Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Manhattan Blues

Manhattan Blues

Titel: Manhattan Blues Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Don Winslow
Vom Netzwerk:
haben«, fuhr Keneally
fort. »Du lieber Himmel, Walter, als ich wollte, daß Sie sie mir vom Hals
schaffen...«
    »Sie sollten bitte versuchen, sich nicht noch lächerlicher zu machen,
als Sie schon...«
    Keneally packte ihn am Ellbogen und drehte ihn zu sich herum.
    »Haben Sie?« fragte er. »Haben Sie sie getötet, Withers?“
    »Nein, Senator. Sie?«
    »Nein!« entgegnete Keneally. »Dieser Cop sagte auch, im ganzen Zimmer
befänden sich die Fingerabdrücke einer anderen Frau. Er möchte die
Fingerabdrücke von Madeleine!«
    »Das würde ich nicht erlauben, Senator«, bemerkte Walter ruhig. »Die
Fingerabdrücke werden vermutlich übereinstimmen.«
    Was Keneally wieder auf die Erde zurückbrachte. Er riß tatsächlich die
Augen auf, als er fragte: »Worum zum Teufel geht es hier eigentlich?«
    Walter erwiderte: »Ich bin mir meiner Sache zwar noch nicht sicher,
aber ich werde es Ihnen sagen, wenn es soweit ist. Unterdessen sollten Sie Ihre
Kerle von meiner Wohnung fernhalten, sich bemühen, Ihren Hosenschlitz
geschlossen zu halten und mit Ihrer Frau sprechen. Haben Sie mein Geld?«
    Keneally zog einen Umschlag aus der Tasche und stieß ihn Walter gegen
die Brust.
    »Nehmen Sie sich in acht, Withers.«
    »Seien Sie unbesorgt, Senator.«
    Ah, du bist vielleicht eine emsige Biene gewesen, Detective Sergeant
Zaif, dachte Walter, als er Keneally auf dem Bürgersteig stehen ließ. Du
summst herum und bestäubst alle deine Verdächtigen kreuz und quer, bis sich
eine der Blüten öffnet und mit einer Geschichte aufblüht. Erzählst deinem
Kumpel Walter, daß du Keneally verdächtigst, Marta aus dem Weg geräumt zu
haben, um dann Keneally zu sagen, daß ein außer Kontrolle geratener Withers
Marta umgebracht hat, um sich dann zu entschließen, Keneally zu erpressen.
Mal sehen, wer als erster redet. Wirklich, eine emsige Biene.
    Walter blieb einen Moment in der Halle des Bürogebäudes stehen, kam
zu dem Schluß, daß der Bericht über Howard bis zum nächsten Morgen warten
konnte, ging dann wieder auf die Straße und fuhr mit einem Taxi zur Ecke
Carmine Street und Sixth Avenue.
    Vor dem Parma Social Club stand kein Portier, nur der übliche Haufen
harter Jungs in ihren schwarzen Mänteln und blankpolierten Schuhen. Und einer
von ihnen war Paulie Martine »Walter Withers!« rief Paulie aus. »Wo zum Teufel
hast du gesteckt?!«
    »Überall und nirgends, Paulie.« Sie gaben sich die Hand.
    »Paulie, du hast einen Schuldschein von einem Burschen namens Sean
McGuire?« fragte Walter.
    »Ein großer Fehler«, erwiderte Paulie. »Laß dich nie mit
Schriftstellern ein. Sie halten sich für berechtigt, sich selbst ein Happy End
zu schreiben. Wieso? Kennst du den Kerl, Walter?«
    »Können wir reingehen?«
    Paulie schob Walter durch die Tür und sagte zu seinem Bodyguard: »Es
ist okay. Er gehört zu mir.«
    »Ich kenne Walter Withers«, sagte der Bodyguard. »Hallo, Carmine«,
sagte Walter.
    Carmine Badoglio hatte lange Zeit zum Gefolge von Albert D'Annunzio
gehört. Er war damals jünger gewesen und hatte vor rund zwölf Jahren auch etwas
weniger Speck auf den Hüften gehabt, als ein College-Student einen idiotischen
Buchmacher überredet hatte, für ihn zwei Riesen auf das Spiel Yale gegen
Harvard zu setzen. Er hatte verloren. Und Albert, der sich damals auch
persönlich für solche Details interessierte, war der Meinung gewesen, jemanden
bis an den äußersten Rand von New Haven schicken zu müssen, um den Jungen auf
den Kopf zu stellen, damit sein Geld herausfiel. College-Studenten von Yale
hatten nämlich die Angewohnheit, ihre Schulden nicht zu bezahlen. Carmine
erzählte gern die Geschichte über den jungen Walter Withers, der in einem
grauen Flanellanzug, mit einem Yale-Schal um den Hals und sternhagelvoll mit
zweitausendzweihundert in bar vor die Tür gerollt war und sagte, er müsse das
Geld Signor D'Annunzio persönlich geben, worauf der dämliche kleine Bookie
sich naß machte, so daß ihm der Urin am Bein herunterlief, aber Albert nahm das
Geld, und dann zieht dieser Junge noch einen Riesen aus der Tasche und gibt ihn
Albert als »Sicherheit gegen künftige Verluste«, sagt es aber auf italienisch,
wirklich, und lädt Albert ein, gelegentlich mit ihm im Club Tennis zu spielen.
Alle warteten darauf, daß Albert dem Jungen den Kopf abriß und ihn aufaß, aber
Albert sah sich um, lächelte breit und sagte: »Wer ist dieser Junge? Er hat
Stil.« Folglich war Walter im Parma Social Club willkommen. In den
nachfolgenden

Weitere Kostenlose Bücher