das Freiwillige, das ich kaum ertragen kann.«
    Mönchinger blinzelt ein paar Tränen weg, beginnt aber schon Sekunden später heftig zu schluchzen. Manfred Pabst reicht ihm kommentarlos die Kleenex-Box, die immer auf einem Beistelltisch bereitsteht. Wenn ihm der hier jetzt einen Nervenzusammenbruch kriegt, dann wird er gar nichts mehr aus ihm herausbekommen. Spontan beschließt Pabst, die harte Karte zu spielen.
    »Jetzt reißen Sie sich mal zusammen, Herr Mönchinger. Nichts auf dieser Welt geschieht ohne Grund, und den werden wir beide jetzt gemeinsam herausfinden.«
    »Vielleicht lügt Christa ja«, schluchzt Mönchinger und beginnt zu hyperventilieren. »Sie hat Marga noch nie gemocht, und vielleicht hat sie sie einfach vertrieben.«
    »Überschätzen Sie da den Einfluss Ihrer Schwester nicht ein wenig?«
    »Christas Einfluss kann man nicht überschätzen.«
    Manfred Pabst ist froh darüber, dass er hinter Hubert Mönchinger sitzt, denn das Entsetzen über diese Aussage zeichnet sich bestimmt auch in seinem Gesicht ab. Er hätte längst selbst darauf kommen müssen, dass ein derart schwacher Charakter wie Hubert Mönchinger sich nicht erst mit seiner Eheschließung eine dominante Partnerin gesucht hat. Natürlich hat es eine solche Person schon früher in Mönchingers Leben gegeben. Und ausgerechnet dieser Schwester ist er selbst in der betreffenden Nacht über den Weg gelaufen.
    »Können Sie mir möglichst genau beschreiben, was Ihre Schwester über die Vorfälle in der Nacht gesagt hat?«
    Mönchinger nickt, er scheint sich etwas beruhigt zu haben und beginnt in abgehackten Sätzen zu erzählen. »Marga hat gepackt, dann ist sie mit dem Rollkoffer zu Fuß aus dem Haus. Vielleicht hat aber doch jemand auf der Straße auf sie gewartet. Das kann Christa ja gar nicht wissen.«
    »Und wie kommen Sie auf diese Möglichkeit?«
    »Es hat noch jemand bei uns geklingelt, etwa zwanzig Minuten später.«
    »Weiter!«
    Atemlos wartet Manfred Pabst.
    »Es war ein Mann, Christa kannte ihn nicht, offenbar wollte er zu mir. Ich denke, dass das der Entführer war. Jeder weiß ja, wie sehr ich meine Frau liebe, und bestimmt hat er Geld gewollt.«
    »Was hat ihm Ihre Schwester gesagt?«
    »Sie hat ihn hereingebeten. Immerhin. Aber er wollte nicht, hat sich umgedreht und ist gegangen, fast panisch, sagt sie. Das ist ja auch logisch, er wollte natürlich nur von mir gesehen werden und von niemandem sonst.«
    Fast richtig kombiniert, denkt Manfred Pabst, es ist doch immer wieder erstaunlich, wie man aus zutreffenden Voraussetzungen so falsche Schlüsse ziehen kann. Mit banger Stimme erkundigt er sich: »Und? Konnte Ihre Schwester ihn beschreiben?« Pabst ahnt, dass es noch Hoffnung gibt, denn schließlich wäre Mönchinger bestimmt nicht zu ihm gekommen, wenn er wüsste, dass ausgerechnet sein eigener Analytiker der nächtliche Besucher gewesen ist.
    »Margas Bruder war es nicht. Das habe ich sie sofort gefragt. Dem Kerl hätte ich diese Aktion nämlich zugetraut. Sonst weiß ich ja nicht so viel von Margas Vorleben. Sie ist als Au-pair nach Deutschland gekommen, hat sich aber wohl mit

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