Malloreon 3 - Dämon von Karanda
aufziehen.« »Ferkel«, verbesserte sie. Er blickte sie an. »Zumindest könnten sie dann den Speck verkaufen«, erklärte Liselle. »So wäre die Mühe nicht ganz umsonst.« »Hat Ce'Nedra tatsächlich Kopfschmerzen?«
»Natürlich nicht. Sie findet nur, daß sie für einen Abend bereits genug Eroberungen gemacht hat. Sie möchte sich ein paar für zukünftige Gelegenheiten aufheben. Jetzt ist die günstigste Zeit, sich grandios zurückzuziehen und eine Horde enttäuschter Bewunderer niedergeschmettert zurückzulassen, die darauf brannten, sie kennenzulernen.«
»Das ist eine merkwürdige Art, es zu sehen.« Sammet lachte und hakte sich voll Zuneigung bei ihm ein. »Nicht für eine Frau.«
Am nächsten Morgen, kurz nach dem Frühstück, wurden Garion und Belgarath zu einer Besprechung mit Zakath und Brador im kaiserlichen Studiergemach gebeten. Der Raum war groß und gemütlich, mit Bücherregalen und Landkarten an den Wänden, und weichen Polstersesseln um niedrige Tischchen. Es war ein warmer Tag, so waren die Fenster geöffnet, und eine sanfte Brise, die Blütenduft mit sich trug, spielte mit den Vorhängen.
»Guten Morgen, meine Herren«, begrüßte sie Zakath, als sie durch die Tür traten. »Ich hoffe, Ihr habt gut geschlafen.«
»Nachdem es mir endlich gelungen war, Ce'Nedra aus dem Becken zu locken«, antwortete Garion lachend. »Es ist ein bißchen zu bequem. Kannst du dir vorstellen, daß sie gestern dreimal gebadet hat?«
»In Mal Zeth ist es im Sommer sehr heiß und staubig«, sagte Zakath. »Baden macht es erträglicher.«
»Wie kommt eigentlich das heiße Wasser ins Becken?« erkundigte sich Garion neugierig. »Ich habe nicht gesehen, daß irgend jemand es angeschleppt hätte.«
»Durch Leitungen unter dem Fußboden«, erklärte der Kaiser. »Der Mann, der dieses System erfand, wurde zum Baronet erhoben.«
»Ich hoffe, du hast nichts dagegen, wenn wir es nachbauen. Durnik fertigt bereits Skizzen an.«
»Ich persönlich finde es ungesund«, sagte Belgarath. »Baden sollte man im Freien – in kaltem Wasser. Dieses Verhätscheln verweichlicht die Leute nur.« Er blickte Zakath an. »Aber ich bin sicher, Ihr habt uns nicht hergebeten, um über das Baden zu philosophieren.«
»Außer, Ihr möchtet es, Belgarath.« Zakath setzte sich in seinem Sessel auf. »Nun, da wir Gelegenheit hatten, uns von unserer Reise zu erholen, dachte ich, es wäre Zeit, uns an die Arbeit zu machen. Bradors Leute haben ihre Berichte abgeliefert, und er ist bereit, uns einen Überblick über die Lage in Karanda zu geben, mit seiner Einschätzung. Fangt an, Brador.«
»Jawohl, Eure Majestät.« Der dicke Melcener stand auf und trat an die riesige Wandkarte des malloreanischen Kontinents. Sie war sorgfältig und fast künstlerisch angefertigt, Seen und Flüsse waren blau eingetragen, Steppen und Weideland grün, die Wälder dunkelgrün und die Berge braun mit weißen Gipfeln. Statt lediglich als Punkte eingezeichnet zu sein, waren die Städte durch Bilder von Gebäuden oder Festungen dargestellt. Das malloreanische Straßennetz war fast so gut entwickelt wie das tolnedrische.
Brador räusperte sich und mußte erst den Zeigestab, den er benutzen wollte, von einem verspielten Kätzchen befreien, ehe er beginnen konnte. »Wie ich bereits in Rak Hagga berichtete, kam ein Mann namens Mengha vor sechs Monaten aus diesem riesigen Wald nördlich vom Karandasee.« Er tippte auf einen großen Baumgürtel, der vom Karandesegebirge bis zur Bergkette von Zamad reichte. »Wir wissen sehr wenig über seine Herkunft.«
»Das stimmt nicht ganz, Brador«, widersprach Belgarath. »Cyradis erwähnte, daß er Grolimpriester ist – oder war. Das versetzt uns in die Lage, so allerlei Schlüsse zu ziehen.«
»Es würde mich sehr interessieren, was Ihr daraus folgern könnt«, sagte Zakath.
Belgarath schaute sich im Gemach um, und sein Blick blieb auf mehreren vollen Kristallkaraffen hängen, die nebst hauchdünnen Gläsern auf einem Beistelltisch standen. »Darf ich?« fragte er. »Mit einem Glas in der Hand kann ich besser denken.« »Bedient Euch.«
Der Alte stand auf, trat an das Tischchen und füllte rubinroten Wein in ein Glas. »Garion?« Er hob die Karaffe. »Nein, danke, Großvater.«
Belgarath gab den Kristallstöpsel klickend zurück und fing an, auf dem blauen Teppich hin und her zu stapfen. »Also gut«, begann er. »Wir wissen, daß die Dämonenverehrung in Karanda nicht auszurotten ist, obwohl Toraks Grolimpriester sich
Weitere Kostenlose Bücher