Mandys Verlangen
Haus umzusehen.
Mandy war immer noch ärgerlich, und der Anruf schürte diesen Ärger noch. Wieso kamen eigentlich alle mit ihren Problemen zu ihr gelaufen? Hatte sie ein »Nervt mich bitte!« auf die Stirn tätowiert?
»Du kennst dich hier aus und weißt, zu wem du gehen musst«, erwiderte Nick, als sie ihn fragte, weshalb er sich nicht selbst darum kümmerte. »Katie weiß Bescheid und passt auf die Farm auf. Du müsstest nur dafür sorgen, dass die Arbeiter ins Haus können und Katie die Leute nicht mit ihrem Gewehr vertreibt.«
»Was soll denn das heißen?« Mandy war empört. »Ich soll die Leute einfach beauftragen, ohne zu wissen, was sie tun sollen und welche Tapeten und Farben du in den einzelnen Zimmern haben möchtest? Und glaubst du eigentlich, dass ich nichts anderes zu tun habe?«
»Okay, okay, ich weiß, dass ich viel verlange«, lenkte Nicholas ein. »Aber bitte, tu mir den Gefallen und besorg die Handwerker. Sie können damit anfangen, überall die Tapeten abzureißen und die Türen und Fenster abzuschleifen. Ich bin am Wochenende wieder zurück, und dann kümmere ich mich um den Rest.«
Mandy hätte ihm gerne gesagt, dass er sich zum Teufel scheren sollte. Aber bevor sie den Mund auftun konnte, hatte er sich schon verabschiedet und das Gespräch beendet. Wütend knallte sie das tragbare Telefon auf den Tisch und schnappte sich den Putzeimer.
Das war typisch Clay-Familie! Die noblen Herrschaften wiesen ihr Personal an, und das hatte zu springen. Aber sie war kein Personal! Und sie war auch nicht mehr der naive Teenager, der sich vom Reichtum und der Macht dieser Familie blenden ließ. Nicholas sollte sich gefälligst selbst um seinen Kram kümmern oder einen Hausmeister einstellen, dem er alles aufs Auge drücken konnte. Sie würde es jedenfalls nicht tun!
Den Rest des Tages verbrachte sie damit, ihren Zorn an den Fenstern und in den Zimmern auszutoben, die einen gründlichen Hausputz ohnehin dringend nötig hatten.
Wohl um sie zu versöhnen, traf am Montagmorgen ein riesiger Blumenstrauß in der Agentur ein. Absender war Nicholas Clayton. Er hatte eine Karte hinzugefügt, auf der er Mandy in wenigen Worten für ihre Hilfe dankte.
»Hm, ein richtig schöner, bunter Spätsommerstrauß.« Stacy-Joan sah bewundernd auf die Blumen, als sie sie hinaustrug, um sie ins Wasser zu stellen. »Von wem der Strauß auch sein mag, du musst es dem Absender angetan haben.«
Mandy erwiderte nichts darauf, sondern vertiefte sich in die Lektüre des Denver Chronicle , einer lokalen Tageszeitung.
Die Seite »Aus der Gesellschaft« brachte Nachrichten und Tratsch aus den »besseren« Kreisen der Stadt. Mandy interessierte diese Rubrik nicht sonderlich. Deshalb wollte sie schon weiterblättern, als ihr ein Foto ins Auge sprang.
Einen Moment starrte sie sprachlos auf das Bild, dann schlug sie die Seite ganz auf und las den zum Foto gehörenden Text.
Dr. Carla Young, Tochter des bekannten Herzspezialisten Mortimer Allan Young, die sich selbst als Neurochirurgin am Swedish Medical Center einen Namen gemacht hat, beim Tanz mit Dr. Clemens Sufforth, einem renommierten Facharzt (ebenfalls Swedish Medical Center). Das Paar genoss den Denver Rosenblütenball, der wie in jedem Jahr eine große Zahl von Gästen aus …
Mandy hob den Kopf und starrte auf die Tür, durch die Stacy-Joan gerade den Blumenstrauß hereintrug.
»Ich stelle ihn hier ans Fenster«, plapperte diese gut gelaunt, während sie an Mandys Schreibtisch vorbeiging. »Da macht er sich richtig gut. Schau mal.«
»Mhm.« Mandy stand auf, packte den Strauß, riss das Fenster auf und warf ihn hinaus. »Und da bleibt er«, bestimmte sie, als sie Stacy-Joans entsetzten Gesichtsausdruck sah. »Würdest du mir bitte einen Kaffee bringen?«
Stacy-Joan nickte stumm. Leise murmelte sie vor sich hin, als sie das Büro verließ, während Mandy an ihren Schreibtisch zurückkehrte und erneut nach der Zeitung griff.
Clemens grinste in die Kamera wie ein Staubsaugerverkäufer, der gerade einer Hausfrau den absoluten Ladenhüter angedreht hatte. Seine Hände lagen auf Carlas Schultern. Die Art, wie sie ihn ansah, das selige Lächeln, die ihm zugewandte Haltung, all das sprach eine deutliche Sprache.
Entschlossen hob Mandy den Hörer ans Ohr und wählte die Nummer seines Stationsbüros. Zu ihrer Überraschung war Clemens selbst am Apparat.
»Hi, Clem, ich bin’s, Mandy, erinnerst du dich?«
Clemens war viel zu spröde, um die Ironie in Mandolys Worten zu
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