Männerfrei: Roman (German Edition)
nützen.«
Zehn Minuten später hat er mich längst eingeholt und jede Runde gewonnen, und nun hat er nur noch zwei Karten übrig.
» Du musst früher oder später deine Niederlage eingestehen«, bemerkt Kate, die zu uns herübersieht.
» Ich weiß, ist das zu glauben?«, entgegnet Jake und deutet auf meine Hand, die circa fünfzig Karten hält. » Obwohl ihre › Niemals aufgeben! ‹ -Haltung bewundernswert ist.«
Ich knalle die Karten auf den Tisch. » Also gut. Ich lasse dich dieses Mal gewinnen. Gottverdammt, ich hasse es, bei Spit zu verlieren. Der einzige Sport, den ich ernsthaft betreibe.«
» Ich weiß nicht, wie ich es dir beibringen soll, aber… das ist kein Sport«, sagt Jake. Ich will ihm gerade Kontra geben, werde allerdings von Mitch unterbrochen, der sich demonstrativ streckt und laut gähnt wie ein Löwe.
» Kommt zum Ende, liebe Freunde… Wir haben fast Cocktailstunde. Die anderen warten bestimmt schon auf uns.«
Ich sehe nach draußen, während ich meine Jacke von dem Stuhl hinter mir nehme. Es ist ungewöhnlich dunkel für halb sechs. Ich sehe genauer hin.
» Das darf doch nicht wahr sein…«, jammere ich.
» Doch«, erwidert Jake. » Es hat gerade angefangen zu regnen.«
» Wenn wir sofort aufbrechen und ihr mir brav folgt, können wir dem Regen ein Schnippchen schlagen«, schlägt Kate vor. Das ist totaler Blödsinn, jedenfalls das mit dem Regen und dem Schnippchen, trotzdem springen wir alle von unseren Stühlen auf.
» Du bist die geborene Anführerin, nicht wahr?«, sagt Sam bewundernd zu Kate, während er ihr in die Jacke hilft.
» Nach einem Pint und drei Gläsern Wein bin ich vieles«, entgegnet sie mit kokettem Lächeln.
Wir stehen zusammengedrängt im Eingang des Pubs und sehen auf die graue Landschaft hinaus. Der Regen ist ein bisschen stärker geworden, und es fallen ziemlich dicke Tropfen.
» Wenn ich sage los… dann LOS!«, schreit Kate und rennt los. Ich folge ihr, mit Jake und Sam an meiner Seite, dahinter Tara und Mitch, der brüllt: » Du hast nicht laut genug › los ‹ gesagt! Du musst es noch mal sagen!«
Wir laufen den schmalen Pfad vom Pub hoch zur Straße, wo Sam vorsprintet, um neben Kate zu laufen, während Jake an meiner Seite bleibt. Der Regen wird jetzt immer heftiger, und der Himmel immer finsterer.
» Alles okay?«, ruft Jake zu mir nach ein paar Minuten.
» Ja!«, rufe ich zurück und versuche, nicht zu laut zu keuchen. Der Wein schwappt in meinem Magen herum, aber es geht. Durch das Kartenspielen habe ich weniger getrunken.
Plötzlich biegt Kate zielstrebig nach links ab.
» Seid ihr sicher?«, brüllt Mitch von hinten.
» JA!«, brüllen alle zurück. Ist Ihnen schon einmal aufgefallen, wie schön es ist, durch strömenden Regen zu laufen? Ernsthaft, probieren Sie es aus. Ich bin mittlerweile von oben bis unten durchnässt, meine Converses quietschen bei jedem Schritt und starren vor Dreck. Ich drehe den Kopf zu Jake. Er runzelt die Stirn, damit ihm das Wasser nicht in die Augen läuft, über denen seine nassen Haare kleben. Oh mein Gott, er ist so verdammt sexy.
Ein greller Blitz am Himmel, direkt gefolgt von einem krachenden Donnerschlag, lässt uns alle zusammenzucken, und Tara stößt ein nervöses Kichern aus. Der Knall war so laut, dass das Gewitter im Prinzip über uns sein muss.
» Wir sind gleich da, Leute!«, schreit Kate.
Ich höre, wie hinter mir jemand ins Stolpern gerät und gleich darauf in die Büsche kracht. Jake und ich bleiben stehen und drehen uns um. Tara ist gestürzt und liegt rücklings am Straßenrand, während sie sich vor Lachen nicht mehr einkriegt und im Regen zu Mitch hochsieht. Er lächelt sie mit einem Gesichtsausdruck an, den ich gar nicht von ihm kenne. Schlagartig wird mir bewusst, dass er sie liebt.
» Alles okay?«, ruft Jake.
» Ja!«, ruft Tara zurück. » Lauft weiter!«
Ich drehe den Kopf und wechsle einen Blick mit Jake. Wir wenden uns gleichzeitig um und fallen wieder in Laufschritt. Kate und Sam sind ungefähr fünfundzwanzig Meter vor uns, und ich erkenne jetzt, wo wir sind. Nur noch wenige Minuten bis zum Ziel.
» Noch alles okay?«, fragt Jake.
» Ja!«, antworte ich lächelnd und registriere, dass der Regen sogar noch mehr zunimmt, als Jake plötzlich ins Straucheln gerät. Er droht zu fallen, aber ich schnappe mir seine Hand und fange ihn auf.
» Danke«, sagt er und verlangsamt das Tempo, um meine Hand nicht loslassen zu müssen. Einen Augenblick lang genieße ich das Gefühl von
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