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Mafia AG: Camorra, Cosa Nostra und 'Ndrangheta erobern Norditalien (German Edition)

Mafia AG: Camorra, Cosa Nostra und 'Ndrangheta erobern Norditalien (German Edition)

Titel: Mafia AG: Camorra, Cosa Nostra und 'Ndrangheta erobern Norditalien (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giovanni Tizian
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diese
Unieco
für ein Glücksfall!«, kommentierte der Mailänder Unternehmer abschließend. Immerhin gehört die
Unieco
zu den bekanntesten im Baugeschäft engagierten Kooperativen Italiens. In der Liste der Baufirmen mit dem größten Umsatz, die alljährlich von der italienischen Zeitung
Il Sole 24 Ore
erstellt wird, nahm sie den siebten Platz ein. »Sie ist auf dem Weg, die größte Kooperative Italiens zu werden. Bislang ist sie schon die zweit- oder drittgrößte«, kommentierte der begeisterte Unternehmer, zu dessen Vertrauten nicht zuletzt Salvatore Barbaro, Sohn von Domenico »L’ Australiano« (dt.: Der Australier) Barbaro (und Schwiegersohn des Paten Rocco Papalia), gehört.
    »Die
Unieco
vergibt bestimmte Arbeiten hier in der Lombardei ausschließlich an mich, das wirst du ja inzwischen mitbekommen haben. In Pero hab ich die Erdarbeiten ausgeführt, ebenso in Rozzano, Mailand, Abbiategrasso, Legnano, Cinisello. Und da ist noch viel mehr zu holen. Gleich zu Beginn des nächsten Jahres soll ich drei oder vier Abrisse für die durchführen. Außerdem bekomme ich drei oder vier große Aufträge für Erdarbeiten. Das weiß ich jetzt schon, weil ich meine Verbindungen habe (…). Ich hab mich ein bisschen großzügig gezeigt, so um die 2.000 Euro pro Monat (…). Was zum Teufel fangen die mit läppischen 2.000 Euro an? Ich weiß nur, dass ich mit ihnen ein Vielfaches davon verdienen werde.«
    »Freunde« innerhalb der
Unieco
, die Luraghi »sponsert«. Ein Satz, der von Bedeutung ist, und den Luraghi mehrfach äußert, unwissend, dass die Finanzpolizei jedes Wort, das er sagt, mitschneidet. Die Bestechung von Mitarbeitern der
Unieco
durch Luraghi war bisher weder Gegenstand polizeilicher Untersuchungen noch von Gerichtsverfahren. Aber es gibt eine weitere Tatsache, die noch viel stärker ins Gewicht fällt, gerade weil es sich bei der
Unieco
um eine Kooperative handelt. Der Unternehmer berichtet, wie entscheidend es für die
Unieco
gewesen sei, bestimmte Baustandards und die Iso-Zertifizierung einzuhalten. Diese Formalia müsse man schon erfüllen, wenn man mit der
Unieco
Geschäfte machen wolle. Dass Luraghi nach Auftragserhalt Subunternehmer beschäftige, die dergleichen nicht aufweisen könnten, spiele keine Rolle. Das sei nun mal so.
    Des Weiteren beschreibt Luraghi in dieser Unterhaltung den Querschnitt seiner Verflechtungen. Wenn da etwas von strafrechtlicher Bedeutung dabei ist, dann ist es nicht die Aufgabe des Journalisten, in diese Richtung zu ermitteln, was die soziale Verantwortung der Kooperative angeht. Was deren Geschichte angeht, Werte zu schaffen, aber nur bei gleichzeitigem Respekt vor der Arbeit der Beschäftigten. Aller Arbeiter, auch denjenigen der Subauftragnehmer. Das Netzwerk innerhalb der Bauwirtschaft ist – genau wie in der Agrarindustrie – immer umfassender geworden. Es kann dabei jedoch dazu kommen, dass Firmen und Kooperativen, die sich die soziale Verantwortung auf die Fahnen geschrieben haben, über die Gleichgültigkeit ins Stolpern geraten. Gleichgültig gegenüber den Vorgängen auf den niedrigeren Ebenen des Netzwerks.
    Gleichgültigkeit gegenüber dem, was sich nicht im eigenen Hinterhof abspielt, kann manchmal sehr einträglich sein und die Profite steigern. Besteht das oberste Ziel nur noch in der Profitmaximierung, die die Einschränkung der Rechte der Arbeiter zur Folge hat, schließen die Firmen und Kooperativen die Augen vor der Vorgehensweise der Unternehmer, denen sie die Subaufträge zugeschoben haben.
    Die Verbindungen zwischen der
Lavori Stradali
von Luraghi und der Kooperative
Unieco
gehen allerdings noch weiter. Die OK-Abteilung der Mailänder Finanzpolizei beschreibt einen spezifischen Kreislauf von Geld verdächtiger Herkunft im Rahmen der Zusammenarbeit beider Unternehmen. Schwarzgeld, das man über die Kassen der Kooperative waschen könne, erklärte Luraghi während einer im Bericht wiedergegebenen Unterhaltung. Aber der in erster Instanz wegen Nähe zu mafiösen Gruppierungen verurteilte Unternehmer verriet noch weitere Details. So war es möglich, das Verhalten des damaligen technischen Direktors der
Unieco
, Giuseppe Maranci, besser zu verstehen. Angesichts der Klarheit, mit der Luraghi den zwielichtigen Prozess erläuterte, soll im Folgenden die gesamte Passage ungekürzt wiedergegeben werden: »Mit der
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hab ich Sonderzahlungen vereinbart. Für die Baustelle, auf der wir selbst gar nicht arbeiten, haben sie 30.800 Euro bezahlt, davon 20.000

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