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Männer schweigen: Ein Sylt-Krimi

Männer schweigen: Ein Sylt-Krimi

Titel: Männer schweigen: Ein Sylt-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Ehley
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Zeit so gelöst gewirkt hat. Nur dass das an irgendwelchen Gefühlen liegen sollte, die sie vielleicht doch noch für ihn hat, kann er noch nicht so ganz glauben. Trotzdem klingt seine Stimme plötzlich ungewöhnlich weich, fast zärtlich.
    »Sag mal, Silja, du bist doch heute Nachmittag wieder in Hamburg, oder?«
    »Ja und?«
    »Könntest du bei der Gelegenheit nicht vielleicht einen Abstecher nach Bremen machen? Da lebt nämlich der Bruder von Marga Mönchinger. Vielleicht ist sie ja bei dem untergeschlüpft, und du kannst mit ihr reden.«
    »Muss das ausgerechnet jetzt sein?«
    »Was willst du damit sagen?«
    »Na heute ist doch Mittsommernacht. Da wollte ich eigentlich am Abend zurückkommen.«
    »Alle Sylter lieben diese Nacht«, springt Sven ihr bei. »Mittsommer ist ein bisschen das Fest der Insulaner, musst du wissen. Neben Biike natürlich.«
    »Ach so?« Bastian kratzt sich nachdenklich den Kopf. »Ich war ja letzten Sommer im Juni noch nicht hier. Erzählt doch mal, was gibt’s denn da Besonderes?«
    »Anja und ich sind immer an Buhne 16.« Sven grinst. »Ich weiß schon, was ihr jetzt denkt: Guck mal an, der geht heimlich zu diesem Promitreff. Aber so ist das nicht, jedenfalls nicht am 21. Juni. Sind ja noch nicht so viele Touristen auf der Insel, und meist ist das Wetter ziemlich bescheiden.«
    »Letzte Nacht waren es zwölf Grad, wenn ich mich recht erinnere. Da müsst ihr euch heute Abend ganz schön warm anziehen.«
    Bastian streift Silja mit einem Seitenblick. In den letzten beiden Jahren hat sie nie von diesen Nächten erzählt. Und blöderweise war er nie zu diesem Zeitpunkt auf der Insel. Also ist dieses Thema wie so vieles in ihrer Fernbeziehung unter den Tisch gefallen. Dabei würde Bastian jetzt zu gern erfahren, was Silja normalerweise in dieser besonderen Nacht macht. Aber sie schweigt, und nur Sven redet weiter.
    »Dicke Pullis haben wir Sylter ja genug. Und wenn man sich ans Feuer setzt, und das ist jedes Jahr ziemlich beeindruckend, dann wird es schon warm.«
    »Alkohol soll ja auch helfen«, grinst Bastian.
    »Ganz recht. Es wird ordentlich gebechert, getanzt wird auch, meist haben sie eine Band an Buhne 16, richtig guten Reggae, und alle Einheimischen kommen mit dem Fahrrad.«
    Bastian holt tief Luft und nimmt all seinen Mut zusammen, dann fragt er die Kollegin direkt: »Und du, Silja, was hattest du heute Abend vor?«
    »Jetzt nichts mehr. Ich bleibe nach der Vorlesung wohl am besten in Hamburg«, antwortet Silja achselzuckend. »Warum soll ich erst zurück auf die Insel kommen? Besser wäre es sicher, ich würde gleich morgen früh von Hamburg aus nach Bremen fahren. Die eine Nacht kann ich bestimmt bei meiner Freundin schlafen.«
    Mist, denkt Bastian, das habe ich jetzt davon. Wenn ich diesen bescheuerten Vorschlag mit dem Bremen-Besuch nicht gemacht hätte, hätten wir uns vielleicht Sven und seiner Frau anschließen können. Er sieht es förmlich vor sich: Die längste Nacht des Jahres, ausgelassene Partystimmung, Silja, die sich an einem guten Grog wärmt, der Feuerschein spiegelt sich in ihren Augen, vielleicht tanzt sie am Strand …
    »Aber …«, unterbricht Silja zögernd seine Überlegungen. Bastian schöpft Hoffnung. Vielleicht weigert sie sich ja doch noch, die Insel zu verlassen. Er würde mit sich reden lassen.
    »Aber was?« Bastian probiert einen Flirtblick, der allerdings an Siljas ernster Miene abprallt.
    »Na ja. Haben wir nicht schon längst darüber geredet, dass Marga Mönchinger zurück zu ihrem Bruder gefahren sein könnte? Ich wundere mich gerade darüber, dass ihr das nicht damals schon gecheckt habt.«
    »Jetzt fang du nicht auch noch an«, seufzt Bastian und verabschiedet sich innerlich von seinen Phantasien. »Es ist eben besser, wenn wir zu dritt sind. So ein konstruktives Gespräch wie gerade jetzt hatten wir schon lange nicht mehr.«
    Abrupt bricht der Hauptkommissar ab. Alles, was er außerdem noch sagen könnte und auch ganz gern sagen würde, würde viel zu viel über seinen Seelenzustand verraten. Ein kurzer Blick in die Runde sagt ihm, dass die beiden anderen es auch so verstanden haben. Sven unterdrückt mit Mühe ein anzügliches Grinsen, und Silja hat überraschenderweise wieder dieses verträumte Lächeln aufgesetzt, das Bastian schier um den Verstand bringt.
    »Raus, ihr beiden«, schnauzt er deshalb unnötig laut. »Und versucht möglichst, einen Keil zwischen die Geschwister Mönchinger zu treiben.«
    »Einen Keil?« Sven lacht höhnisch.

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