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Männer schweigen: Ein Sylt-Krimi

Männer schweigen: Ein Sylt-Krimi

Titel: Männer schweigen: Ein Sylt-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Ehley
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gab es nicht, also ist auch nicht von einem Streit auszugehen.«
    »Vielleicht war es ein verbaler Streit«, wirft Silja ein. »Frauen streiten sich in der Regel mit Worten und nicht mit ihren Fäusten.«
    Sven zieht scharf die Luft ein. Wieder dieses Frauen-Männer-Thema. Daran ist im letzten Sommer die Beziehung zwischen Silja und Bastian gescheitert. Heute scheinen sich die beiden zum ersten Mal vertragen zu haben, obwohl sie einen ganzen Tag miteinander gearbeitet haben. Wird das jetzt gleich wieder aufs Spiel gesetzt? Besorgt blickt Sven dem Kollegen ins Gesicht.
    Bastian reibt sich kurz die Stirn, blinzelt mit seinen faltigen Augenlidern, die ihm manchmal das Aussehen eines alten Krokodils geben, und antwortet dann nachdenklich: »Okay, also entweder ein gemäßigter Streit mit Worten, bei dem der Täter dann plötzlich ausrastet. Oder es war noch ganz anders. Sie war immerhin Prostituierte. Vielleicht war es abgemacht, dass er sie leicht würgt. Vielleicht hat ihm das einfach Befriedigung verschafft, und der Rest war ein schlichter Unfall.«
    »Quatsch«, fällt ihm Silja ins Wort. »Nur weil Frauen mit ihrem Körper Geld verdienen, sind sie noch längst nicht so blöd, sich auf so etwas einzulassen.«
    »Du hast recht«, lenkt Bastian ein. »Gerade wenn sie mit ihrem Körper Geld verdienen, werden sie sehr genau die Risiken abschätzen.«
    Da hat der Kollege aber mächtig Kreide gefressen, denkt Sven amüsiert. Und auch Silja mustert Bastian mit einem nachdenklichen Blick, der ihm kaum entgehen kann. Aber Bastian tut, als bemerke er nichts. Ungeduldig treibt er die Kollegen an.
    »Okay, weiter. Was ist geschehen? Ein Streit mit Worten. Wo ist es passiert? Am Strand oder zumindest in dessen unmittelbarer Nähe. Das überzeugt mich. Denn wie wir wissen, hinterlässt es andere Spuren, wenn Menschen nach ihrem Tod bewegt werden. Davon hat es einige gegeben, sagt der Rechtsmediziner, was ja auch klar ist, da die Leiche im Meerwasser gewaschen wurde. Aber er schließt aus, dass ein längerer Transport nach Eintritt des Todes stattgefunden hat.«
    »Also ist die Polenz aus ihrer Wohnung gegangen, um sich mit wem auch immer zu treffen. Das Treffen ist eskaliert, und sie wurde erwürgt.«
    »Weiß man, ob sie direkt vor ihrem Tod Geschlechtsverkehr hatte?«, fragt Silja leise.
    »Nicht genau. Es kann zwei Stunden, es kann aber auch sieben oder acht Stunden zurückliegen. Die Spermienmenge war zu gering, um da eindeutige Aussagen zu machen.«
    »Na toll!« Sven rauft sich die Haare. »Kann es sein, dass sich da jemand ziemlich genau mit der Polizeiarbeit ausgekannt hat? Oder der Täter ist Arzt. Irgendeiner jedenfalls, der weiß, wie man Spuren beseitigt.«
    »Es könnte aber auch sein, dass die Spurenbeseitigung aus einem anderen Grund so sorgfältig war«, überlegt Bastian.
    »Und der wäre?« Silja runzelt die Stirn.
    »Besessenheit, Zwanghaftigkeit. Irgend so etwas. Ich bin kein Psychologe, aber wir alle bekommen doch eingeimpft, dass Prostitution etwas Schmutziges ist. Vielleicht sollte aus der Hure im Tod einfach wieder eine Heilige werden.«
    Silja nickt. »Dann müssten wir den Täter tatsächlich in Sibylla Polenz’ Kundenstamm suchen. Und dafür brauchen wir ihr Handy.«
    »Soweit ich weiß, wird der Mord in Zusammenhang mit der aufgeklärten Identität der Toten morgen noch einmal der ganz große Aufmacher in den Zeitungen sein. Vielleicht meldet sich dann der eine oder andere Freier auch freiwillig als Zeuge«, überlegt Sven.
    »Träum weiter.« Bastian tippt sich mit eindeutiger Geste an die Stirn. »Das glaubst du doch selbst nicht. Wär das erste Mal, dass jemand, der irgendwie mit der Halbwelt zu tun hat, freiwillig aussagt.«
    »Tja, wie kommen wir dann an die Kundendaten der Polenz? Irgendetwas müssen wir doch …«
    »Das Auto«, fällt Sven ihr ins Wort. »Haben wir schon nach ihrem Wagen gesehen?«
    Bastian blickt Leo Blum fragend an. Der zuckt mit den Schultern.
    »An der Garderobe hing ein Autoschlüssel. VW, glaube ich. Aber niemand hat das weiterverfolgt.«
    »Okay, dann mal los.« Bastian greift nach seinem eigenen Handy und steckt die Waffe ins Holster. »Wir beide machen das, Leo. Oder will einer von euch auch mit?« Bastian sieht nur Silja an, aber sie schüttelt den Kopf.
    »Ich gehe lieber die Ergebnisse noch mal durch.« Immerhin ist ihre Absage von einem Lächeln begleitet.
    »Sven?«
    »Nee, lass mal. Wenn ich heute zum Abendessen zu Hause sein könnte, dann würde das erheblich

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