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Märchenkranz für Kinder - Märchen der Welt ; 67

Märchenkranz für Kinder - Märchen der Welt ; 67

Titel: Märchenkranz für Kinder - Märchen der Welt ; 67 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: JazzyBee Verlag Jürgen Beck
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Waldweibchen anzuschwärzen und zu verleumden. Bald war ein kostbares Kraut in Garten zertreten, bald eine seltene Blüthe zerpflückt, und auf welche es kam, die mußte ihre schönen Kleider ausziehen, und allein in ihrer Kammer bleiben, oder so lange im Thale suchen, bis sie das Kraut wieder gefunden hatte. Auch auf Käthchen war die Schuld mehrmals gekommen, ohne daß sie die That begangen hatte, und sie mußte die Strafe, wie die übrigen, erdulden.

     
    Käthchen wurde nun der Aufenthalt in dem schönen Thale immer verhaßter, und oft, wenn sie in ihrem Stübchen allein war, fing sie bitterlich an zu weinen, und sehnte sich wieder zurück zu ihren Aeltern und Geschwistern, bei denen sie zuvor arbeiten mußte, und sich nicht so schön putzen konnte, die sie aber Alle lieb hatten, und es herzlich gut mit ihr meinten.

     
    Eines Tages war das Waldweibchen verreist, was oft geschah, und Käthchen betrachtete die Kostbarkeiten der Zimmer. Da nahete sie sich auch der Papagoyenstube, und konnte der Neugierde nicht widerstehen, einen Blick durch das Schlüsselloch hinein zu werfen. Was sah sie da? Lauter schöne Vögel, die umherflatterten, und mit einander sprachen. »Ach, wann wird doch unser Unglück enden? wann wird die alte Zauberinn uns befreien?« so riefen sie unter einander. Als Käthchen dies hörte, wünschte sie zu wissen, was ihr Unglück wäre; aber sie getrauete sich nicht, zu fragen.

     
    Da hörte sie unvermuthet eine Stimme rufen: »Käthchen, kommst du, uns zu befreien?«

     
    »Wer seyd ihr denn, und wie seyd ihr da hinein gekommen?« fragte Käthchen.

     
    »Komm herein!« antwortete es drinnen, »und du sollst Alles erfahren.«

     
    »Ich darf nicht!« sagte Käthchen.

     
    »Thu' es nur,« rief es ihr zu, »und es wird dir und uns von großem Nutzen seyn.«

     
    »Wie kann ich aber, da ich keinen Schlüssel habe?« fragte Käthchen.

     
    »Hole die feuerrothe Blume,« sagten die Vögel, »die unter unserm Fenster blüht, berühre das Schloß damit, und es wird sich sogleich öffnen.«

     
    Käthchen ging mit zögernden Schritten fort, brachte die Blume, und kaum hatte sie das Schloß damit berührt, so sprang auch die Thüre mit einem furchtbaren Getöse auf.

     
    »Unsere Erretterinn! unsere Befreierinn!« riefen die Vögel durch einander, und ihre vorige Traurigkeit war verschwunden. »Wisse,« sagte der eine von ihnen, »daß wir Alle auch Mädchen waren, unbesonnen und leichtsinnig, wie du, und von dem alten Weibe in dies Thal gelockt wurden. Aber nach und nach wurden wir des traurigen Lebens überdrüssig; wir scheueten uns, ferner Gift zu bereiten, womit die Alte böse Künste treibt, und suchten zu entfliehen; aber das Waldweibchen war geschwinder, und verwandelte uns zur Strafe in Vögel. Du hast uns unsere Freiheit gegeben, denn nichts hindert uns an der Flucht. Du aber suche dich auch zu retten, denn wenn die Zauberinn dich noch im Thale findet, so wirst du ebenfalls zur Strafe in einen Vogel verwandelt. Suche nur aus dem Thale zu kommen, denn über dasselbe hinaus reicht die Macht der bösen Alten nicht.«

     
    Käthchen erschrak, als sie dies hörte, und lief, was sie immer konnte, um nur aus dem Thale zu kommen. Schon war sie ganz erschöpft, und wollte ermüdet niedersinken, als plötzlich die Stimme der Alten hinter ihr her erscholl, die sie verfolgte. Da verdoppelte sie ihre Anstrengung, und erblickte, zu ihrer großen Freude, die Fee Cöleste, welche ihr entgegen eilte, und sie glücklich aus dem Thale rettete. Nun hatte das böse Waldweib keine Macht mehr an ihr, und ging ergrimmt zurück. Käthchen aber war froh, als sie sich gerettet sah, und dankte der Fee mit Thränen der Rührung für ihre Hülfe, und versprach ihr, nie wieder ihren Aeltern ungehorsam zu seyn. Sie eilte dann zurück in das älterliche Haus, wurde mit großer Freude von Vater und Mutter und Geschwistern empfangen, verrichtete willig ihre Geschäfte, und lebte seitdem glücklich und zufrieden.

     

     
15. Blaubart.

     

     
    Es war einmal ein König, der sehr reich war; aber zu seinem eigenen Verdrusse hatte er einen blauen Bart, der ihn so widerlich und abschreckend machte, daß jeder, der ihn sah, sich vor ihm fürchtete.

     
    Nun wohnte in seiner Nachbarschaft eine Wittwe, welche drei Söhne und zwei Töchter hatte, die sich einander sehr liebten und sich halfen, wo sie nur konnten. Die jüngste Tochter hieß Trudchen, und war von großer Schönheit; Aennchen, die älteste, war zwar nicht so

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