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Maigret zögert

Maigret zögert

Titel: Maigret zögert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georges Simenon
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kamen um sechs Uhr die Treppe herunter und trennten sich auf dem Gehweg.«
    »Und weiter?«
    »Ich ging zwei- oder dreimal bis in den vierten Stock hinauf, aber ich sah und hörte nichts. Ebensogut hätte ich die Nacht in einer Kirche umherwandern können. Die Peruaner kehrten gegen drei Uhr morgens zurück, nachdem sie im >Maxim’s< soupiert hatten. Zuvor hatten sie eine große Filmpremiere an den Champs-Elysees besucht. Sie scheinen waschechte Pariser geworden zu sein.
    Damit ist alles zu dieser Nacht gesagt. Nicht einmal eine Katze hat sich gezeigt, und das ist wörtlich zu nehmen, denn abgesehen von dem Papagei der Peruaner gibt es kein Tier im Haus...
    Habe ich Ihnen schon gesagt, dass Ferdinand, der Hausdiener der Parendons, ungefähr um zehn Uhr schlafen ging und dass die Köchin um neun Uhr das Haus verließ?
    Der erste, der morgens um sieben Uhr im Hof erschien, war Ferdinand. Er ging wie jeden Morgen in die Bar an der Ecke der Rue du Cirque, wo er seinen ersten Kaffee trinkt und frische Croissants isst. Er war eine halbe Stunde weg. Während dieser Zeit traf die Köchin ein, ebenso die Putzfrau und Madame Marchand.
    Der Chauffeur kam aus seinem Zimmer über den Garagen neben dem von Ferdinand und ging hinauf zum Frühstück.
    Ich habe nicht alles sofort notiert. Daher ist ein gewisses Durcheinander in meinen Notizen... Im Laufe der Nacht habe ich bestimmt zehnmal an der Tür der Parendons gelauscht, aber ich habe nichts gehört.
    Der Chauffeur der Peruaner fuhr den Rolls seiner Herrschaften aus der Garage, um ihn wie jeden Morgen zu waschen.«
    Lapointe steckte sein Notizbuch wieder ein.
    »Das ist alles, Chef. Janvier hat mich abgelöst. Ich habe ihn Lamure vorgestellt, der ihn anscheinend schon kannte, und bin gegangen.«
    »Und jetzt leg dich schnell schlafen, mein Kleiner.«
    In ein paar Minuten würde die Glocke, die zum Rapport rief, durch die Flure hallen. Maigret stopfte sich eine Pfeife, nahm den Brieföffner und sah schnell die Post durch.
    Er war erleichtert. Und dazu hatte er allen Grund.
    Trotzdem spürte er noch einen Druck im Magen, eine vage Beklommenheit.
    Beim Direktor war das Hauptthema der Sohn eines Ministers, der um vier Uhr morgens an der Ecke der Rue FrancoisIer einen Autounfall verursacht hatte. Man war in einer misslichen Lage, denn er war nicht nur betrunken gewesen, sondern hatte auch ein Mädchen dabei, dessen Name, wollte man einen Skandal vermeiden, verschwiegen werden musste. Man hatte sie ins Krankenhaus bringen müssen. Der Fahrer des Wagens, mit dem er kollidiert war, war noch am Unfallort gestorben.
    »Was halten Sie davon, Maigret?«
    »Ich? Nichts, Herr Direktor.«
    Wenn es um Politik ging oder um etwas, das auch nur an Politik rührte, existierte Maigret nicht mehr. In solchen Fällen beherrschte er die Kunst, eine undurchdringliche, fast dümmliche Miene aufzusetzen.
    »Aber wir müssen eine Lösung finden. Die Zeitungen wissen noch nichts, aber in einer oder zwei Stunden werden sie auf dem laufenden sein.«
    Es war zehn Uhr. Auf dem Schreibtisch des großen Chefs klingelte das Telefon, und er nahm nervös den Hörer ab.
    »Ja, er ist hier.«
    Er hielt Maigret den Hörer hin.
    »Es ist für Sie.«
    Maigret ahnte etwas. Er wusste, noch bevor er die Muschel an sein Ohr führte, dass in der Avenue Marigny etwas geschehen war. Und es war tatsächlich Janviers Stimme, die leise, fast verlegen, fragte:
    »Sind Sie’s, Chef?«
    »Ja, ich bin’s... Also, wer?«
    Janvier begriff sofort.
    »Die junge Sekretärin.«
    »Tot?«
    »Leider.«
    »Erschossen?«
    »Nein. Es geschah völlig lautlos. Niemand hat etwas bemerkt. Der Arzt ist noch nicht eingetroffen. Ich wollte Sie nur gleich anrufen, obwohl ich noch keine Einzelheiten weiß, denn ich war unten. Monsieur Parendon steht wie zerschlagen neben mir. Wir erwarten Doktor Martin jede Minute...«
    »Erstochen?«
    »Genauer gesagt, die Kehle ist durchgeschnitten.«
    »Ich komme.«
    Der Direktor und seine Kollegen schauten ihn an und waren überrascht, wie bleich und betroffen er war. Wurde man am Quai des Orfevres, vor allem in der Kriminalabteilung, nicht tagtäglich mit Mord konfrontiert?
    »Wer ist es?« fragte der Direktor.
    »Die Sekretärin von Parendon.«
    »Der Neurologe?«
    »Nein, sein Bruder, der Anwalt. Ich hatte anonyme Briefe bekommen.«
    Er ging ohne weitere Erklärungen zur Tür und eilte direkt in das Büro der Inspektoren.
    »Lucas?«
    »Hier, Chef!«
    Er blickte sich um.
    »Und du, Torrence. Gut. Kommt beide in

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