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Magische Insel

Titel: Magische Insel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt
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wie ein gewöhnlicher Wintertag in Candar aus: grau und braun, kalt und verwelkt. Aber da waren diese toten, weißen, geschmolzenen Tore …
    Unwillkürlich griff ich nach meinem Stab, der mich irgendwie als etwas Besonderes auswies – ob ich wollte oder nicht. Die schwarzen Stahlbänder oben fühlten sich warm an. Ich spürte die Wärme sogar durch meine Handschuhe hindurch.
    »Lerris«, sagte Justen mit gedämpfter Stimme, »es könnte Ärger geben. Befolge ganz genau, was ich dir sage.«
    »Was?«
    »Tu, was ich sage. Verlas den Weg nicht. Halt deinen Stab fest, doch binde ihn nicht los. Ganz gleich, was auch geschieht.«
    Er hielt die Augen immer noch geschlossen. Seine Miene war ausdruckslos.
    Uunuuuuuuuuu …
    Es klang wie das Heulen des Windes. Doch dieser hatte sich gelegt, sobald wir die Tore passiert hatten. Der Himmel über uns war irgendwie dunkler, obwohl die Wolken genau wie zuvor aussahen. Es war noch nicht einmal Mittagszeit.
    Der Geruch der Schlacke und des ausgebrannten Feuers war jetzt noch stärker, aber ich konnte nirgends etwas sehen, das in letzter Zeit gebrannt haben könnte.
    Die blattlosen Büsche am Wegrand kamen mir irgendwie verkrümmt vor. An einigen hingen noch Herbstblätter – doch diese waren weiß. Auch die Äste waren beinahe strahlend weiß. Ich hatte noch keinen Baum oder Busch mit glatter weißer Rinde gesehen. Selbst die Rinde der Birke war rau und nicht rein weiß.
    UUUUuuuuuuu …
    Ich packte den Stab mit der linken Hand fester und hielt die Zügel straff in der rechten. Der Weg führte leicht abwärts. Gairloch schritt ruhig dahin.
    Vor uns wurde der Weg breiter und verlief eben. Unter dem Staub und dem Schlamm sah ich Spuren der Pflastersteine. Jetzt standen hinter den Büschen einstöckige Häuser.
    »Hier befand sich das alte Zentrum der Stadt. Alles aus festem Stein erbaut. In manchen Fällen verwendete man Granit«, erklärte Justen, immer noch mit geschlossenen Augen.
    Ich ließ den Blick über die Ruinen gleiten. Die Häuser hatten keine Dächer, waren jedoch besser erhalten als die Stadttore. Wenn man bei einigen die Schuttberge, die sich an ihren Wänden aufgetürmt hatten, weggeräumt, neue Dächer draufgesetzt und innen alles wieder hergestellt hätte, wären sie bestimmt bewohnbar gewesen.
    UUUUUuuuuuuu …
    »Vor uns liegt das neuere Zentrum der Stadt, wo der Rat Gericht zu halten pflegte …«
    Wie man diese Ruinen neu nennen konnte, überstieg mein Begriffsvermögen. Und dieses Heulen machte mich langsam unruhig. Justen schien es nicht zu stören. Jedenfalls äußerte er sich nicht dazu, sondern ritt mit geschlossenen Augen dahin.
    Aber Justen musste irgend etwas sehen. Er war ein Magier. Antonin hatte das auch gesagt, und er hatte mehrere Lehrlinge gehabt, die Meister geworden waren – jedenfalls hatte ich das seinen Worten entnommen.
    UUUUUUUuuuuiiiiii …
    Das schreckliche Heulen klang auf der anderen Seite des ›neueren‹ Stadtzentrums viel näher.
    Der Stab in meiner linken Hand war jetzt wärmer als vorhin. Ich betrachtete aufmerksam die Ruinen, während Rosenfuß und Gairloch unbeirrt weiter auf das Heulen zustapften.
    Die Macht, welche die Steine der Tore hatte schmelzen lassen, hatte hier am ›neuen‹ Stadtkern noch schlimmer zugeschlagen. Die Ruinen der Gebäude waren verkrümmt, als wären sie weißes Wachs gewesen, das in einen feurigen Wirbelsturm geraten war und dann unter einem riesigen Fuß zerstampft wurde.
    »Der Rat der Magier hat diese Gebäude erbaut, die Zunft der Steinmetzen hat das alte Zentrum errichtet.« Justen öffnete die Augen immer noch nicht, doch zum ersten Mal klang seine Stimme angespannt.
    Ich schüttelte den Kopf. Was sollten diese Beschreibungen und Erklärungen? Dieser Ort war eindeutig gefährlich. Inzwischen brannten meine Lungen bei jedem Atemzug, so stark war der Geruch der Asche.
    »Schau nicht umher. Halte die Augen geradeaus. Erkennen führt zu Angst, und Angst verstärkt ihre Macht.«
    »Wessen Macht?«
    »Die Macht der Heuler.«
    Ich nahm den Stab so, dass ich ihn jederzeit aus der Halterung reißen konnte, falls es nötig war.
    »Lass das!«
    Ich zwang mich, den Griff um das dunkle Holz etwas zu lockern und geradeaus zu blicken.
    UUUUUUiiiiiiiiiiuuuuuuuiiiüüi …
    Aus dem Augenwinkel sah ich links einen Schemen, der meine Aufmerksamkeit erregen wollte.
    Ich heftete die Augen auf Gairlochs Mähne, und der weiße Schemen verschwand.
    »Mit jeder Generation werden sie schwächer. Und mit jeder Person, die

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