Malloreon 3 - Dämon von Karanda
Zeit nicht mehr in Mal Zeth. Macht mich sprachlos, indem Ihr mir sagt, welchen Gewinn meine Anlagen hier abwerfen.« »Unser Profit ist seit dem Vorjahr um fünfzehn Prozent gestiegen.« »Nicht mehr?« fragte Silk enttäuscht.
»Wir haben gerade eine sehr hohe Summe für Ware ausgegeben. Wenn man den momentanen Wert dafür berechnet, kommen wir näher an vierzig Prozent.«
»Na, das klingt gleich viel besser. Aber warum soviel Ware?«
»Yarbleks Anweisung. Er ist gegenwärtig in Mal Camat und verhandelt über Schiffe, welche die Ware in den Westen transportieren sollen. Ich nehme an, daß er in etwa einer Woche hier sein wird – er und dieses ständig fluchende Weibsstück.« Dolmar stand auf, sammelte sorgfältig alle Schriftstücke auf dem Tisch ein und trug sie zu einem eisernen Öfchen in einer Ecke. Er bückte sich, öffnete die Ofentür und legte ungerührt die Pergamente auf das kleine Feuer.
Zu Garions Erstaunen protestierte Silk nicht über diese Vernichtung von Dokumenten. »Wir haben uns auf dem Wollmarkt umgesehen«, berichtete der Melcener, als er zu seinem jetzt leeren Tisch zurückkehrte. »Bei der zunehmenden Einberufung wird das Militärbeschaffungsamt zweifellos Wolle für Uniformen, Umhänge und Decken brauchen. Wenn wir das Vorkaufsrecht von allen größeren Schafzüchtern aufkaufen, kontrollieren wir den Markt und brechen vielleicht das Monopol, welches das Melcener Konsortium auf den Militäreinkauf hat. Ich bin überzeugt, wenn wir erst einen Fuß in der Tür des Amtes haben, kriegen wir auch eine Chance bei der Ausschreibung für alle anderen Aufträge.«
Silk zupfte an seiner langen Nase und kniff nachdenklich die Augen zusammen. »Bohnen«, sagte er. »Wie bitte?«
»Seht mal nach, wie es mit dem Vorkaufsrecht für die Bohnenernte in diesem Jahr aussieht. Ein Soldat kann in verschlissener Uniform leben, aber essen muß er. Wenn wir die Bohnenernte kontrollieren – und vielleicht auch die Roggenernte – , hat das Beschaffungsamt keine Wahl. Es muß sich an uns wenden.« »Sehr schlau, Fürst Kheldar.« »Ich bin ja nicht von gestern«, erwiderte Silk.
»Das Konsortium trifft sich diese Woche in Melcene«, sagte der Faktor. »Es wird die Preise für die Gebrauchsgüter festsetzen. Wir sollten schauen, daß wir an diese Preisliste herankommen.«
»Ich bin im Schloß«, sagte Silk, »vielleicht kann ich sie irgend jemandem entlocken.«
»Da ist noch etwas, was Ihr wissen solltet, Fürst Kheldar. Ich habe gehört, daß das Konsortium Baron Vasca vom Handelsministerium einen Gesetzentwurf vorlegen wird. Dieses Gesetz soll angeblich dem Schutz der Wirtschaft gelten, aber tatsächlich ist es gegen Euch und Yarblek gerichtet. Sie wollen westliche Kaufleute, die einen jährlichen Umsatz von mehr als zehn Millionen haben, auf zwei oder drei Enklaven an der Westküste beschränken. Das würde keinen Einfluß auf kleinere Kaufleute haben, aber wir wären wahrscheinlich aus dem Geschäft.«
»Können wir jemanden bestechen, um zu verhindern, daß dieses Gesetz in Kraft tritt?«
»Wir bezahlen Vasca bereits ein Vermögen, damit er uns in Frieden läßt, aber das Konsortium wirft mit Geld nur so um sich. Es ist möglich, daß der Baron nachgibt.«
»Ich werde mich erst mal im Schloß umhören, ehe ihr Vascas Bestechungsgelder verdoppelt oder dergleichen.« »Bestechung ist der übliche Weg, Fürst Kheldar.«
»Ich weiß. Aber manchmal wirkt Erpressung sogar noch besser.« Silks Blick wanderte zu Garion, dann zurück zu seinem Faktor. »Was wißt Ihr über die Geschehnisse in Karanda?«
»Genug, um sicher zu sein, daß sie katastrophal für das Geschäft sind. Wirklich ehrbare Kaufleute aller Art und auch andere schließen ihre Geschäfte und eilen scharenweise nach Calida, um in Menghas Armee einzutreten. Dann marschieren sie im Kreis herum, schwenken rostige Schwerter und brüllen ›Tod den Angarakanern!‹«
»Irgendeine Chance, ihnen Waffen zu verkaufen?« fragte Silk rasch.
»Wahrscheinlich nicht. In ganz Nordkaranda gibt es nicht genug richtiges Geld, das die Mühe wert wäre, und die politischen Unruhen haben zur Schließung der Minen geführt. Der Edelsteinmarkt ist so gut wie versiegt.«
Silk nickte düster. »Was geht da oben wirklich vor, Dolmar? Die Berichte, mit denen Brador aufwartete, waren ziemlich oberflächlich.«
»Mengha kam mit Dämonen vor den Toren Calidas an.« Der Faktor zuckte die Schultern. »Die Karandeser verfielen erst der Angst und dann religiösem
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