Männer schweigen: Ein Sylt-Krimi
Bauch einzuziehen, als er sich vorbeugt, um den Kopf in die Hände zu stützen. Dann redet er stockend weiter, als formten sich erst beim Sprechen seine Gedanken. »Du meinst also, in dieser Donnerstagnacht hat es in der Ehe kräftig gekracht. Vielleicht hat diese Marga ihrem Mann gedroht, je nachdem, was sie von den Dingen aus dem Ordner wusste. Mönchinger ist stinksauer mit dem Auto von dannen gerauscht, aber nicht auf dem Autozug gelandet, sondern auf der Insel geblieben.«
»So in etwa. Vielleicht ist er sogar erst mal rübergefahren und dann wieder umgekehrt. Jedenfalls könnte er sich theoretisch spontan mit der roten Lola verabredet haben. Und während sie noch dachte, es handle sich um einen ganz normalen Termin mit einem ganz normalen Freier, sind ihm alle Sicherungen durchgeknallt, und er hat sie erwürgt. Als Ersatztat sozusagen, denn seine Gattin war ja nicht mehr greifbar.«
»Das Auto mit dem Putzkasten hätte er jedenfalls dabei gehabt.«
Auch Silja scheint jetzt Gefallen an Svens These zu finden, wird aber von Bastian unterbrochen.
»Warte mal, Silja, nicht so schnell. Lass uns noch mal bei der Situation vor dem Mord bleiben. Mönchinger müsste aber zuerst nach Hause zurückgekehrt sein, um seiner Frau die Meinung zu sagen.«
»Dort könnte er erfahren haben, dass sie abgehauen ist«, fällt Sven ein.
»Genau. Dann lag da vielleicht eine dieser Gratiszeitungen herum, Mönchinger hat die Anzeige der roten Lola entdeckt und gedacht, jetzt geh ich zu ’ner Nutte und lass mal so richtig die Sau raus …«
»… und dann hatte er sich plötzlich nicht mehr unter Kontrolle«, vollendet Silja den Satz. »Stimmt, so könnte es gewesen sein.«
Schweigend blicken die drei Ermittler sich an. Schließlich fragt Bastian leise: »Oder bauen wir uns das jetzt nur zurecht, um alle Merkwürdigkeiten schön säuberlich unter einen Hut zu kriegen?«
Er muss ziemlich lange auf eine Antwort warten. Etliche besorgte und nachdenkliche Blicke wandern durch den Raum. Schließlich bricht Sven das Schweigen.
»Das glaube ich eigentlich nicht. Dafür benehmen sich die beiden Mönchingers zu auffällig. Und wir müssen ihn ja nicht gleich festnehmen. Wir können erst mal sein Alibi checken und dann weitersehen.«
»Okay, so machen wir es. Sven, übernimmst du das? Frag ihn nach der Unterkunft in Flensburg, in der er gewöhnlich übernachtet. Außerdem brauchen wir eine Speichelprobe, um Mönchingers DNA mit den Spermaresten in der Scheide der Toten abzugleichen. Ich sehe zu, dass das so schnell wie möglich untersucht wird. Vielleicht wissen wir heute Abend schon mehr.«
»Am einfachsten wäre es aber, wir würden Marga Mönchinger finden. Dann könnten wir sie nämlich fragen, was am Donnerstag wirklich passiert ist«, gibt Silja zu bedenken.
»Können wir nicht vielleicht eine Suchmeldung starten, ohne dass Mönchinger seine Ehefrau offiziell als vermisst meldet?«, überlegt Sven.
»Er hat sie bereits als vermisst gemeldet. Am Morgen nach dem Mord. Ich habe die Meldung selbst aufgenommen«, erklärt Bastian.
»Das habe ich anders in Erinnerung. Du hast ihm ziemlich energisch davon abgeraten, nach ihr suchen zu lassen.«
Sven kann die Kritik nicht ganz aus seiner Stimme verbannen, aber mit einer derart aggressiven Reaktion Bastians hätte er nicht gerechnet. Der Hauptkommissar springt auf und stürzt sich fast auf den Kollegen.
»Verdammt nochmal, Sven, machst du nie Fehler? Was soll das denn? Wollen wir uns jetzt gegenseitig zerfleischen oder was? Ich denke, wir sind ein Team.«
»Sachte, Bastian, sachte. So war das nicht gemeint.«
»Hat sich aber verdammt danach angehört«, brummt Bastian, jetzt schon wieder etwas beruhigt.
»Hört auf damit, ihr beiden. Das bringt doch nichts«, schaltet sich Silja vermittelnd ein. »Hast du was dagegen, wenn ich mit Sven zu den Mönchingers fahre? Ich würde mir gern selbst ein Bild von denen machen.«
»Nur zu. Hier ist jede Meinung willkommen. Bevor ich den Typen wirklich festnehme, möchte ich mich so weit wie möglich absichern. Ihr kennt ja die Bispingen.« Bei dem Gedanken an die resolute Staatsanwältin in Flensburg schüttelt sich Bastian wie ein nasser Hund. »Die reißt mich ungekocht in Stücke, wenn ich den ersten großen Fall nach meiner Versetzung auf die Insel versemmle.«
»Ein bisschen schade wäre es schon um dich.«
Silja sieht Bastian nicht an, begleitet ihre Worte aber mit einem Lächeln. Erst jetzt wird ihm klar, wie selten sie in letzter
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