Männerfrei: Roman (German Edition)
minimale Änderungen vorgenommen. Ich bin von folgender Grundidee ausgegangen: Kosmetik und Hygiene sind Frauensache. Genau das sollten wir ausnutzen. Vergesst den langweiligen PC-Scheiß. Frauen treffen die Kaufentscheidungen, Frauen achten darauf, welches Shampoo ihr Freund benutzt. Den Männern ist das scheißegal. Die interessiert nur eins: Sex. Und die Frauen interessiert nur, dass die Männer sie begehren.«
So weit, so pseudo-simplifizierend/selbstsicher/sexistisch. Frauen gegen Männer. Grr.
» Ich habe mir überlegt, das Ganze ein bisschen frecher zu gestalten. Diese Marke soll die Freuden von Körperhygiene repräsentieren. Den Sexappeal. Den Body.«
Mein Blick wandert wieder zu seinen Entwürfen, während er den ersten laut vorliest.
» Bliss. Für ihr Vergnügen… Und deins.«
Es gelingt mir endlich, meinen Blick auf die Schwarzweißzeichnung zu konzentrieren. Sie stellt einen weiblichen Körper im Schatten dar, gebogen in Ekstase, mit großen Brüsten, die zur Decke ragen, eingebettet in etwas, was ein Schaumbad zu sein scheint. Darüber steht der Slogan, darunter die Zeile: » Zeig mir die Schaumblasen.«
Ich sehe mir den zweiten Entwurf an. Wieder ist ein Frauenkörper abgebildet, dieses Mal unter der Dusche, beide Arme gegen die Wand gepresst, offenbar auch wieder in Ekstase. Derselbe Slogan mit der Unterzeile » Zeig mir das saubere Gefühl.«
Ich sehe mir den dritten Entwurf an. Es ist eine Frau im Bademantel, eine Schulter verführerisch enthüllt, die sich die Beine rasiert. » Zeig mir das glatte Gefühl.« Mein Blick überfliegt rasch die restlichen Tafeln. Alles derselbe Mist. Das Logo besteht aus einer Linie in Form eines weiblichen Torsos auf dem Rücken, die Brüste nach oben gereckt. Die Linie endet in einer kleinen Blüte. Und wieder » Für ihr Vergnügen… Und deins.« Ich sehe Coop an. Er erwidert meinen Blick, mit ausdruckslosem Gesicht.
» Was meinst du?«, frage ich Cooper.
» Was meinst DU?«, entgegnet er.
Ich räuspere mich und versuche, mich so kurz wie möglich zu fassen, damit ich nicht ins Stottern gerate. » Hm, mal sehen. Ich bin… Ähm, was genau will der Slogan › Für ihr Vergnügen… Und deins ‹ ausdrücken? Dass Bliss-Produkte Frauen sexuell stimulieren, damit der Mann sich die Mühe sparen kann?«
» Sicher, meinetwegen. Das Entscheidende ist, es ist sexy«, sagt Andy. » Und es ist ironisch. Man kann ruhig ein bisschen Humor reinbringen. Ich finde außerdem, wir sollten den Namen der Bodylotion in Funderwear ändern.«
( » Funderwear« ist der Name, den Andy für eine von ihm geleitete BH-Werbekampagne vor ungefähr einem Jahr vorgeschlagen hatte. Seine » Idee« war, normale Frauen bei ihren normalen Tätigkeiten in Unterwäsche zu zeigen. » Zum Beispiel eine Polizistin, die den Verkehr regelt– aber in BH und Slip!« Ah, die Frau als Sexobjekt. Steh ich drauf. Wir haben den Auftrag nicht bekommen. Kein Wunder. Cooper hat Andy seither kein Projekt mehr anvertraut, wenn ich genauer darüber nachdenke.)
» Das ist doch nicht ironisch, sondern nur… äh, ich denke, es ist sexistisch und reduziert die Frauen zum Objekt.«
» Nur weil der weibliche Körper gezeigt wird, soll es sexistisch sein? Ach komm…« Andy verdreht die Augen. Ich bezweifle, dass er verstanden hat, was ich meine.
» Nein. Die Frauen werden zum Objekt reduziert, weil es suggeriert, wir würden allein schon dadurch zum Sexobjekt werden, dass wir in der Badewanne liegen. Es ist sexistisch, weil wir Frauenprodukte für Frauen vermarkten, aber der Slogan explizit Männer anspricht. Warum ist er › du ‹ und sie ist › sie ‹ ? Können Frauen nicht ihre eigenen Produkte kaufen?« Ich rede mit Andy, doch mein Blick ist auf die Entwürfe gerichtet, da es mir schwerfällt, ihm das alles ins Gesicht zu sagen. » Und der Text… Ich meine, ich kann einfach nicht… Der Text ist wischiwaschi. Wer sagt › Zeig mir ‹ ? Die Frau? Oder wir, die Betrachter, damit sie uns ihren Körper zeigt? Ich habe nichts gegen ein bisschen nackte Haut, aber es muss spritzig sein oder lustig…«
» Komm mir jetzt nicht mit deinem ollen haarigen Feminismus«, stöhnt Andy. » Das hier ist sexy und geistreich. Und es weckt Fantasien.«
Oh mein Gott, ich hasse es, wenn Männer über den Feminismus reden, als würde er den Tod ihres Geschlechts bedeuten, doch ich kann diese Diskussion nicht gegen einen Idioten wie Andy gewinnen. Und was meint er mit Fantasien? Was für Fantasien soll das bei mir
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