Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Männer schweigen: Ein Sylt-Krimi

Männer schweigen: Ein Sylt-Krimi

Titel: Männer schweigen: Ein Sylt-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Ehley
Vom Netzwerk:
Bedenken, was den gegenwärtigen Fall betrifft, im Gespräch mit Bastian geklärt. Aber seitdem der Kollege ihm im letzten Sommer vorgezogen worden ist und nun die Westerländer Dienststelle leitet, nagt ein kleiner Unmut an Svens Seele. Es ist nichts Wichtiges und auch nichts, was die tägliche Zusammenarbeit in irgendeiner Weise stören oder gar beschweren würde. Aber manchmal drängt sich Sven eben doch die Frage auf, ob er selbst nicht ein ebenso guter Hauptkommissar und Dienststellenleiter gewesen wäre. Vielleicht ist es die freundschaftliche Nähe zu Bastian und gerade ihr besonders offenes Verhältnis in dienstlichen Dingen, die dazu führen, dass sich für Sven die Unterschiede verwischen. Wenn die meisten Entscheidungen in kollegialer Übereinkunft gefällt werden, dann ist es oft schwer zu sagen, wer den entscheidenden Anteil am Gelingen einer Ermittlung hat.
    Doch seit Sven am Morgen durch Zufall die Geschwister Mönchinger beim Streit beobachtet hat, versucht er, sich allein einen Reim auf die Vorfälle zu machen. Auch wenn es nur intern bliebe, würde er gern mit einem Geistesblitz zu den Ermittlungen beitragen. Und sich im umgekehrten Fall natürlich nur sehr ungern blamieren.
    Was also könnte der Geschwisterstreit bedeuten?
    Hat Christa Mönchinger die Schwägerin vielleicht heimlich aus dem Haus vergrault? Oder hat ihr Bruder im Gegenteil längst von dem Entschluss seiner Frau gewusst, ihn zu verlassen, und hat nur seiner Schwester nichts da- von gesagt? Vielleicht kann er im Nachhinein den Gedanken daran nicht mehr ertragen und hat sich daher die Story von der rätselhaft verschwundenen Gattin ausgedacht? Hatte er möglicherweise Rachegelüste, die er an der rothaarigen Toten vom Strand ausgelebt hat, weil seine Frau nicht mehr greifbar war? Und welche Rolle spielt der ominöse Ordner, der am Morgen schon in Mönchingers Müllkasten lag?
    Sven seufzt vernehmlich, doch nur die Galloways hinter dem Elektrozaun könnten ihn hören, wenn sie nicht mit ihren eigenen unruhigen Träumen beschäftigt wären. Tief atmet Sven die milde Nachtluft ein, spürt dem Aroma von Heide, Schlick und Salz nach, das sich zu dem ganz besonderen Duft der Insel mischt. Langsam macht sich auch seine Müdigkeit bemerkbar, und es fällt ihm immer schwerer, die Gedanken zu ordnen. Er dreht sich um und beschließt, morgen früh mit neuen Kräften noch einmal an das Problem heranzugehen. Erst, wenn es ihm gelungen sein sollte, eine tragfähige Hypothese zu entwickeln, wird er das Ganze mit Bastian und Silja besprechen. Noch einmal holt er tief Luft. Er ist jetzt nur noch auf den Duft der Insel konzentriert, und wie so oft, wenn man ein bestimmtes Ziel aus den Augen lässt, fügen sich plötzlich die Fakten in einer Weise zusammen, die zwingend logisch scheint, auf die man vorher aber einfach nicht gekommen ist.
    »Dat is ja man ’n Ding«, murmelt Sven plötzlich, während er beständig den einen Fuß vor den anderen setzt und wie ein Kind versucht, den mächtigen Schatten seines eigenen Körpers einzuholen. Und fast würde er darauf wetten, dass die Idee, die er gerade hatte, sich auch am nächsten Tag noch als Volltreffer erweisen wird.

Dienstag, 21. Juni, 8.00 Uhr,
Kriminalkommissariat Westerland
    »Das Auto von der Polenz war die volle Enttäuschung«, schimpft Bastian Kreuzer und reibt sich die verspannten Muskeln. Er war heute noch vor Dienstbeginn im Fitnessstudio und hat es wohl mit den Situps etwas übertrieben. Aber wenn er auf den Bauchansatz schielt, der sich leider über seinem Hosenbund wölbt, dann weiß er wieder, dass sich jeder Einsatz lohnt. »Wir haben die Karre buchstäblich auf den Kopf gestellt. Innenraum, Kofferraum, sogar die Motorhaube hat Leo untersucht. Das Handy war einfach nicht aufzutreiben. Aber das war noch nicht alles, das Schlimmste kommt noch …«
    »Lass mich raten.« Silja streicht mit einer nachlässigen Geste ihren cremefarbenen Leinenrock glatt, setzt sich auf Bastians Schreibtischkante und schlägt die Beine übereinander. »Ihr habt nur Fingerabdrücke von dieser Sibylla gefunden.«
    »Ganz genau. Die hat in den letzten drei Jahren noch nicht mal einen lausigen Anhalter mitgenommen. Von irgendwelchen Freiern ganz zu schweigen.«
    »Und Blut oder so etwas gab es auch nicht, oder?«
    »Meinst du mit oder so etwas vielleicht Sperma?«
    Bevor Silja antworten kann, überlegt Bastian schon, ob er vielleicht zu weit gegangen ist. Aber andererseits ist es doch ziemlich offensichtlich,

Weitere Kostenlose Bücher