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Magazine of Fantasy and Science Fiction 17 - Grenzgänger zwischen den Welten

Magazine of Fantasy and Science Fiction 17 - Grenzgänger zwischen den Welten

Titel: Magazine of Fantasy and Science Fiction 17 - Grenzgänger zwischen den Welten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.A.
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stammte von einer kleinen Sonne, die aus einem grünlichen Himmel leuchtete, und der Boden gehörte zu der felsigen Landschaft, die sich nach drei Seiten erstreckte und irgendwo weit im Hintergrund in den Himmel überzugehen schien. An der vierten Seite – also unmittelbar vor Jonathan – erhob sich eine Basaltmasse, die er zunächst für einen Berg hielt. Aber dann wurde ihm doch klar, daß es sich dabei nicht um einen Berg handelte; jedenfalls war es nicht immer einer gewesen. Es war ein Asteroid.
    Er traute seinen Augen nicht recht und stand langsam auf, um sich besser umsehen zu können. Die Schwerkraft entsprach so genau der der Venus, daß er hätte schwören können, er befinde sich auf New Earth. Die kleine Sonne bewies ihm jedoch das Gegenteil, aber auch der grüne Himmel und der Asteroid sprachen dagegen. Der Asteroid befand sich etwa einen Kilometer weit entfernt und hatte sich tief in den Boden gebohrt. Der einzige Teil, der deutlich sichtbar war, ragte wie der Everest vor Jonathan auf.
    Das war also der Bauch des Wals.
    Jonathan merkte erst jetzt, daß er am ganzen Leibe zitterte. Allerdings nicht einfach aus Angst, sondern mehr vor Überraschung. Er hatte gewußt, daß der Raumwal groß war, aber dies hier – das war ein ganzer Planet! Mit Himmel, Sonne, Land ...
    Vielleicht auch mit Luft?
    Das Meßinstrument, das ihm die Füllung der Sauerstofftanks anzeigte, war innerhalb des Helmes genau in Augenhöhe angebracht. Jonathan konnte sich also mit einem einzigen Blick davon überzeugen, daß der Luftvorrat nur noch eine Viertelstunde ausreichte. Folglich blieben ihm zwei Möglichkeiten zur Auswahl. Er konnte fünfzehn Minuten warten und erst dann den Helm abnehmen, oder er konnte ihn gleich abnehmen. Und was sollte er mit dieser Viertelstunde anfangen, falls er sich für die erste Möglichkeit entschied? Sollte er sich an das Gesicht des Mädchens zu erinnern versuchen, mit dem er durch die Gärten auf dem Mond spaziert war? Er lachte plötzlich laut, schraubte den Helm ab und ließ ihn achtlos fallen.
    Im ersten Augenblick verschlug es ihm fast den Atem. Aber nicht etwa, weil die Luft zu dünn gewesen wäre, sondern weil sie so kräftig und würzig war. Sie enthielt mehr Sauerstoff, als die künstlich erzeugte Atmosphäre auf New Earth je enthalten hatte. Jonathan schlüpfte aus seinem Raumanzug und genoß das Gefühl, endlich wieder ungehindert gehen und stehen zu können. Die Sonne schien warm auf ihn herab, und der leichte Wind brachte den Geruch von regennasser Erde und blühenden Pflanzen mit sich. Blumen, Gras, Getreide. Schattige Bäume ...
    Jonathan sah sich verwirrt um. Der Boden bestand nur aus Felsbrocken, Kieselsteinen und Sand. Nirgendwo ein einziger Baum, keine einzige Blume; nicht einmal ein Grashalm ...
    Nein, nicht hier, Jonathan. Hier ist das nicht aufbereitete Land – eine Wildnis, wenn du das eher verstehst.
    Er drehte sich rasch um, obwohl er genau wußte, daß die Stimme nicht hinter seinem Rücken gesprochen hatte, daß es gar keine Stimme gewesen war. Schließlich wird jeder Mensch nervös, wenn er plötzlich Worte in seinem Inneren zu hören glaubt, die nicht von ihm stammen. Aber sie stammen doch von dir, Jonathan. Sie sind die Worte, mit denen du meine Gedanken ausdrückst – auch in diesem Augenblick.
    »Wer bist du?« fragte Jonathan.
    Ich bin der Boden, auf dem du stehst, die Luft, die du atmest, die Sonne, die dich wärmt, das Schott, das dich vor dem Vakuum des Alls beschützt. Ich bin der Raumwal – allerdings stehe ich auf einer wesentlich höheren Evolutionsstufe als die Säugetiere, die du als Wale kennst.
    Jonathan ballte die Fäuste und drückte sie gegen seine Schläfen. Offenbar war sein Verstand den Belastungen der letzten Stunden nicht gewachsen gewesen. Er war einfach übergeschnappt, denn sonst hätte er nicht Worte in seinem Kopf gehört, die dort nichts zu suchen hatten. Aber sie haben dort etwas zu suchen, Jonathan. Sie sind nichts anderes als meine projizierten Gedanken, die du selbst in deinen Wortschatz umsetzt. Wenn du mich etwas fragen möchtest, brauchst du die Fragen nur zu denken; ich antworte dann auf die gleiche Weise. Aber du mußt dich beeilen – ich kann die Verbindung nur aufrechterhalten, solange ich nicht durch äußere Einflüsse abgelenkt werde.
    Riesig, dachte er. Gigantisch ... titanisch ... häßlich ... Ein telepathischer Wal!
    Ich bin nicht wirklich häßlich. Einige der anderen Wale meiner Schule haben sogar gesagt, ich sei ...

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